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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ruhig: »Herr Narva. Hier spricht David Stone. Ich bin ein Kollege von Herrn Griffin. Rufen Sie mich bitte sofort an. Wir haben es hier mit einer extremen und gefährlichen Bedrohungslage zu tun. Sie hatten Recht mit Ihren Befürchtungen, wir glauben Ihnen. Ich wiederhole, rufen Sie mich sofort an!«
    »Sir, der Boss kommt«, teilte ein junger Beamter von der Tür aus mit.
    Im selben Moment betrat eine Frau in dunkelrotem Kostüm den Raum. Agneta Wheeler-Dawson, die Chefin des MI5, war tatsächlich gerade beim Essen gewesen, als man sie alarmierte.
    Aldrich schilderte ihr kurz die Lage.
    Wheeler-Dawsons Erfahrung und Intelligenz war schon daran zu erkennen, dass sie sich keine Sekunde damit aufhielt, jemandem Vorwürfe zu machen oder zu lamentieren, sondern sofort fragte: »Ist Felix zusammengerufen worden?«
    »Ja, in erweiterter Form. Das Bereitschaftsniveau ist auf fünf erhöht worden.«
    Felix war die operative Einsatzgruppe, die für den Fall einer schmutzigen Bombe vorgesehen war. Dem Team gehörten Vertreter der Anti-Terroreinheit SO15 von Scotland Yard, dem Sicherheitsdienst sowie von Feuerwehrr, Notfalldienst, Personen- und Katastrophenschutz an. Die Gruppe kam im Lageraum der Polizei des Großraums London zusammen, wo auch die Aufnahmen von all den Tausenden Kameras eingingen, die installiert waren, um London zu überwachen, aber auch von den Kameras der Mautstationen, die alle Autokennzeichen fotografierten. Niveau |432| fünf, die höchste Bereitschaftsstufe, bedeutete, dass auch Polizisten, die nicht im Dienst waren, den Befehl erhielten, sich an der verstärkten Kamera- und Straßenüberwachung zu beteiligen.
    »Das Anheben der Bereitschaftsstufe wird den Medien nicht verborgen bleiben, aber Einzelheiten dürfen auf keinen Fall an die Presse«, sagte Aldrich.
    »Ich dachte, du hättest gerade gesagt, die Gruppe mit der Bombe hat vor, der ganzen Welt die ursprünglich geplante Inszenierung zu enthüllen.«
    »Natürlich streiten wir alles ab«, sagte Stone. »Man wird ihnen nicht glauben, sie haben gar keine Beweise. Auch mit Malek sind wir nach möglichst knappem Schema verfahren . . . Aber auf diese Dinge können wir später zurückkommen, jetzt sollten wir erst mal die Zündung der Bombe verhindern!«
    »Bei uns läuft die Bereitschaft auf Maximum«, sagte Aldrich. »Wir werden gleich die Führung vom SO15 treffen, die tragen die operative Verantwortung.«
    Stone nickte, obwohl ihm die Information ein Graus war. Mit dem Sicherheitsdienst MI5 konnte man auch über geheime politische Dinge verhandeln, aber bei der Anti-Terroreinheit, die der
Metropolitan Police
unterstellt war, handelte es sich um eine reine Polizeiorganisation.
    »Wir brauchen bald Entscheidungen von höchster Ebene«, fuhr Aldrich fort.
    »Die werden wir bekommen«, versprach Wheeler-Dawson. »Ich werde darum bitten, Cobra einzuberufen.«
    Das Cobra-Komitee, das sich aus Vertretern der im Hinblick auf Sicherheitsfragen wichtigsten Ministerien und Behörden zusammensetzte, trat nur in akuten Gefahrensituationen zusammen. Der Name des Komitees war ein Kürzel von dessen Versammlungsort, dem
Cabinet Office Briefing Room
, der sich in den Kellerräumen der Residenz des Premierministers in der Downing Street befand.
    Eine akutere Gefahrensituation als diese war schwer vorstellbar.

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    Erik war im Kofferraum des fahrenden Pkws von vollkommener Dunkelheit umgeben.
    Er lag noch immer auf der Seite, die angewinkelten Knie dicht am Oberkörper und die Arme so eingeklemmt, dass das Blut in den Adern nur schwerlich zirkulieren konnte. Die Kassette in seiner Brusttasche drückte. Immerhin konnte er inzwischen schon wieder etwas atmen. Mit dem Ohr, das auf den Boden gepresst war, nahm er das Motorgeräusch auf. Es änderte sich mit den unterschiedlichen Drehzahlen, manchmal war die Frequenz so niedrig, dass man es eher spürte als hörte. Das Surren der Reifen auf dem Asphalt wurde bei Unebenheiten immer wieder von scharfen Schlägen unterbrochen. Die häufigen Neigungen, Beschleunigungen und Bremsungen ließen auf eine Fahrt im Stadtgebiet schließen.
    Die missliche physische Lage und die Übelkeit waren aber nichts gegen das, was sich in Eriks Kopf abspielte. Auf die entsetzlichste Art schien nun eine düstere Gleichung komplettiert zu werden: Das in Plöggers Tagebuch erwähnte angereicherte Uran war in die Hände von Terroristen geraten, die aller Wahrscheinlichkeit nach vorhatten, es als Bestandteil einer schmutzigen Bombe einzusetzen.

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