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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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großer Käfer, hast du vielleicht auch darüber nachgedacht, wie wir den Alten Steinernen Vryhh unter Druck setzen können, damit er uns freiläßt?«
    »Ich fürchte mich nicht, kleine Willow.« Bodri preßte seine Fühler fest an den mächtigen Schädel und ließ sich tiefer ins Gras sinken, bis er aussah wie ein bewachsener Erdhügel. Halb schloß er die Augen und seufzte laut, wodurch die Halme vor ihm raschelten. »Mein Volk bestand nie aus Jägern, kleine Willow.
    Pflanzen laufen nicht fort und stellen einem auch nicht nach, weil sie Hunger haben. Ich habe Fallen und Hinterhalte und ähnliche Listen erwogen, aber das alles erscheint mir nutzlos. Ich sehe mich in dieser Hinsicht dazu gezwungen, Überlegungen ohne ausreichende Daten anzustellen, und eine solche Basis ist nicht stabil genug, wenn sie als Grundlage unseres Überlebens dienen soll.«
    Willow zog die Beine ein und schlang die Arme um die Knie.
    Sie grübelte über all das nach, was sie über den Dom und das darin Befindliche wußte.
    Sonnenkind beobachtete sie eine Weile, sprang dann auf und tanzte auf dem Grasoval umher. Er spielte mit den Schmetterlingen und jagte den Saatflocken hinterher, die von einer wechselhaften Brise davongeweht wurden. Obgleich Sonnenkind, was die Anzahl der Jahre betraf, wesentlich älter war als Willow und Bodri, galt er nach den Maßstäben seines Volkes noch als ziemlich jung, und er konnte nicht lange stillsitzen. Außerdem erlebten sie gerade einen späten Frühlingstag von bemerkenswerter Perfektion, und Sonnenkinds Vitalität wollte sich ausleben. Die Ahnung des bevorstehenden Todes Hyarolls - und damit die Gefahr ihres eigenen Endes - hatte den gedanklichen Was-wenn-Reflex in ihm ausgelöst. Und er sprach so ruhig und gleichmütig und beiläufig über diese Möglichkeit, wie er Energie von der Sonne aufnahm. Mit der gleichen Muße schob er das Problem beiseite. Er hockte sich nicht nieder wie Bodri, um sich über eine schwierige Situation Sorgen zu machen und zu überlegen, bis er alle Aspekte der Lage begriffen hatte und dazu imstande war, einige Lösungen vorzuschlagen, die die Entwicklung in eine vorteilhaftere Richtung lenken mochten. Auch suchte er nicht wie Willow Trost und Zuversicht in der Einheitsstruktur aus Gesang und Tanz. Statt dessen absorbierte er alles um sich herum und sorgte dafür, daß seine Zellen aneinanderrieben, bis auf diese Weise eine Reihe von unterschiedlichen Erkenntnisschemen entstand, ein fast zufälliges Metaphernkonglomerat, in das er eine gleichmütige Hand tauchte und eine Antwort hervorholte, ein Bild oder Gedicht, eventuell auch eine Gleichung - irgend etwas, von dem er glaubte, es könne weiterhelfen. Seine Denkweise war nicht geradlinig, sondern verworren und nebulös, zeichnete sich einerseits durch viele Vorteile aus, hatte andererseits aber nichts zu tun mit einer auf einer rein logischen Grundlage beruhenden Analyse eines Problems oder der stufenweisen Planung einer präventiven Handlungsmethode. Während ßodri also in sich kehrte und logische Prämissen miteinander verknüpfte, während Willow mit der Zunge schnalzte, mit den Fingern trommelte und sich auf ihre Erinnerung konzentrierte, nahm Sonnenkind verschiedene Gestalten an, flitzte dahin und genoß den Tag.
    »Sonnenkind könnte mit Kephalos sprechen.« Willow preßte den Daumen auf eine kurze und dünne Augenbraue und ließ ihn dann langsam über die eine Seite des Gesichts hinwegstreichen.
    »Hmmmm.« Sie blickte auf ihre Arme, ballte die Hände zu Fäusten, öffnete sie wieder, beugte die Finger. »Vielleicht gelingt es ihm, Kepha dazu zu überreden, die Barriere für uns zu öffnen.
    Dann stibitzen wir den Gleiter des Alten Steinernen Vryhh und machen uns auf und davon.« Sie hob den Arm und winkte. »Fort, fort.«
    Bodri knurrte. Tentakelfinger tasteten durch den Garten auf seinem Rückenschild, berührten und streichelten, mit dem zärtlichen Gebaren eines Mädchens, das Freude darin findet, sich das lange und dichte Haar zurückzustreichen. Er rümpfte die schwarze Nase, gähnte und offenbarte damit kräftige Kiefer und breite und spitze Zähne.
    »Was hat es überhaupt für einen Sinn, den Dom zu verlassen?
    Welchem Ziel sollten wir uns zuwenden? Wie würden die anderen Vrya auf uns reagieren?« Weit öffnete er die Augen. »Und wieviel Zeit brauchte Hyaroll, um uns zu stellen? Anderthalb Tage, vielleicht auch weniger.«
    »Mhmmm.« Willow blickte durch die transparenten Domwände und beobachtete die alten

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