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Das Erbe des Bösen

Das Erbe des Bösen

Titel: Das Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Sie stellte sich vor, dass Lena am nächsten Morgen zwei Tote vorfinden würde: Ingrid, die einen Herzinfarkt erlitten hatte, und daneben einen unbekannten Mann.
    Ingrid versuchte, möglichst kühl zu überlegen, was zu tun war. Sie könnte das Auto des Mannes vor die Haustür fahren und seine Leiche irgendwie in den Wagen befördern. Dann könnte sie Auto und Leiche auf einen Schlag loswerden, indem sie an die Küste fuhr und das Auto im Meer versenkte. Jetzt musste sie erst mal Zeit gewinnen. Eindeutige Beweise durften in ihrem Haus nicht gefunden werden.
    Sie stand auf und schaffte es nur mit größter Anstrengung, den Toten durch die Eingangshalle bis an die Haustür zu ziehen. Anschließend lehnte sie sich keuchend an die Tür, um sich auszuruhen. Als nächstes durchsuchte sie die Hosentaschen des Mannes und fand die Autoschlüssel. Rasch zog sie sich etwas über, machte die Tür auf und schrie auf vor Schreck.
    Vor ihr stand Katja, die Hand nach dem Klopfer ausgestreckt.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Ingrid voller Panik. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
    »Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Katja schaute ihre Schwiegermutter durchdringend an.
    »Die Pforte war offen. Ich mache mir einfach solche Sorgen um Erik. Und du hast am Telefon so erschüttert geklungen, dass ich dachte, wir könnten vielleicht miteinander reden. Wo wolltest du hin?«
    »Wieso?«
    »Du hast einen Mantel an.«
    Langsam trat Ingrid nach draußen und zog die Tür hinter sich zu.
    »Ich wollte nur einen kleinen Spaziergang machen. Es gibt so viel nachzudenken . . . Ich bin so unruhig, da . . . da dachte ich, ein bisschen Gehen tut gut.«
    »Reden tut uns vielleicht auch gut. Lass uns reingehen.«
    |461| Katja griff nach der Tür, um sie wieder aufzustoßen.
    »Nein, bitte jetzt nicht. Ich bin sehr müde. Fahr nach Hause, wir reden ein andermal.«
    Katja musterte Ingrid erstaunt. »Dein Sohn ist verschwunden, Ingrid. Willst du wirklich nicht versuchen herauszubekommen, was es damit auf sich hat?«
    »Natürlich will ich das, aber später. Ich rufe dich . . .«
    »Du wolltest doch spazieren gehen . . . Ich komme einfach mit. Mir gehen auch ein paar Sachen durch den Kopf.«
    Ingrid seufzte gequält. »Glaube mir. Es ist besser, wenn du nach Hause fährst.«
    »Warum soll das besser sein?« Katja war verärgert und neugierig zugleich. »Ist jemand bei dir?«
    »Natürlich nicht.« Ingrid bemerkte selbst das unangenehme Zittern in ihrer Stimme.
    »Bei uns wurde eingebrochen.«
    »Wie schrecklich.«
    »Alles ist durchwühlt worden . . . Ist bei dir alles in Ordnung?«
    »Ja. Wir unterhalten uns später. Könntest du jetzt nicht bitte einfach gehen?!«
    Katja sagte nichts, sondern schaute Ingrid nur unverwandt an.
    Ingrid wollte die Haustür gewaltsam zuziehen, aber Katja schob einen Fuß dazwischen.
    »Was . . .«, fing Ingrid überrascht an, aber Katja stieß mit aller Kraft die Tür auf. Ingrid musste zurückweichen.
    Hinter der Tür lag ein toter Mann am Boden. Katja starrte ihn wie versteinert an.
    »Großer Gott!«, sagte Ingrid, schloss kurz die Augen und versuchte sich zu beherrschen. »Musst du dich unbedingt in
alles
einmischen?«
    Ingrid ließ sich auf die Bank in der Eingangshalle sinken. »Ich weiß, was du denkst. Dass dies das reinste Mörderhaus ist. Hier vergifte ich abends Männer und begrabe sie in meinem Garten. Bei jedem deiner Besuche kommen Geheimnisse ans Tageslicht. Aber sieh mal«, sagte Ingrid, kniete sich neben dem Toten hin, |462| nahm das Etui aus der Innentasche der Jacke und zeigte Katja die Spritze mit der Injektionsnadel. »Dieser Amerikaner ist gekommen, um mich zu töten. Aber ich wusste es und kam ihm zuvor. Was hätte ich tun sollen? Es war Notwehr.«
    »Wer ist das?«, konnte Katja nur mit Mühe flüstern. »Was hat das alles zu bedeuten?«
    Ingrid vergrub das Gesicht in den Händen. Sie spürte, wie ihre Selbstbeherrschung schwand. Tränen rannen ihr über die Wangen.
    »Diese   – Schweine . . . sie haben Rolf umgebracht! Womöglich stecken sie auch hinter Eriks Verschwinden . . . Und das alles ist meine Schuld.«
    »Wen meinst du? Was redest du da?« Katjas Stimme kippte vor Entsetzen.
    »Die Amerikaner. Die CIA.   Eine andere Erklärung kann ich nicht sehen.«
    »CIA? Ingrid: Willst du damit sagen, dieser Mann hier ist von der CIA?«
    Ingrid nickte und wischte sich mit dem Taschentuch die Tränen aus dem Gesicht.
    »Die CIA hat versucht, dich zu ermorden? Und du meinst, die CIA

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