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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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urlaubsreif war.
    »Ja, bitte?«, fragte eine Frauenstimme, nachdem er geklingelt hatte.
    »Frau Stormare?«, sagte Lambert so freundlich wie möglich. »Hier ist Craig Lambert.«
    »Richtig, richtig«, murmelte Frau Stormare. Das Schloss der Gartenpforte ging surrend auf. »Bitte kommen Sie herein.« Lambert ging durch den Vorgarten zur Haustür, wo die betagte, aber rüstig wirkende Dame bereits auf ihn wartete. Sie gaben sich die Hand, und Lambert trat ein.
    »Beeindruckend. Sie haben ein phantastisches Haus. Und was für ein Interieur!«
    »Danke.«
    »Wohnen Sie allein in diesem großen Haus?«
    »Der Gärtner kommt einmal die Woche, und an mehreren Tagen arbeitet eine Haushaltshilfe hier. Aber nur tagsüber.«
    Gut, dachte Lambert.
    »Lassen Sie uns in die Bibliothek gehen. Hier entlang, bitte«, sagte Frau Stormare.
    Lambert folgte ihr. Die Bibliothek schien der einzige Raum zu sein, in dem derzeit Licht brannte. Eine dicke weiße, schwanzlose Katze starrte ihn mit unnatürlich großen, hellen Augen an, bis sie plötzlich aufzuckte und verschwand. Ihre Vorderpfoten wirkten kürzer als die Hinterpfoten. Lambert schauderte. Er hasste Katzen.
    »Ich habe überlegt, wie der Beamte hieß, mit dem ich damals über das Uran sprach«, sagte Frau Stormare, als sie sich gesetzt hatten.
    War sie so verkalkt, dass sie Stones Namen schon nicht mehr wusste, obwohl sie ihn kurz zuvor angerufen hatte?
    »Nehmen Sie Platz«, sagte sie und deutete auf ein Sofa, vor dem ein kleiner Tisch aus Edelholz stand.
    Lambert nickte höflich und setzte sich.
    |456| Die alte Dame nahm im Sessel gegenüber Platz. »Und kurz bevor Sie kamen, ist es mir wieder eingefallen. Moose. Sein Name war Will Moose.«
    Vielleicht war es doch nicht unumgänglich, die Dame zu eliminieren, dachte Lambert zögernd.
    »Das war die Flower-Power-Zeit.
Make love, not war
.« Sie lachte auf. »Ich unterhielt mich mit Herrn Moose über das Uranversteck. Waren Sie damals überhaupt schon auf der Welt?«
    »Doch, doch, ein paar Jahre hatte ich da auch schon auf dem Buckel«, lachte Lambert verlegen.
    »Aber am Tag, als John F.   Kennedy ermordet wurde? Da waren sie bestimmt noch nicht geboren«, sagte die Stormare mit spöttischem Grinsen.
    »Nun . . . nein, war ich wohl nicht.«
    Jetzt war es aber langsam genug, ansonsten würde das hier den ganzen Abend dauern, dachte Lambert. Und was das Schlimmste war: Er würde womöglich noch anfangen, diese seltsame alte Frau zu mögen.
    »Wie es Will Moose heute wohl geht?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Er wird sicher seine wohlverdiente Pension genießen, falls er noch am Leben ist . . . Ich fragte mich nur: Damals wurde das Ganze in den Archiven begraben – wofür braucht die CIA heute plötzlich so ein Bröckchen Uran? Ihr habt in Amerika doch tonnenweise angereichertes Uran.«
    »Jedes Gramm angereichertes Uran, das außerhalb der Buchhaltung auf diesem Planeten kursiert, ist zu viel. So ein Versteck kann gefährlich werden, wenn die falschen Leute darauf stoßen.«
    »Ich muss allerdings zugeben, dass ich unsere Plutoniumversuche heute nicht mehr gutheiße. Aber wozu wäre eine Großmacht nicht bereit, wenn es gilt, sich zu verteidigen . . . Wissen Sie übrigens, dass mein früherer Mann nach Jahrzehnten auf einmal wieder nach Deutschland gereist ist? Und dort ums Leben kam? Kurz nachdem ihr Kontakt zu mir aufgenommen hattet. Mein Sohn ist skeptisch, dass es sich beim Tod meines Exmannes |457| um einen Verkehrsunfall handelt. Eine erstaunliche Koinzidenz, finden Sie nicht?«
    Okay, dachte Lambert, dieser Einsatz ist also doch nicht für die Katz. Zum Glück. Er riss sich zusammen und stellte sich darauf ein, seinen Auftrag zu erfüllen. Das Etui steckte in der Innentasche seiner Jacke.
    »Ich habe inzwischen bereut, Will Moose damals nicht alles erzählt zu haben. Ich meine, dass ich ihm nichts von dem anderen Versteck gesagt habe. Dem größeren.«
    Bei Lambert schrillten sogleich die Alarmglocken. Seine Hand hielt kurz vor der Jackentasche inne. »Ach ja?«
    »Ich werde uns etwas Tee holen«, sagte Frau Stormare und stand auf.
    »Vielen Dank, aber . . .«
    »Kein Aber. Und ein paar frische Muffins.«
    Im selben Moment war sie aus der Tür.
    Konnte das möglich sein? Konnte es irgendwo in Deutschland ein weiteres Uranversteck geben? Es wäre sicher sinnvoll, sich noch einen Moment lang anzuhören, was die alte Frau zu sagen hatte.
    Sie kam mit einem Tablett wieder herein und stellte es auf dem Tisch ab. »Mit

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