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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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selbst besorgen. Zwar kam es dabei zu unvorhergesehenen Zwischenfällen, aber am Ende hat dann doch alles geklappt . . . Bis uns jetzt klar wurde, dass Malek enttarnt worden ist . . .«
    »Ihr habt also beschlossen, auf dem Boden eures engsten Verbündeten ein enormes Risiko einzugehen.«
    »Ein Transport des Urans von Deutschland in die Vereinigten Staaten wäre nicht zuverlässig möglich gewesen.«
    »Was für eine Erklärung!«, schnaubte Wheeler-Dawson.
    Der Jaguar hielt vor dem Tor von Downing Street an, das von bewaffneten Polizisten bewacht und nun für den Wagen geöffnet wurde. Die Vorrichtung zum Schutz vor Terrorangriffen senkte sich hydraulisch in den Asphalt.
    Stone schaute Wheeler-Dawson erneut in die Augen. »Das hier ist nichts als die wahnsinnige Aktion von Terroristen. Zu keinem Zeitpunkt hat es daran eine Beteiligung von unserer Seite |439| gegeben. Die Terroristen werden versuchen, die Amerikaner als Strippenzieher zu denunzieren, aber das lässt sich natürlich leicht als Propaganda von Wahnsinnigen darstellen. Über das Ganze wissen nur wenige Leute in der obersten Führung der CIA Bescheid, sonst niemand – außer diesem Erik Narva.«
    »Und seine Mutter.«
    Stone lachte nervös auf. »Du hast ein gutes Gedächtnis. Aber mit dem biographischen Hintergrund, den diese Ingrid Stormare hat, wird sie den Mund nicht allzu weit aufreißen.«

|440| 63
    Erik sog mühsam soviel Luft ein wie irgend möglich. Inzwischen hatte der Wagen beschleunigt und war eine Weile ziemlich schnell gefahren. Vermutlich fuhren sie jetzt auf der Autobahn. Wie lange die Fahrt schon dauerte, vermochte Erik nicht zu sagen. Sein Zeitgefühl war längst durcheinandergeraten.
    Dann waren zahlreiche Kurven gekommen, wie auf einer Nebenstrecke. Und jetzt ging es nur noch im Schritttempo voran.
    Erik war es egal, er hielt sich in der Landschaft seiner Kindheit auf. Er sah sich im Wasser am golden leuchtenden Canaveral Beach spielen. Er und sein Vater warfen sich den rot-weiß gestreiften Wasserball zu. Die Mutter saß mit einer großen Sonnenbrille unter dem Sonnenschirm und nahm den Proviant aus dem Korb. Erik und sein Vater rannten zu ihr. Erik umschlang sie so fest, dass sich ihrer aller Wangen berührten. Sie lachten. Erik griff nach der Sonnenbrille der Mutter und nahm sie ihr langsam ab. Ihre Augen dahinter waren feucht von Tränen.
    Plötzlich blieb das Auto stehen. Es war vollkommen still. Und es waren auch keine Verkehrsgeräusche mehr zu hören. Sie mussten sich an einem abgelegenen Ort befinden. Hier würden sie ihn dann also hinrichten. Erik rechnete damit, dass jeden Augenblick der Kofferraumdeckel geöffnet wurde.
     
    Im Anti-Terrorzentrum der Polizei des Großraums London verfolgte Dick Merrick das hektische Treiben seiner englischen Kollegen. Die Beamten kontrollierten endlose Reihen von Monitoren, saßen in kleinen Gruppen mit Kopfhörern an Mikrofonen, telefonierten oder sprachen in Funkgeräte.
    |441| Merrick war im Rahmen etlicher anspruchsvoller Feldeinsätze der CIA in Südamerika und im Nahen Osten eingesetzt worden. Er hatte bislang in allen noch so gefährlichen Situationen kühlen Kopf bewahrt. Doch die aktuelle Lage ließ ihn vor Entsetzen erstarren. Es war nicht so sehr die Gefahr – daran war Merrick gewohnt, und er hatte gelernt, Angst und Panik unter Kontrolle zu halten   –, aber jetzt war er mit etwas viel Gewichtigerem konfrontiert: mit einem tragischen Fehler, den sie selbst gemacht hatten. Ihr eigener Irrtum richtete womöglich menschlichen und materiellen Schaden von unfassbaren Ausmaßen an. Ein gewaltiges Schuldgefühl beherrschte seine Gedanken und störte seine Konzentration. So ein Schuldgefühl war etwas Neues für ihn, er hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte.
    Sie mussten ihren Fehler mit allen Mitteln vertuschen, sonst bekämen Langley, das Weiße Haus und die Vereinigten Staaten den Hass der ganzen Welt zu spüren.
    Stones Anruf war unmissverständlich gewesen.
    Merrick wählte die Nummer, die Stone ihm gegeben hatte. Es meldete sich Ingrid Stormare.
    »Guten Abend, Frau Stormare. Mein Vorgesetzter David Stone hat mich gebeten, Sie anzurufen. Sagen Sie mir, was Sie auf dem Herzen haben?«
    »Ich muss die Wahrheit erfahren . . . Hat der Tod meines früheren Mannes mit der Angelegenheit zu tun, wegen der mich Stone besucht und befragt hat?«
    Merrick suchte fieberhaft nach der richtigen Antwort. Die Frau war alt, aber nicht dumm, er musste sich genau überlegen, was er

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