Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
oft, daß sie die Geduld verlor, und sie war entschlossen, die Situation fest in der Hand zu behalten. Die Sklavin sank in sich zusammen, als hätte sie einen Schlag ins Genick erhalten. Lydia beobachtete interessiert den Auflösungsprozeß. Es gab nur eine mögliche Erklärung dafür, daß die Sklavin so kühn für ihren Herrn eingetreten war: Sie mußte seine Gefährtin und Freundin sein.
    Es schien Lydia, daß dieser Moment potentielle Möglichkeiten für spätere Aktionen barg. »Wie heißt du?« fragte sie schroff.
    »Selk.«
    »Oh, also eine vom Mars.«
    Der einige Jahre zurückliegende marsianische Krieg hatte an die hunderttausend junge Marsianer beiderlei Geschlechts auf die Sklavenmärkte der Erde geschwemmt. Lydias Plan begann Gestalt anzunehmen. Sie würde das Mädchen ermorden lassen. Das würde ein Denkzettel für den Mutanten sein und ihn mit Angst erfüllen. Seine Ambitionen wären für die nächste Zeit gedämpft, wenigstens bis es ihr gelungen sein würde, Tews aus dem Exil zurückzuholen und an die Macht zu bringen. Mehr brauchte sie einstweilen nicht zu tun; schließlich war er nicht allzu wichtig. Ein verwachsener Mutant konnte niemals Oberherr werden. Natürlich mußte er auf lange Sicht beseitigt werden, weil die Partei ihres Mannes und Cregs andernfalls versuchen würde, Clane zu ihrem Werkzeug gegen Tews und sie selbst zu machen.
    Clane saß steif vor ihr, die Augen glasig, das Gesicht farblos und unnatürlich. Sie machte keinen Versuch, ihre Verachtung zu verbergen, als sie auf dem Absatz kehrtmachte und fortging, gefolgt von ihren Damen und persönlichen Sklaven.
    Sklaven wurden manchmal zu Meuchelmördern ausgebildet. Der Vorteil, sie zu gebrauchen, bestand darin, daß sie vor Gericht nicht als Zeugen aussagen konnten, weder für noch gegen den Angeklagten. Aber Lydia hatte vor langer Zeit entdeckt, daß ein als Meuchelmörder gedungener Sklave nicht die nötige Umsicht und Entschlossenheit besaß, Hindernisse zu überwinden, wenn etwas schiefging oder ein Anschlag nicht auf Anhieb gelang. Sklaven ergriffen bei der geringsten Störung oder Gegenwehr die Flucht und kehrten mit phantastischen Erzählungen über die außergewöhnlichen Umstände zurück, die ihre Bemühungen vereitelt hatten. Sie verwendete vorzugsweise Männer von guter Geburt, deren Familien den Adelstitel verloren hatten, weil sie verarmt waren. Solche Männer hatten einen verzweifelten Willen, zu Geld zu kommen, und wenn sie scheiterten, konnte Lydia sich gewöhnlich darauf verlassen, die wirklichen Gründe zu erfahren.
    Sie hatte einen Horror vor der Unkenntnis von Tatsachen. Seit mehr als dreißig von ihren sechzig Jahren war ihr Verstand ein unersättlicher Schwamm für Einzelheiten und Zusammenhänge gewesen. Darum war es für sie von mehr als gewöhnlichem Interesse, als die zwei Männer, die sie mit der Ermordung der Sklavin Selk beauftragt hatte, meldeten, daß sie das Mädchen nicht hatten finden können.
    »Es gibt keine Person dieses Namens im Stadthaushalt des Prinzen Clane.«
    Ihr Informant, ein schlanker, junger Mann namens Meerl, sprach mit jener Mischung von Kühnheit und Respekt, die ein verwegener und amoralischer Mensch im Umgang mit hochgestellten Persönlichkeiten zur Schau stellt. »Gnädige Herrin«, fuhr er mit einer lächelnden Verbeugung fort, »ich glaube, man hat Euch überlistet.«
    »Das Denken besorge ich«, sagte Lydia schroff. »Sie sind ein starker Arm, der die Waffe für mich schwingt. Nicht mehr.«
    »Und ein gutes Gehirn, das die Waffe führt«, sagte Meerl.
    Lydia hörte ihn kaum. Ihre Antwort war beinahe mechanisch gewesen. Eine andere Frage beschäftigte sie. War es möglich, daß Clane ihren Plan durchschaut hatte? Was sie erschreckte, war die Entschiedenheit und Schnelligkeit des Handelns auf der Basis eines bloßen Verdachts. Die Welt war voll von Leuten, die dies und das argwöhnten, aber nie etwas unternahmen. Wenn Clane ihr Vorhaben durchschaut und bewußt durchkreuzt hatte, dann war er bei weitem gefährlicher, als sie gedacht hatte. Sie würde ihren nächsten Schachzug vorsichtig planen müssen.
    Sie wurde sich bewußt, daß die zwei Männer noch immer vor ihr standen. Sie funkelte die beiden zornig an. »Nun, worauf warten Sie noch? Sie wissen, daß es kein Geld gibt, wenn der Auftrag nicht erfüllt wird.«
    »Gnädige Herrin«, sagte Meerl, »wir haben nicht versagt. Ihr habt versagt.«
    Lydia zögerte, beeindruckt von der mutigen Erwiderung. Sie empfand einen gewissen

Weitere Kostenlose Bücher