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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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sie zum Wagen zurück und ließ sich zum Haus fahren.
    Es gelang ihr, Clane vollständig zu überraschen. Sie betrat das Haus in ihrer selbstherrlichen Manier, und als ein Sklave ihrer ansichtig wurde und zum Laboratorium seines Herrn rannte, die Nachricht ihres Kommens zu bringen, war es zu spät. Sie stand in der Türöffnung, als Clane sich von einem Leichnam umwandte, den er sezierte. Zu ihrer Enttäuschung erstarrte er nicht in einem seiner nervösen Krämpfe. Sie hatte damit gerechnet, und ihr Plan war gewesen, sich ruhig und ohne Störung im Laboratorium umzusehen.
    Doch Clane zeigte keinerlei Erschrecken oder Verlegenheit. Er kam auf sie zu, beugte sich über ihre Hand, küßte sie und sagte: »Verehrte Großmutter, ich hoffe, Ihr werdet die Zeit und die Neigung haben, mein Haus und meine Arbeit zu sehen.«
    Sein Verhalten war so menschlich, so einnehmend, daß sie von neuem verwirrt war, ein Gefühl, das ihr ungewohnt und unangenehm war. Sie schüttelte die Schwäche ungeduldig ab. »Ja«, sagte sie, »ich werde mir dein Haus gern ansehen. Ich hatte schon seit Jahren die Absicht, dich zu besuchen, lieber Enkel, aber ich war zu beschäftigt.« Sie seufzte. »Die Pflichten der Staatskunst können sehr lästig sein.«
    Das schöne und intelligente Gesicht des jungen Mannes zeigte das gebotene Mitleid. Eine feingliedrige Hand zeigte auf den geöffneten Leichnam, an dem Clane gearbeitet hatte. Mit weicher, unaufdringlicher Stimme erklärte er ihr, daß der Zweck der Sektion darin bestehe, die genauen Positionen der Organe, Muskeln und Knochen zu entdecken.
    »Ich habe auch tote Mutanten geöffnet«, sagte Clane, »und sie mit den Körpern normaler Menschen verglichen.«
    Lydia vermochte ihm nicht ganz zu folgen. Schließlich war jede Mutation anders und hing von der Art und Weise ab, wie die göttlichen Kräfte eingewirkt hatten. Sie sagte es, und die ruhigen blauen Augen des Mutanten blickten sie forschend an.
    »Es ist allgemein bekannt«, sagte er, »daß Mutanten selten älter als dreißig Jahre werden. Da ich nur noch sechs Jahre von diesem Markstein entfernt bin, lastet die Möglichkeit des frühen Todes auf mir. Joquin, dieser tüchtige, alte Gelehrte, der unglücklicherweise tot ist, glaubte, der frühe Tod von Mutanten rühre von inneren Spannungen her, die auf die Behandlung der Mutanten durch ihre Mitmenschen zurückzuführen seien. Wenn diese Spannungen ausgeschaltet werden könnten, wie es bis zu einem gewissen Maße bei mir geschehen ist, würden normale Intelligenz und eine normale Lebensspanne ganz natürlich folgen. Oder, klarer ausgedrückt, er glaubte, daß ein Mutant, gäbe man ihm die Möglichkeit dazu, imstande sein würde, sein normales Potential zu verwirklichen, das im Vergleich zu gewöhnlichen Menschen entweder über- oder unternormal sein könne.«
    Clane sah sie erwartungsvoll an, dann lächelte er. »Bisher«, sagte er, »habe ich an mir selbst nichts Außergewöhnliches bemerkt.«
    Lydia dachte an den kochenden Springbrunnen und fühlte ein Frösteln. Dieser alte Dummkopf Joquin, dachte sie in kalter Wut. Warum kümmerte ich mich nicht näher um das, was er tat? Mitten unter uns, in Reichweite der Machtzentrale des Reiches, hat er einen gefährlichen Geist hochgepäppelt, einen Fremdkörper, der keine Loyalität zur Sippe kennt.
    Ihr Bewußtsein, das Gefühl immenser verhängnisvoller Möglichkeiten wuchs. Tod, dachte sie, und zwar sofort, nachdem der alte Mann nicht mehr ist. Mit dieser Kreatur darf kein Risiko eingegangen werden.
    Plötzlich interessierte sie sich nur noch für die Zugänglichkeit der verschiedenen Räume des Hauses. Clane schien ihre Stimmung zu fühlen, denn nach einem kurzen Rundgang durch das Laboratorium, von dem sie wenig im Gedächtnis behielt, begann er sie durch die Räume zu führen. Nun schärften sich ihre Augen und ihre Aufmerksamkeit. Sie zählte die Türen und ihre Positionen, untersuchte Fenster und vermerkte mit Befriedigung, daß alle Räume mit Teppichen ausgelegt waren. Meerl würde seinen Angriff ohne verräterische Geräusche unternehmen können.
    »Und dein Schlafzimmer?« fragte sie schließlich.
    »Wir kommen noch dazu«, sagte Clane. »Es ist unten, neben dem Laboratorium. Es gibt noch etwas im Laboratorium, was ich Euch zeigen möchte. Ich war anfangs nicht sicher, daß ich es tun würde, doch jetzt habe ich es mir überlegt.« Sein Lächeln war engelhaft.
    Der Korridor, der vom Wohnzimmer zum Schlafzimmer führte, war beinahe breit

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