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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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genug, um ein Vorzimmer zu sein. Die Wände waren von der Decke bis zum Boden mit Draperien verhängt. Lydia, die keine Hemmungen kannte, zog den Stoff beiseite und spähte dahinter. Die Wand war warm. Lydia sah Clane fragend an.
    »Ich habe Göttermetall im Haus. Natürlich sorge ich für Abschirmung, um kein unnötiges Risiko auf mich zu nehmen. Es gibt noch einen anderen Korridor, der vom Laboratorium zum Schlafzimmer führt.«
    Was Lydia interessierte, war, daß keine der beiden Schlafzimmertüren Schloß oder Riegel besaßen. Sie dachte angespannt darüber nach, als sie Clane durch den Vorraum zum Laboratorium folgte. Er würde nicht immer so leichtsinnig bleiben, dachte sie. Die Meuchelmörder mußten zuschlagen, bevor er mißtrauisch wurde, je eher, desto besser. Bekümmert beschloß sie, daß sie würde warten müssen, bis Tews als Thronerbe bestätigt worden sei. Dann bemerkte sie, daß Clane neben einem dunklen Kasten stehengeblieben war.
    »Gelo Greeant«, sagte er, »brachte mir dies von einer seiner Expeditionen in die Bereiche der Götter mit. Ich werde hineinsteigen – und Ihr werdet hier nach rechts treten und in das dunkle Glas sehen. Ihr werdet erstaunt sein.«
    Lydia folgte verwundert der Aufforderung. Nachdem Clane in dem dunklen Kasten verschwunden war, blieb das Glas noch einen Moment dunkel. Dann begann es schwach zu glühen. Sie wich vor dem fremdartigen Leuchten einen Schritt zurück.
    Und dann kreischte sie.
    Durch das Glas glühte ein Skelett. Und der Schatten eines schlagenden Herzens, der Schatten sich ausdehnender und zusammenziehender Lungenflügel. Als sie wie versteinert auf das unheimliche Bild starrte, bewegte das Skelett seinen Arm und schien auf sie zuzukommen, zog sich aber wieder zurück. Zuletzt kam Verstehen in ihr gelähmtes Gehirn.
    Sie blickte in das Innere eines lebenden menschlichen Wesens. Skelett und Organe gehörten Clane. Das interessierte sie: Clane. Ihr Blick ging prüfend über die Knochenstruktur. Sie bemerkte die Verwachsungen der Rippen, die unnötige Stärke seiner Schlüsselbeine, die abwärtsgerichteten Schulterknochen. Ihr Blick wanderte weiter, aber diesmal war sie zu langsam. Das Licht verblaßte und erlosch. Clane kam aus dem Kasten.
    »Nun«, fragte er, sichtlich mit sich zufrieden, »wie denkt Ihr über mein kleines Geschenk von den Göttern?«
    Die Wortwahl erschreckte Lydia. Während der ganzen Heimfahrt dachte sie darüber nach. Geschenk von den Göttern! In einem Sinne mochte es so sein. Die Götter des Atoms hatten ihrem Mutanten ein Mittel geschenkt, sich selbst zu sehen und seinen eigenen Körper zu studieren. Was könnte der Zweck gewesen sein? Sie war überzeugt, daß, wenn die Götter wirklich existierten und Clane halfen, wie es der Fall zu sein schien, sie sich abermals in menschliche Angelegenheiten einmischten, wie sie es in legendären Zeiten getan hatten.
    Das dumpfe Unbehagen, das bei dieser Überlegung in ihr aufkam, hatte nur einen hoffnungsvollen Aspekt: Rhythmus. Und der durchpulste sie wie Trommelschlag: töten! Und bald. Bald.
    Aber die Tage vergingen. Und die Erfordernisse politischer Stabilität beanspruchten ihre ganze Aufmerksamkeit. Dennoch, obwohl es neue Schwierigkeiten und Probleme gab, vergaß sie Clane keinen Augenblick.
    Die Botschaft des Oberherrn mit der Einladung zur Rückkehr in die Hauptstadt traf gleichzeitig mit einem Brief von seiner Mutter bei Tews ein. Es schien, als ob sie ihm in atemloser Hast geschrieben hätte, aber der Brief enthielt eine Erklärung, wie diese Rückberufung zustande gekommen war. Der Preis schockierte Tews.
    Was, dachte er, Gudrun heiraten?
    Es dauerte eine Stunde, bis seine Nerven sich hinreichend beruhigt hatten, daß er den Vorschlag nüchtern überdenken konnte. Sein Plan, so schien es ihm schließlich, war zu wichtig, als daß er ihn an seiner Abneigung für eine Frau scheitern lassen durfte.
    Tews Rückkehr war ein Triumph für die Diplomatie seiner Mutter und ein großer Tag für ihn selbst. Er fuhr durch Spaliere jubelnder Menschen zum Palast, und dort, vor einer ungeheuren jubelnden Menge, wurde er vom Oberherrn und dem gesamten Patronat willkommen geheißen. Dann zogen sie in einem gewaltigen Festzug zum Gebäude des Patronats. Die Spitze bildeten fünftausend berittene Soldaten in historischen Uniformen, gefolgt von Fußsoldaten, Panzerwagen und einer Abteilung der Palastwache. Dann kamen der Herrscher, Lydia und Tews in einer Prunkkarosse, und die dreihundert Mitglieder des

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