Das Erbe des Atoms
Ihres Herrn in Sicherheit zu bringen. Geben Sie in einem solchen Fall ruhig zu, daß Sie einfältig waren, sich aus einem solchen Grund aufzuopfern.«
Er wartete, um zu sehen, ob alle verstanden hatten, dann beendete er seine Instruktionen: »Es ist möglich, daß mein Haus von Angehörigen der Palastwache oder des Militärs bewacht wird; in diesem Fall geben Sie dem kommandierenden Offizier diesen Brief.«
Er händigte dem Anführer der Freiwilligen ein Kuvert aus. Als sie gegangen waren, um sich für das Unternehmen vorzubereiten, schickte Clane einen Boten in die nahe Stadt Goram und fragte den Garnisonskommandanten, mit dem er befreundet war, welche Gegenaktionen zur Abwehr der Invasoren geplant seien. Wie sich herausstellte, existierten keine Pläne für den Fall einer überraschenden feindlichen Invasion; niemand hatte mit dieser Möglichkeit gerechnet. Aber der Kommandant unterstellte seine Streitmacht Clanes Befehl und ließ ihn wissen, daß er die Chefs der benachbarten Garnisonen aufgefordert hatte, seinem Beispiel zu folgen.
Es würde drei Monate dauern, um Prinz Jerrin auf Venus von den Ereignissen zu benachrichtigen, und Prinz Draid, der sich auf Mars befand, würde erst in vier Monaten von den Ereignissen in der Hauptstadt erfahren, denn beide Planeten standen von der Erde aus gesehen auf der anderen Seite der Sonne. Noch einmal so lange würde es dauern, bis eine Botschaft von ihnen die Erde erreichen konnte. Somit gab es an Ort und Stelle nur einen handlungsfähigen Vertreter der Herrscherfamilie, und das war Clane Linn selbst.
Bei Anbruch der Dunkelheit verließen die Freiwilligen mit mehreren Fahrzeugen den Landsitz, um ihre gefährliche Mission in Angriff zu nehmen. Clane sah ihnen nach, bis sie in der Dämmerung untergetaucht waren, dann bestieg er eine kleine Kuriermaschine nach Goram, um an einer hastig zusammengerufenen Konferenz von Garnisonskommandanten und Stabsoffizieren aus der Militärregion teilzunehmen.
Das Ergebnis war wenig ermutigend. Nach den verlustreichen Kämpfen auf der Venus hatten die meisten Heimatgarnisonen Kontingente abgeben müssen, und keine erreichte ihre Sollstärke. Für kurzfristige Aktionen standen kaum achtzehntausend Mann zur Verfügung, und viele von ihnen waren als Kampftruppen kaum geeignet. Bis in den entfernteren Provinzen größere Truppenmengen mobilisiert, zur Hauptstadt geschickt und eingesetzt werden konnten, würde noch eine Woche verstreichen.
Als Clane zu seinem Landsitz zurückkehrte, fühlte er sich entmutigt und deprimiert, wie ein Mann, der plötzlich entdeckt hat, daß er aus eigener Kraft nicht gehen kann.
20.
Lydia kletterte schwerfällig aus ihrer prunkvollen Karosse, und sie war sich bewußt, wie alt und unattraktiv sie den grinsenden Barbaren im Palasthof erscheinen mußte. Sie ließ sich davon nicht allzusehr bedrücken. Die Hauptsache war, daß ihr Ersuchen um ein Gespräch von Czinczar angenommen worden war, nachdem sie auf sein Beharren die Bedingung zurückgezogen hatte, ihr freies Geleit zu gewähren.
Die alte Frau lächelte humorlos; der Gedanke, daß sie möglicherweise ihrer eigenen Exekution entgegenging, erheiterte sie beinahe. Trotz ihres Alters war sie nur zögernd bereit, sich mit dem Tod abzufinden, aber sie vermutete, daß der Eroberer eine alte Frau schonen würde, und Clane hatte sie gebeten, das Risiko auf sich zu nehmen. Lydia war in einer unbestimmten Weise erstaunt, daß die Vorstellung, der Mutant könne die Funktion des amtierenden Staatsoberhaupts einnehmen, sie nicht mehr aufregte. Sie hatte ihre eigenen Gründe, Clane für einen fähigen Herrscher zu halten. Langsam ging sie durch die vertrauten Korridore und Säle, in denen es von den großen, bärtigen jungen Männern wimmelte, die vom fernen Europa gekommen waren, das Herz eines Imperiums zu erobern, von dem sie nur durch Hörensagen wissen konnten. Beim Anblick dieser fremden Soldaten fühlte sie sich in all den erbarmungslosen Handlungen gerechtfertigt, die sie in ihrer Zeit begangen oder veranlaßt hatte.
Als sie den Thronsaal betrat, blickte sie mit scharfen Augen umher, auf der Suche nach dem mysteriösen Führer der Eindringlinge. Der Thron stand verwaist, und niemand war in seiner Nähe. Gruppen von uniformierten Männern standen in zwanglosen Gesprächen herum. In einer der Gruppen entdeckte sie einen großen, stattlich aussehenden Mann, der sich von all den anderen darin unterschied, daß er rasiert war.
Er sah sie und hörte auf,
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