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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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waren. Aleytys wußte jetzt, wie sie eine Sondierung ihres eigenen Kephalos durchführen mußte, um sich über seine Eigenheiten klarzuwerden: Alle Kephaloi wurden entsprechend der besonderen Launen ihrer Herren und Schöpfer programmiert, so daß sie selbst besonders gewitzten Eindringlingen mit Überraschungen begegneten. Gerade in diesem Zusammenhang hatte sich Loguisse als außergewöhnlich wortkarg und zurückhaltend erwiesen, und Aleytys hakte nicht nach. Sie war bereits vollauf damit beschäftigt, die vielen Daten über die Geschichte Vrithians zu verarbeiten, obgleich es sich nur um eine grobe Zusammenfassung handelte. Es ging dabei um die zehn Jahrtausende, die Loguisse und die anderen Vrya auf diesem Planeten verbracht hatten. Noch vager wurden die Auskünfte der Vryhh, als die armen Vrithli Erwähnung fanden, jene Geschöpfe, die von den Unsterblichen als Spielzeuge benutzt wurden, mit denen sie sich dann und wann Zeit und Langeweile vertrieben.
    Aleytys erfuhr von den beiden einheimischen intelligenten Arten, ihren unterschiedlichen Kulturen, auch davon, wie ihre Zivilisation infolge der Anwesenheit und des Eingreifens der Vrya deformiert worden waren. Es handelte sich nicht gerade um eine froh stimmende Geschichte, ganz im Gegenteil: Wut keimte in Aleytys, als sie sie vernahm, doch sie hütete sich davor, Loguisse ihre Gefühle zu offenbaren. Da die Interessen der Tetrade weit jenseits von konkreten Experimenten und Tagesroutinen angesiedelt waren, erlaubte sie den innerhalb ihrer Domäne ansässigen Yashoukim, eine Art von Leben zu führen, die sie selbst bestimmten.
    Die Vryhh griff nur dann ein, wenn die Interventionen benachbarter Domänen zu offensichtlich und ärgerlich wurden. Andere Vrya hingegen, die über weniger Möglichkeiten verfügten, der Langeweile Herr zu werden, kneteten ihre Vrithli wie Ton, zwangen sie in eine Form, die sie aufgrund einer Laune, schlichter Neugier oder anderer Motive wählten. Erbarmungslos unterdrückten sie jeden Versuch der Vrithli, sich in eine Richtung zu entwickeln, die ihnen nicht behagte.
    Eine Zeitlang beobachtete Aleytys das Wasser, die über die kristallenen Blätter hinwegtanzenden Tropfen, lauschte dem leisen und angenehm klingenden Rauschen. Dann hockte sie sich aufs Gras und träumte, ließ ihre Gedanken ziellos dahindriften, vernahm erneut das Plätschern und sah zu, wie die laue Brise die hellgrünen Blätter an den Enden schwarzer und fadenförmiger Stengel bewegte. Zuerst kam Kell, dachte sie. In dieser Hinsicht blieb ihr keine Wahl … Sie gähnte und lächelte. Es war ganz gut so, daß Loguisse keine Ahnung von ihren Plänen hatte, denn sonst änderte sie vielleicht ihre Meinung in bezug darauf, wer die größere Gefahr für Vrithian darstellte: Aleytys oder Kell. Sie beobachtete das glitzernde Wasser, das seine Farbe veränderte, als sich der Himmel im Bereich der untergehenden Sonne rötete, und sie fühlte dabei, wie sie sich entspannte, eine ihr ganzes Inneres erfassende Erleichterung. Es war, als nehme ihr jemand ein schweres Gewicht von den Schultern. Sie hatte nun eine Aufgabe gefunden, die wichtig genug war, um sie während der unzähligen vor ihr liegenden Jahre zu beschäftigen, um die Gezeiten der Entropie fernzuhalten, von denen Filiannis und Hrigis entleert worden waren, die Hyaroll langsam in empfindungslosen Stein verwandelten, Sie wollte versuchen, die Kontrolle der Vrya auf die Kultur der Vrithli abzuschwächen und schließlich ganz zu beseitigen. In Hinbück auf die Freuden angesichts einer neuen Freiheit machte sich Aleytys nichts vor: Die meisten Vrithli waren vermutlich ganz zufrieden mit ihrem Schicksal und mochten mit tiefem Kummer auf die Notwendigkeit reagieren, eigene Entscheidungen treffen und selbst für sich sorgen zu müssen. Nun, daran ließ sich nichts ändern. Sie mußten es eben lernen. Sollen sie Erfahrungen mit Tyrannen aus dem eigenen Volk sammeln -und dann, ihre Macht zu brechen. Ich nehme ihnen ihre Sicherheit, das, was sie bisher als selbstverständlich erachteten. Ein zweifelhaftes Bemühen meinerseits. Ich helfe ihnen nicht einmal aufgrund einer moralischen Entrüstung. Ich benutze sie vielmehr, so wie sie auch von den anderen Vrya benutzt wurden, zur Unterhaltung! Aleytys lächelte schläfrig. Es gab Schlimmeres.
    Vielleicht ist es ganz gut so. daß ich nicht auf der Basis moralischethischer Empörung handle und absolut davon überzeugt bin, im Recht zu sein. Die Ergebnisse derartiger

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