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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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vorsichtshalber wieder im Bankgeschäft etablieren.
    Tews beschloß, sich all dieser Dinge persönlich anzunehmen, sollte er jemals nach Linn zurückkehren.
    Die Monate schleppten sich dahin.
     
    »Wie alt ist der Junge jetzt?«
    »Sechzehn.«
    Medron Linn seufzte. »Die größte Aufgabe, die sich uns stellt«, sagte er nicht zum ersten Mal, »wird darin bestehen, ahh – feindliche Kräfte daran zu hindern, ihn erwürgen zu lassen.«
    Nellian wahrte auf diese Bemerkung hin diskretes Stillschweigen. Er wußte genau, welches die »feindlichen Kräfte« waren: Lydia Linn, die Gemahlin des Herrschers, war die direkte Gefahr.
    Medron Linn unterbrach das ruhelose Auf- und Abwandern in seinem Arbeitszimmer und blieb mit nachdenklicher Miene vor Nellian stehen. »Wir haben unruhige Zeiten vor uns, mein Freund, und ich muß verhindern, daß die Vorbedingungen eines neuen Bürgerkriegs geschaffen werden. Ich möchte ein gefestigtes Staatswesen hinterlassen, wenn ich von dieser Welt gehe. Darum ist es wichtig, daß wir jedes Mitglied der Familie nach seinen Kräften und Fähigkeiten für den Fortbestand des Reiches einsetzen. Selbst Clane muß dabei eine große Rolle übernehmen.«
    Nellian fragte: »Was habt Ihr für ihn vorgesehen?«
    Der Oberherr zögerte, dann holte er tief Atem und sagte energisch: »Wir können nicht warten, bis diese alten Tempelgelehrten mit seiner Ausbildung fertig sind. Seit Joquins Tod hat der Enthusiasmus nachgelassen, und manche von seinen Lehrern scheinen ihre Aufgabe nur widerwillig zu erfüllen. Ich bitte Sie, Clane zu fragen, ob er bereit ist, sofort Rang und Würde eines Chefgelehrten anzunehmen und so ein Mitglied der inneren Tempelhierarchie zu werden.«
    »Mit sechzehn!« hauchte Nellian. Und das blieb für eine Weile alles, was er dazu denken oder sagen konnte.
    In Wirklichkeit fand er den Vorschlag, daß ein Sechzehnjähriger eine der führenden Positionen in der Tempelhierarchie erhalten sollte, weder anmaßend noch empörend. Die Vorstellung von den Privilegien der Herrscherfamilie war so tief in seinem Denken verwurzelt, daß die Frage nach der Qualifikation des Jungen von untergeordneter Bedeutung war. Aber als ein alter Gefolgsmann der Tempelfraktion war er sehr unglücklich über dieses Manöver des Herrschers, das nur den Zweck haben konnte, die Tempel durch Clane unter die Botmäßigkeit der regierenden Familie zu bringen.
    Schließlich sagte er: »Intellektuell ist der Junge bereit, Euer Gnaden. Emotionell ...« Er schüttelte den Kopf.
    Der Oberherr, der sein ruheloses Hin und Her wieder aufgenommen hatte, blieb vor dem Tutor stehen und faßte ihn am Gewand. »Bei den Göttern«, sagte er in einem leisen, aber unerbittlichen Ton, »er muß damit fertig werden. Heute in zehn Tagen wird er an den Joquin-Tempel versetzt werden, und er wird ihn als ein Chef gelehrter betreten!«
    Er wandte sich mit einer brüsken Bewegung ab, die Endgültigkeit verhieß; dann drehte er sich noch einmal um und sagte: »Über die Gefahren eines Anschlags auf sein Leben werde ich noch einmal mit Ihnen sprechen. Raten Sie ihm einstweilen, Lydia aus dem Weg zu gehen. Das ist alles.«
     

 
11.
     
    Der heranwachsende Junge ging Lydia schon aus Gründen der Politik sorgfältig und bewußt aus dem Weg. Wenn sie in der Hauptstadt weilte, verbrachte Clane Monate auf seinem Landsitz, um ihr nicht unter die Augen zu kommen. Nur wenn sie sich zu einem der entfernteren Paläste zurückzog, nahm er in seinem Stadthaus Wohnung.
    Indem er Distanz wahrte, konnte er ihre Gefahr für ihn einschätzen. Während der Jahre bis zu seiner Volljährigkeit hatte er zu keiner Zeit wirkliche Furcht vor der Frau. Er hatte sie als das erkannt, was sie war, und verhielt sich danach.
    Es war eine Periode des Lernens für ihn. Bald hatte er die Ausbildungsmöglichkeiten der Tempel erschöpft und Joquins Bibliothek durchgearbeitet. Die großen Gelehrten, die er zu sich einlud, wurden einer nach dem anderen um ihr Wissen und ihre Ideen erleichtert, zumindest um das, was sie freiwillig preisgaben. Unter den vielen interessanten Dingen, die er erfuhr, war die Tatsache, daß die Bibliothek seines Großvaters im Kapitolinischen Palast einer der größten Verwahrungsorte von Wissen war, die es im ganzen Land gab. Nach den Auskünften seiner Informanten gab es darunter Bücher, die seit Generationen von keinem Menschen gelesen worden waren.
    Clane wartete, bis Lydia die Stadt verließ, um einen ihrer periodischen Erholungsaufenthalte

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