Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Der Stofff, den Eriks Vater einst im Dienste der Nazis hergestellt hatte, würde unter Umständen schon bald in London explodieren. Das Produkt aus den Händen seines Vaters drang dann in die Haut und die Lungen Hunderttausender Menschen ein – und würde vom Wind schon bald auch zu Katja und den Kindern getragen werden.
    Erik versuchte mit aller Kraft, seine Panik unter Kontrolle zu |434| halten und nach einem Ausweg zu suchen – doch der war nun alles andere als in Sicht. Die Verzweiflung lähmte ihn von Sekunde zu Sekunde mehr. Seine Gedanken flüchteten sich immer wieder zu der Kassette, zu den Worten seines Vaters, in die Zeit, als er, Erik, noch ein kleiner Junge war, als sie noch die Familie waren, die er nach der Scheidung seiner Eltern so schmerzhaft vermisst hatte.
    Aber dann verließ ihn die Kraft, und er konnte weder über die Vergangenheit noch über die Katastrophe nachdenken, die ihnen bevorstand. Er versank in einen tauben Zustand der Resignation.
     
    Ingrid trat entschlossen an den Schreibtisch. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen.
    Je mehr sie über den Besuch des CI A-Beamten vor zwei Monaten nachdachte, umso mehr Sorgen machte sie sich. David Stone hatte damals nach Rolfs Uranversteck gefragt, und sie hatte ihm dasselbe erzählt wie 1968   Will Moose, Stones Kollegen aus der vorigen Generation. Außerdem hatte sie Stone gesagt, sie wolle mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben. Sicherheitshalber hatte sie hinzugefügt, der in Finnland lebende Rolf wolle darüber noch weniger reden, schon gar nicht mit Amerikanern. Zum Glück war der Mann auf diese unvorsichtige Bemerkung nicht eingegangen. Ingrid hatte niemals gewollt, dass Rolf von ihrem Verrat der Sache an die CIA erfuhrr. Bis zum Schluss wollte sie ihn in dem Glauben lassen, dass
sie
niemanden verriet oder betrog, niemals, sondern stets zu ihrem Wort stand.
    Stone war Ingrid mit respektvollem Interesse begegnet, denn selbstverständlich hatte er ihre Akte bei der CIA gelesen. Zu der Frage, warum die CIA an dem Uran interessiert war, hatte Ingrid dem Mann allerdings keinerlei Hinweis entlocken können.
    Dann, Wochen nach Stones Besuch, war Rolf nach Berlin geflogen. Warum? Um, aus welchem Grund auch immer, das Versteck zu suchen. Da war Ingrid sich ziemlich sicher.
    |435| Hatte Erik doch Recht gehabt mit seinem Verdacht, Rolfs Tod sei zumindest dubios? Gab es einen Zusammenhang mit Stones Besuch?
    Die CIA hatte sich im Laufe ihrer Geschichte schon so vieler Attentate und illegaler Handlungen schuldig gemacht, und Ingrid hegte nicht die geringsten Zweifel, dass vergleichbare Taten auch heute denkbar waren – nicht unbedingt im offiziellen Vorgehen der CIA, sondern gewissermaßen aus dem im Schatten des dichten, unüberschaubaren Geheimdienstdschungels gedeihenden Unterholz heraus. Hatte Ingrid also mit ihrer Denunziation von 1968   Rolfs Tod Jahrzehnte später letztlich verursacht? Wahrscheinlich würde Erik ihr auch das noch vorwerfen.
    Am meisten aber ärgerte sich Ingrid darüberr, dass sie mit Erik über das Uranversteck gesprochen hatte. Der Junge war doch wohl nicht auf die Idee verfallen, der Sache auf den Grund zu gehen oder sonstwie in dem Thema zu stochern? Hatte Katja etwa darauf angespielt? War Erik womöglich in Gefahr?
    Ingrid zog die Schreibtischschublade auf und wühlte darin. Sie musste etwas unternehmen, bevor es zu spät war. Mit zitternden Händen nahm sie aus der Schublade den Zettel mit der Telefonnummer von David Stone.
     
    Ein schwarzer Jaguar verließ in hohem Tempo die Ausfahrt der MI 5-Zentrale und bog nach Norden in die Millbank ein, auf dem Weg zur Downing Street und dem Lageraum in der Residenz des Premierministers.
    »Wenn die Behauptung der Terroristen über die schmutzige Bombe zutrifft, sind wir ohnehin zu spät«, sagte Agneta Wheeler-Dawson auf dem Rücksitz zu dem neben ihr sitzenden Stone. Sie sprach mit fester Stimme, aber man sah, dass sie nervös war.
    »Agneta, ich fürchte, diese Leute machen keine Scherze . . .«
    Eines von Stones Mobiltelefonen klingelte. Der Anruf kam aus der CI A-Zentrale in den Vereinigten Staaten.
    »Ja?«, meldete sich Stone.
    |436| »Hier ist ein Anruf aus England für dich. Von einer Ingrid Stormare.«
    »Ich kann jetzt nicht«, sagte Stone barsch, bevor er begrifff, welche Bedeutung der Anruf genau in dieser Situation haben konnte.
    »Oder doch, stell das Gespräch durch.«
    »Hier ist Ingrid Stormare, guten Abend«, sagte die Stimme einer alten Frau.
    »Frau

Weitere Kostenlose Bücher