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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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halbem Weg zu seinem Gleiter. Sie blieb in der Tür stehen und sah ihm nach, bis sich das Außenschott hinter ihm schloß. Dann gesellte sie sich Loguisse und Shareem hinzu, die am Springbrunnen auf sie warteten, und das lauter werdende Heulen der Triebwerke des Schwebers übertönte das rhythmische Prusten.
    Der Gleiter hob ab, stieg in die Höhe und schwebte dicht unterhalb des Scheitelpunkts der Domkuppel.
    Aleytys blickte auf den Metallstreifen in ihrer Hand. »Was soll ich jetzt machen?«
    Loguisse zwinkerte, sah zum Gleiter empor und beschattete die Augen dabei mit beiden Händen. »Weise den Kephalos an, den Dom zu öffnen.«
    »Dann könnte jemand, der draußen auf der Lauer liegen mag, eine Bombe durch die Lücke werfen und hier alles in die Luft jagen.«
    »Teile dem Kephalos mit, daß du mit Schwierigkeiten rechnest und die Sicherheitssysteme einsatzbereit sein müssen. Das sollte eigentlich genügen. Schließlich hat Har die Barrieren geschaffen.«
    »Danke.« Aleytys dachte kurz nach, formulierte die Anordnung und erweiterte ihr Bewußtsein dann in Richtung des Kepha-los, so wie zuvor, als sie Hyaroll die Membran des Hausherzens hatte passieren lassen.
    Der Gleiter des alten Vryhh stieg abrupt in die Höhe und sauste davon, zerstörte eine Rakete, die in dem Augenblick heranraste, als er den Schutz des Domes verließ. Die vom Kephalos kontrollierten Verteidigungsanlagen verwandelten zwei weitere Geschosse in Asche, die auf die Lücke in der Barriere zuhielten. Kurz darauf war der Schweber Hyarolls nur noch ein dunkler Punkt in der Ferne und der Dom wieder völlig abgeschirmt. Das Gurgeln und rhythmische Prusten des Springbrunnens ließ sich erneut im Seufzen der lauen Brise vernehmen. Aleytys starrte noch immer nach oben und beobachtete, wie einige kleine Trümmerstücke der auseinandergeplatzten Raketen auf die Außenfläche des Domes fielen und jenseits der Barrieren zischend zu Boden sanken.
    Anschließend strich sie mit dem Daumen über den glatten Metallstreifen. »Läßt sich dieser Schlüssel von jeder beliebigen Person benutzen?«
    »Nein. Darin sind deine psychischen und physischen ID-Muster gespeichert, die mit denen desjenigen übereinstimmen müssen, der den Streifen einzusetzen gedenkt. Das heißt: Solange du lebst.
    Nach deinem Tod kann sich jeder mit dem Schlüssel Zugang in diesen Dom verschaffen.«
    »Ich verstehe. Und wenn ich ihn draußen verlieren sollte: Gibt es dann keine Möglichkeit mehr für mich, hierher zurückzukehren?«
    Loguisse sah die junge Frau nachdenklich an. »Für dich?« In ihren Augen funkelte es belustigt. »In einem solchen Fall müßten wir anderen jemanden finden, der ein Duplikat herstellen kann und dem wir genug vertrauen, um uns mit einer entsprechenden Bitte an ihn zu wenden - und solche Leute sind hier auf Vrithian recht selten.« Sie wurde wieder ernst. »Wenn du den Streifen verlierst, so komm zu mir. Ich sorge dann dafür, daß du einen anderen Schlüssel erhältst.«
    »Das erleichtert mich sehr.« Aleytys hob den Kopf und betrachtete die letzten Funken der in den Barrieren verglühenden Raketentrümmer. »Ein leicht zu durchschauender Angriff.«
    »Verspotte nicht das Offensichtliche.«
    »Was aber nicht bedeutet, daß ich mir solche Taktiken zu eigen machen muß.« Aleytys griff nach der Hand Shareems. »Laßt uns jetzt zurückfliegen, wenn ihr nichts dagegen habt. Je eher ich all das in Erfahrung bringe, was ich wissen muß, desto schneller bin ich dazu in der Lage, Kell von euch abzulenken.«
    Allein stand Aleytys in einem der Gärten Loguisses, einer phantastischen Landschaft aus Kristall und Stahl, drei hohen und spindeldürren Bäumen mit flexiblen Zweigen und diamantförmi-gen Blättern, in der Mitte einem kleinen Springbrunnen aus Glas. Das Plätschern des Wassers bildete eine einfache Melodie, als es auf kristallene Blätter herabtropfte und sich schließlich in einem niedrigen Becken ansammelte. Die Sonne neigte sich bereits dem westlichen Horizont entgegen, und die Schatten der Bäume sahen aus wie lange Schemen, die sich über das kurze Gras stülpten und dunkle Muster auf dem silbrig-weißen Schimmern des Brunnens bildeten.
    Sie besann sich auf das, was sie sich ins Gedächtnis eingeprägt hatte, auf die wenigen Hinweise der Zettel in ihrem Gürtelbeutel -
    Loguisse hatte ihr all die Informationen gegeben, von denen sie glaubte, daß sie für die junge Frau im Hinblick auf die allgemeine Funktionsweise des Kephalos in jedem Dom nützlich

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