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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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zu werden.
    »Andernfalls«, hatte Lydia ihr klargemacht, »wirst du bloß eine weitere Verwandte sein, abhängig von den Launen der Gemahlin des Herrschers.«
    Medron Linn ahnte nichts von diesem Spiel hinter den Kulissen. Seine Tochter mit Prinz Tews verheiratet! Die Möglichkeiten wärmten sein erkaltendes Blut. Sie würde Tews dienen, wie Lydia ihm gedient hatte, als eine Agentin im Zentrum der Macht, eine vollkommene Vertreterin seiner eigenen politischen Gruppe. Seine Tochter!
    Ich muß sehen, was Clane darüber denkt, dachte er. Inzwischen kann ich Tews versuchsweise kommen lassen.
    Er sagte es nicht laut. In der Familie wußte er nur allein, wieviel Wissen der längst verstorbene Tempelgelehrte Joquin seinem Enkel Clane vermittelt hatte. Der Oberherr zog es vor, diese Information für sich zu behalten. Er kannte Lydias Neigung zu gewaltsamen Lösungen und gedungenen Meuchelmördern, und es würde nicht ratsam sein, Clane unnötig in Gefahr zu bringen.
    Er betrachtete den Mutanten als eine unerwartete stabilisierende Kraft während der chaotischen Zeit, die auf seinen Tod folgen mochte. Er schrieb einen Brief an Tews, in dem er ihn zur Rückkehr einlud, und eine Woche später, endlich aus dem Bett, ließ er sich zu Clanes Residenz in den westlichen Vororten fahren. Er blieb über Nacht bei seinem Enkel, und nach seiner Rückkehr am nächsten Tag begann er unverzüglich einige zwanzig Vertrauensleute von Lydia aus ihren Ämtern zu entfernen, Männer, die seine Frau in Schlüsselpositionen der Verwaltung bugsiert hatte, wenn er selbst zu müde und überarbeitet gewesen war, jede Ernennungsurkunde, die er unterzeichnete, auch zu lesen.
    Lydia sagte nichts, aber die Abfolge der Ereignisse blieb ihr nicht verborgen. Erst ein Besuch bei Clane, anschließend die Aktion gegen ihre Männer. Sie dachte einige Tage darüber nach, und dann, einen Tag vor Tews erwarteter Ankunft, stattete sie dem bescheiden aussehenden Stadthaus des Prinzen Clane Linn ihren ersten Besuch ab, wobei sie sorgfältig darauf bedacht war, daß er sie nicht erwartete.
    Sie war mit ihrer Situation nicht zufrieden. Ein Dutzend ihrer Pläne ging der Verwirklichung entgegen, und sie mußte Clane aufsuchen, einen völlig unbekannten Faktor. Sie mußte herausbringen, was es mit ihm auf sich hatte. An diesem Clane war etwas. Der alte Mann würde sich niemals mit einem Nichts abgeben. Besonders junge Leute pflegten ihn leicht zu irritieren und in Erregung zu versetzen, und wenn Clane eine Ausnahme war, dann gab es dafür einen Grund.
    Aus der Ferne sah Clanes Residenz klein aus. Im Vordergrund war Gebüsch, und eine grüne Wand von Bäumen säumte die ganze zweihundertfünfzig Meter lange Straßenfront des Grundstücks. Als der Wagen näher rollte, sah Lydia, daß das Haus ein dreistöckiger Bau war, winzig im Vergleich zu den Palästen der anderen Linns. Sie fuhr die leicht ansteigende Zufahrt hinauf, vorbei an schattigen Bäumen, und kam an einen niedrigen, massiven Zaun, der von unten nicht sichtbar gewesen war. Lydia, die immer ein Auge für militärische Details und Sicherheitsvorrichtungen hatte, ließ anhalten und stieg aus.
    Eine kühle, angenehme Brise wehte, und die Luft war angefüllt mit den Düften und der Frische von Gras und Laub.
    Sie ging langsam den Zaun entlang und bemerkte, daß er durch eine Hecke zur Straße weiter unten abgeschirmt war. Nur aus dieser Nähe war er durch das Laubwerk zu sehen. Lydia hatte den Eindruck, daß das Material des Zaunes dem ähnelte, aus dem die Tempel der Gelehrten konstruiert waren, nur gab es keine sichtbare Bleiverkleidung. Sie schätzte die Höhe des Zaunes auf einen Meter und seine Stärke auf etwas mehr. Es war ein seltsamer kleiner Wall, breit und niedrig und als Hindernis wertlos.
    Als ich jung war, dachte sie, hätte ich selbst darüber springen können. Sie kehrte zum Wagen zurück, verdrießlich, weil sie den Zweck des Zaunes nicht ergründen konnte, aber auch nicht glauben wollte, daß er keinen Zweck erfüllte. Noch verwirrender war die Entdeckung, daß das Tor nur eine Öffnung in dem Wall war und kein Wächter in Sicht war. Sie ließ den Wagen weiterrollen, durch einen Tunnel aus ineinander verwachsenen Büschen und Bäumen, und dann auf eine offene Rasenfläche hinaus. Dort erwartete sie die wahre Überraschung. Vor ihr breitete sich eine anmutige und unerwartet weitläufige, von Baumgruppen malerisch aufgelockerte Rasenfläche aus. Ein kleiner Bach floß durch die Parklandschaft. An

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