Das Erbe der Vryhh
verleihen und damit ihre Schwermut zu vertreiben, als sie sah, wie Aleytys betreten den Kopf senkte. »Auf Vrithian - und auch an Bord meines Raumschiffs - kümmern sich Androiden um solche Dinge. Besser, wir wenden uns vertrauensvoll an den Chefkoch, von dem du eben sprachst. Ich bin sicher, ich habe bereits Mahlzeiten genossen, die weitaus sonderbarer waren als die auf Wolff gebräuchlichen.«
Aleytys nickte und hielt auf die Tür zu. Über die Schulter hinweg sagte sie: »Wenn du dich waschen oder erfrischen möchtest du weißt ja, wo sich die Hygienezelle befindet. Ich gebe Shadith und Linfyar Bescheid.« Sie sah, wie Shareem das Gesicht verzog, und lächelte. »In dem Restaurant gibt es auch Nischen für Leute, die die Abgeschiedenheit lieben. Keine Sorge, Reem! Wir veranstalten keine Show für die Öffentlichkeit - wenn man hier überhaupt von so etwas wie Öffentlichkeit reden kann.« Sie winkte und verschwand im Flur. Shareem lauschte dem leiser werdenden Klacken ihrer Stiefel, lehnte sich im Sessel zurück und rieb sich die Stirn. Erschöpfend - diese Begegnung mit einer Tochter, die sie bisher nur von Berichten und Gerüchten her gekannt hatte. Und sie befürchtete, daß ihr noch weitere Anstrengungen bevorstanden, bevor dies alles vorbei war.
Aleytys saß im Büro Haupts, in dem sie mit so vielen zögernd vorgebrachten und akzeptierten Ultimaten konfrontiert worden war.
Sie musterte Canyli Heldeen mit einem Lächeln. »Ich komme zurück«, sagte sie. »Ich bin nur vorübergehend nicht zugegen.« Sie kritzelte ihre Unterschrift unter den Text des Dokuments und reichte es dann an Haupt weiter. Anschließend holte sie einen versiegelten Umschlag aus ihrer Schultertasche hervor und öffnete ihn.
»Dies hier ist der Leasing-Vertrag, mit dem ich Shadith für einen Zeitraum von drei Jahren mein Schiff überlasse, für eine Drach pro Jahr. Es hat keinen Sinn, wenn es einfach nur wie ein Staubfänger herumsteht und Dockgebühren dafür fällig werden. Wenn die drei Jahre verstrichen sind und ich noch nicht zurück bin, so soll mein Raumschiff auf Shadiths Namen überschrieben werden.«
»Das könnte problematisch werden, Lee - sie ist ein Kind.«
»Alles andere als das.«
»Ich weiß - aber aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes wären Schwierigkeiten denkbar.«
Aleytys rieb sich die Augen. »Damit muß sie eben fertig werden. Wenn es überhaupt dazu kommt. Um ganz ehrlich zu sein: Ich möchte es vermeiden, daß irgend jemand für ihre Handlungen verantwortlich gemacht wird. Höchstwahrscheinlich wird sie sich auf irgendein verrücktes Abenteuer einlassen, um Spaß zu haben - und dadurch sowohl mich als auch ihren Beschützer in Verlegenheit bringen.« Aleytys zuckte mit den Schultern. »Wenn es in Hinsicht auf ihr Äußeres zu Problemen kommen sollte, so behauptest du einfach, die erwachsenen Individuen ihrer Spezies … nein, überlaß es Schatten, sich darum zu kümmern. Beschränke dich allein darauf, diejenigen mit deinen Blicken zu durchbohren, die Shadith Hindernisse in den Weg legen wollen.« Sie lehnte sich in dem Sessel zurück und stützte die Arme sanft auf die Lehnen, »Die Urkunden für Haus und Grundstück befinden sich ebenfalls in dem Umschlag. Wenn ich nach drei Jahren nicht wieder hier bin und du nichts von mir hörst, so gehört alles dir, sowohl das Haus als auch das Land.«
»Lee …«
»Ich sagte: wenn.« Aleytys lachte leise. »Eine Möglichkeit, von der ich hoffe, daß sie eine nur geringe Wahrscheinlichkeit hat, Haupt. Wann schickst du Taggert los?«
»Drei Tage nach deinem Aufbruch.«
»Gut. Shadith macht sich heute abend auf den Weg. Sie dürfte also Zeit genug haben, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und zu tarnen, bevor Taggert eintrifft. Begibt er sich anschließend unmittelbar auf die Jagd, so wie die anderen?«
»Nein.«
»Hm. Ein kluger Mann. Weitere Fragen in dieser Hinsicht erübrigen sich wohl.« Aleytys stand auf.
Canyli Heldeen kam um den Schreibtisch herum, drückte Aleytys fest an sich, begleitete sie durchs Vorzimmer und in den Lift, wobei sie wissend schwieg und die junge Frau nicht mit besorgten Bemerkungen belastete. Sie war sich über das klar, was Aleytys nicht laut ausgesprochen hatte - daß die Wahrscheinlichkeit keineswegs so gering war, wie sie meinte. Es deutete sogar vieles darauf hin, daß sie, Haupt, nach Ablauf der drei Jahre Haus- und Grundstückseignerin war und Shadith ein Raumschiff gehörte. Auf dem überdachten Abstellplatz für
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