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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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bezweifle, ob Loguisse uns so Auskunft geben würde. Du hast ja gehört, was sie Hyaroll sagte. Deshalb mußt du an meiner Stelle zu ihr, Reem. Es ist gefährlich, ich weiß, aber Kell hat es in erster Linie auf mich abgesehen. Er wird wissen, daß du mich verläßt, ohne etwas von dem Grund zu ahnen, und ich sorge dafür, daß der Kephalos dich so lange wie möglich schützt. Bist du einverstanden?«
    »Und während meiner Abwesenheit läßt du dich zu keinen tollkühnen Aktionen hinreißen?«
    »Wie könnte ich das? Ich bin dazu gezwungen, in unmittelbarer Nähe des Kephalos zu verweilen und kann nur hoffen, daß die verdammte Schlange keine Möglichkeit findet, vollständige Kontrolle über meinen Dom zu erringen und die Abwehrschilde zu desaktivieren.«
    »Dazu wäre er doch wohl nicht imstande … Ich meine … ich weiß nicht … Zur Hölle mit ihm! Es nimmt einfach kein Ende …
    Na schön, Lee. Ich fliege zu Loguisse. Und zwar auf der Stelle, wenn du nichts dagegen hast.« Mit einem nervösen Ruck stand Shareem auf, ging einige Schritte weit fort, machte dann kehrt und berührte das Gesicht ihrer Tochter. »Sei auf der Hut, ja?« Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sie sich um und lief in Richtung des Gleiters.
    Aleytys sah dem davonfliegenden Schweber nach, und das jähe Gefühl der Einsamkeit belastete sie überraschend stark. Ohne Shareem wirkte der Dom leer und verlassen. Mit Verblüffung reagierte sie auf die Erkenntnis, eine Freundin gefunden zu haben. Keine Mutter, sondern eine gute Freundin. Sie hatte erwartet, bei der Begegnung mit ihrer Mutter Haß und Zorn zu empfinden, doch als sie schließlich zusammentrafen, fand sie Gefallen an Shareem. Sie genoß ihre Gesellschaft. Shareem weckte den fröhlichen Aspekt ihres Wesens und half ihr dabei, die schwermütigen Stimmungslagen zu überwinden.
    Unruhig wanderte sie durch den Garten, nachdem der Kepha-los ihr gemeldet hatte, Shareem habe unbehelligt die Grenze des Erfassungsbereichs seiner Sensoren erreicht. Aleytys sah sich außerstande dazu, sich mit den nötigen Plänen zu befassen, war nicht einmal dann dazu fähig, als die eifersüchtige Harskari sie zur Eile mahnte. Der uralte Geist in ihrem Bewußtsein mochte es nicht, den ersten Platz auf der Zuneigungsliste Aleytys’ zugunsten ihrer leiblichen Mutter räumen zu müssen. Nun, das stimmte nicht ganz, aber Aleytys wußte, daß Harskari gute Gründe für ihre Bitterkeit hatte. Nach einer Weile fiel ihr auf, daß sie Harskari nicht mehr >Mutter< nannte, wenn Shareem zugegen war. Zwar sprach sie Shareem nur sehr selten mit >Mutter< an, und natürlich konnte Shareem die im Kopf Aleytys’ stattfindenden mentalen Gespräche nicht hören und deshalb auch nicht beleidigt sein - doch trotzdem konnte sie sich nicht mehr dazu durchringen, Harskari mit einer derartigen Titulierung zu versehen. Obgleich sich Harskari weitaus länger um Aleytys gekümmert hatte, noch dazu auf eine Weise, mit der Shareem niemals zu konkurrieren vermochte. Und Harskari hatte diese Veränderung bemerkt -jener alten Seele entging nichts von dem, was sich im Innern Aleytys’ zutrug. Der Wandel und seine Bedeutung machten sie traurig. Aleytys bedauerte das. Sie verdankte Harskari sehr viel. Sie mochte den Uraltgeist, und Sorge entstand in ihr, als sie fühlte, wie rasch die Kraft nachließ, auf die sich Harskari während all der Äonen gestützt hatte, die seit ihrem ersten und nicht endgültigen Tod verstrichen waren. Die zweite Seele in ihr benötigte einen Körper, und zwar so schnell wie möglich.
    Aleytys verfluchte Kell. Mit seinen Attacken verhinderte er, daß sie sich um diese Angelegenheit kümmern konnte, gerade jetzt, da sie begriffen hatte, wie sehr die Zeit drängte. Und sie verdammte auch sich selbst, weil sie bisher die Augen vor diesem Problem verschlossen hatte. Der daraufhin in ihr emporwallende Ärger verlieh ihr neue Kraft, und sie gab ihre nervöse Wanderung auf, trat raschen Schrittes um das Haus herum und näherte sich dem Landeteller. »Kephalos, schick mir den Gleiter Synkattas.«
    Die Scheibe versank im Boden. Aleytys wartete, neigte den Kopf zur Seite und betrachtete die Dombarrieren. >Harskari, wenn du den Stasistrick anwendest, kann ich mich bewegen, obgleich alles andere langsamer wird oder gar ganz erstarrt. Was ist mit einem Gleiter? Funktionieren die Triebwerke eines Schwebers im Innern des Feldes?<
    Ellipsoide Bernsteinaugen öffneten sich, und vor dem inneren Fokus Aleytys’ zeichneten sich

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