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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Geldverleiher war, der von Wucherzinsen ebensoviel verstand wie von Edelmetallen und wertvollen Steinen. Schon nach kurzer Zeit eröffnete er ein reguläres Geschäftslokal.«
    Der Junge schmunzelte. »Eine Holzhütte, kaum geeignet, den Regen abzuhalten.«
    »Trotzdem war es ein Geschäftslokal, und er hatte die größere Würde einer festen Adresse«, sagte sein Tutor. »Die Geschichte erzählt uns, daß er, nachdem er genug verdient hatte, um Sklaven kaufen zu können, mehrere Filialen von unterschiedlicher Qualität baute, in denen er jeweils an verschiedenen Wochentagen anzutreffen war. Zugleich wechselte er seine Kleider so, daß sie zum Stil eines jeden Etablissements paßten. Im Laufe einer Woche pflegte er so mit Menschen aller Bevölkerungsschichten zusammenzukommen. An einem Tag saß er in seinem hölzernen Verschlag und verlieh Geld an Arbeiter, und am nächsten Tag handelte er vielleicht in einem unvergleichlich größeren Umfang mit einer Adelsfamilie, die ihr wertvolles Land und ihre Gebäude beleihen wollte, um die Fassade gesellschaftlichen Glanzes aufrechtzuerhalten, die sie sich aus diesem oder jenem Grund nicht mehr leisten konnte. Dein Vorfahr erkannte die Unvernunft solch falschen Stolzes, und er machte sie sich mit eisiger Objektivität zunutze. Bald besaß er große Häuser und ausgedehnten Grundbesitz, und er hatte auch Feinde, die so dumm gewesen waren, ihm ihren Besitz nach und nach zu überschreiben, nur um weitere Anleihen zu erhalten, mit denen sie sich einige Monate länger selbst täuschen konnten.« Nellian hielt inne und sah seinen Schüler fragend an. Er sagte: »Deine Miene zeigt mir, daß meine Worte dich nachdenklich gemacht haben, junger Freund.«
    Das hatten sie. Aber Clane war stumm und schüttelte seinen Kopf vor der Einsicht, die ihm durch den Kopf ging. Endlich sagte er: »Ich denke gerade darüber nach, daß Stolz zum Niedergang einzelner Individuen aber auch ganzer Reiche geführt hat.« Es war mehr als das. Er erinnerte sich an seine eigene Tendenz, in der Gegenwart bestimmter Personen wie gelähmt zu sein. Könnte es sein, daß dies seine Art und Weise war, seinen Stolz zu wahren?
    Er erklärte den Gedanken seinem Lehrer. »Wie ich es sehe, kann ich in einer solchen Situation meine Selbstachtung wahren, wenn ich mir selbst einrede, ich würde von etwas in mir beherrscht, über das ich keine Kontrolle habe. Unter solchen Umständen kann ich Selbstmitleid fühlen, aber ich brauche vor mir selbst nicht das Gesicht zu verlieren.«
    »Du wirst immer besser«, sagte Nellian rasch. »Du wirst selbst bemerkt haben, daß diese Reaktion nur noch selten auftreten.«
    »Das ist wahr.« Der Junge nickte, und er war erleichtert, weil er momentan die Tatsache seiner Entwicklung vergessen hatte. »Ich bin wie ein Soldat, der mit jedem Gefecht, das er überlebt, mehr von einem Veteran bekommt. Unglücklicherweise gibt es bestimmte Gefechte, die ich noch vor mir habe.«
    Nellian lächelte verständnisvoll. »Du mußt fortfahren, eine Serie von begrenzten Treffen auszufechten, wie Joquin es vor Jahren mit dir ausgemacht hat. Und ich glaube, nach einem Bericht, den ich kürzlich erhielt, daß dies ein Verfahren ist, das dein Großvater billigt und fördert.«
    Clane sah ihn mit schmalen Augen an. »Warum sollte mein Großvater sich in letzter Zeit damit beschäftigt haben?« fragte er. Das lange, gefurchte Antlitz seines Lehrers überzog ein verschmitztes Lächeln. »Es liegt an der rechtlichen Situation«, sagte er.
    »Was ist das für eine rechtliche Situation?«
    »Dein Status«, erklärte Nellian freundlich, »änderte sich, als dein Vater dich zum Mitregenten gemacht hatte.«
    »Ach das!« sagte Clane gelangweilt. »Das hat wenig praktische Bedeutung. Als ein Mutant bin ich wie der Buckel der Familie, ein schwarzes Schaf, das wegen der Blutsbindung toleriert wird. Wenn ich groß bin, kann ich als Intrigant hinter den Kulissen wirken. Am besten könnte ich vielleicht die Rolle eines priesterlichen Verbindungsglieds zwischen den Tempeln und der Regierung spielen. Meine Zukunft verspricht stereotyp und unfruchtbar zu werden.«
    »Nichtsdestoweniger«, sagte Nellian, »hast du als einer von den drei Söhnen des Mitregenten Creg Linn legale Rechte innerhalb der Regierung, mit denen du dich auseinanderzusetzen haben wirst, ob es dir gefällt oder nicht. Wenn deine negative Haltung deine wahren Gefühle widerspiegelt, dann haben Joquin und ich unsere Zeit vergeudet. In einem Staatswesen wie

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