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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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er gab ihnen die Schuld daran, warf ihnen vor, unfruchtbar zu sein, ihn zu täuschen und seine Experimente zu sabotieren … Ich habe nie begriffen, wie sie zu so etwas in der Lage hätten sein sollen, denn schließlich waren sie in den Käfigen gefangen. Doch zu jenem Zeitpunkt brachte Kell nicht mehr die Breitschaft auf, sich mit rationalen Argumenten zu befassen.
    Und während ich mich in seinem Dom aufhielt, ließ er mich die ganze Zeit überwachen. Wenn er sein Quartier verlassen mußte, schaltete er verborgene Kameras ein, zwang mich später dazu, mir die Aufzeichnungen anzusehen und ihm alles zu berichten, was mir durch den Kopf ging. Manchmal verstand er mich nicht, und dann schlug er mich … Seine Hiebe galten dem Körper, so daß sie keine zu offensichtlichen Spuren hinterließen … Er brachte mich dazu, meine Mutter zu beruhigen, ihr gegenüber vorzugeben, ich sei glücklich und zufrieden, liebe ihn noch immer und fühle mich wohl bei ihm. Mehr als einmal hätte mich Kell fast getötet … eine gerissene Milz, innere Blutungen, Verletzungen dieser Art …
    Doch er ließ mich nicht sterben, obwohl ich damals froh gewesen wäre, ihm auf eine solche Weise zu entkommen … Er schob mich in das automatische Behandlungsgerät … Zum Ende hin legte ich es ganz bewußt darauf an, ihn in Wut zu bringen … Ich wollte, daß er mich entweder umbrachte und damit von seinen Torturen befreite, oder er mich dem Autoarzt überantwortete, von dem ich immer mehr abhing.«
    Erneut strich sich Shareem mit dem Daumen über das Handgelenk und seufzte. »Schließlich sah ich so übel aus, daß er mich niemandem mehr zeigen wollte … Er sagte allen, ich sei schwanger .
    . . von ihm natürlich … und es ginge mir nicht gut … Ich liefe Gefahr, eine Fehlgeburt zu haben, und aus diesem Grunde müsse ich in seinem Dom verweilen. Meine Mutter glaubte ihm nicht, doch ihr waren die Hände gebunden - bis sie eine Möglichkeit entdeckte, die Verteidigungsbarrieren seines Quartiers zu überwinden und sich in den Dom zu schleichen. Sie bat Hyaroll darum, Kell für einige Stunden abzulenken … und sie holte mich … befreite mich … brachte mich nach Hause … Mit der Hilfe Hyarolls, von dem sie behauptete, er sei mein Vater, obgleich er mir nie etwas gesagt hatte. Sie flickten meinen Verstand wieder zusammen, doch selbst heute kann man die Narben noch sehen, wenn man weiß, wo man nach ihnen Ausschau halten muß … Und als sie damit fertig waren, lief ich fort. Seitdem bin ich eigentlich ständig auf der Flucht. Ich konnte dich nicht nach Vrithian bringen, nicht als kleines Kind … versuch bitte, das zu verstehen. Und ich wünschte, du hättest Kell getötet, als du die Möglichkeit dazu hattest, Lee. Das wäre besser gewesen.«
    Aleytys stand mit einer Plötzlichkeit auf, die Shareem überraschte. Sie kniete neben ihr und legte ihr sanft die Hand auf den Arm. »Vergiß, was ich dir eben sagte, Reem. Bring mich nur nach Vrithian. Anschließend startest du wieder und legst eine möglichst große Entfernung zwischen dich und deine Heimatwelt.«
    Shareem zwinkerte. »Siebenhundert Jahre.« Mit geistesabwesender Zärtlichkeit strich sie über die Hand ihrer Tochter. »Eine halbe Ewigkeit des Fliehens. Aber es gab eine Menge, das ich hinter mir zurücklassen wollte. Kell gab niemals auf, nicht einmal, nachdem Hyaroll eingegriffen hatte. Ich war nicht dazu bereit, in seinen Dom zurückzukehren, aber … nun, er brauchte nur zu pfeifen, und mir blieb nichts anderes übrig, als zu ihm zu eilen wie ein braves und bestens abgerichtetes Hündchen. Zu jener Zeit lag ihm eigentlich nichts mehr an mir … Ich jedoch … einige Jahre lang schenkte mir Kell praktisch keine Beachtung, ignorierte mich einfach … Dann wandte er sich an das Mesochthon und hinterließ in den Datenspeichern die Herausforderung zu einem Kampf auf Leben und Tod. Am nächsten Tag … ich glaube, er wollte uns beide erwischen, doch Hyaroll … Er entdeckte etwas … Ich erinnere mich nicht mehr genau an damals … wenn ich mich recht entsinne, ging es um kollabierte Materie oder etwas in der Art … ich weiß es nicht mehr … Hyaroll wollte, daß meine Mutter mit ihm zusammen feierte; sie war die Vryhh, der seine besondere Zuneigung galt, und er mochte auch mich, auf seine eigene Art und Weise …
    Und Mutter … Eine ihrer Damakin sollte bald ein Fohlen zur Welt bringen. Es war eine Risikogeburt, und deshalb blieb Mutter in ihrem Dom, und ich machte mich statt dessen

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