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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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zur Antwort.
    »Dann wisst Ihr, was Ihr zu tun habt, Graf«, befahl der Prinz mit einem schmerzhaften Lächeln. »Es scheint mir töricht, unter diesen Umständen noch länger auf ein Wunder zu hoffen, Graf.«
    »Ich habe geschworen, Euch beizustehen, und kann mich daher nicht gegen den Kanzler stellen«, erwiderte der Graf so leise, dass der Prinz ihn kaum noch verstehen konnte. »Ich habe es mit jeder Faser meines Seins Eurer Mutter versprochen.«
    »Aber als Ihr meiner Mutter dies geschworen habt, wusste sie noch nicht, dass der Kanzler mich vergiften und Euch, Graf, mit der Drohung, mich jederzeit sterben zu lassen, in seine Dienste zwingen würde. Das Gift wird mich töten … heute, morgen oder in einem halben Jahr …« Der Prinz lachte leise. »Vielleicht auch erst in einem oder zwei, nachdem ich mich auch weiterhin weigere, so schnell zu sterben.«
    »Ihr solltet nicht so reden, Hoheit«, ließ sich der Graf betroffen vernehmen. »Ihr seid noch ein halbes Kind, und Kinder sollten nicht an den Tod denken!«
    »Ich bin ein Prinz, Lindor«, sagte Prinz Seimark ernst. »Ein Unterpfand und eine Geisel … ein Mensch, den niemand gerne anschaut. Ihr habt vorhin gelächelt, Graf, als ihr mich gesehen habt. Es war das erste Lächeln seit Monaten .«
    Mühsam richtete sich der Prinz auf und ging vorsichtig zwei Schritte auf den Grafen zu, der noch immer im Gras vor ihm kniete. Er legte eine zierliche Hand auf die schweren Schulterstücke des Grafen und blickte ihm direkt in die Augen.
    »Egal was Ihr tut, Graf, Belior wird nicht dulden, dass ich alt genug werde, um gekrönt zu werden. Ich werde meinen zwölften Geburtstag nicht erleben, Ihr wisst es so gut wie ich. Er kann es nicht zulassen, denn er weiß, was ich als Erstes tun würde, trüge ich die Krone.«
    »Deshalb will er auch die Krone von Lytar für sich«, bekräftigte Lindor. »Hat er sie, braucht er Euch nicht mehr zu fürchten.«
    »Hat er sie, Graf, braucht er niemanden mehr zu fürchten«, korrigierte ihn der Prinz niedergeschlagen. »Warum sollte er mich also leben lassen? Sagt, Graf, stimmt es, dass Belior nun auch schon Menschen an Nestrok verfüttert?«
    »Ja.«
    »Mag er …« Der Prinz schluckte.
    »Nein«, antwortete der Graf knapp. »Er mag Rinder lieber.«
    Der Prinz lachte kurz auf, dann aber blickte er über die Schulter des Grafen und sah, wie der Kanzler den Garten betrat. Sofort ließ er seine Hand wieder sinken.
    »Ich sehe, Ihr nehmt Abschied von Eurem Prinzen«, ließ sich Belior mit einem kalten Lächeln vernehmen. »Ihr solltet besser aufbrechen, bevor Euer Schoßtier noch ungeduldig wird. Oder ich.«
    Langsam erhob sich der Graf und verbeugte sich tief vor dem Kanzler, der nun hinter den jungen Prinzen getreten war und seine Hände auf die dürren Schultern des Jungen legte.
    »Dann empfehle ich mich hiermit, Hoheit, Kanzler.«
    »Tut dies, Graf«, meinte Belior nachlässig. »Und enttäuscht Uns nicht.«
    »Der Götter Schutz mit Euch, Graf«, sagte der Prinz und stöhnte leise auf, als Belior die Finger tiefer in seine Schultern grub.
    »Und mit Euch«, erwiderte der Graf, verbeugte sich noch einmal tief und verlies rückwärts gehend den Garten. Kurz bevor er sich abwandte, sah er jedoch noch, wie der Prinz mit schmerzverzerrtem Gesicht die gleichen Worte wie zuvor formte.
    Ihr wisst, was Ihr tun müsst!
    Bis zuletzt hielten die Augen des jungen Prinzen die des Grafen fest. Angst lag in ihnen, aber auch ein stolzer, unbeugsamer Wille.
    Mit einer letzten Verbeugung ließ der Graf den Prinzen in den Händen des Kanzlers zurück.
     
    »So also hat der Kanzler den Grafen dazu gebracht, ihm zu dienen«, bemerkte Lamar nachdenklich. »Auch heute noch ist der Drache das Reittier des königlichen Paladins. Es heißt sogar, dass sich Nestrok seine Reiter nach dem Grad ihrer Sturheit aussucht. Der heutige Paladin ist nun eine Frau, die einen ganz besonderen Dickkopf besitzen soll. Ich vermochte mir nie recht vorzustellen, auf welche Weise man sie zu etwas zwingen könnte … doch die Art von Belior …«
    »Nun, das alles wussten wir damals noch nicht«, erklärte der alte Mann. »Und wenn wir es gewusst hätten, wäre es uns egal gewesen. Für uns, ganz besonders aber für Garret, war der Graf ein Schurke übelster Sorte und nicht viel besser als Belior. Weshalb sich Garret geschworen hatte, den Mann zur Strecke zu bringen … und von Garret heißt es, dass er nicht gerade wenig stur gewesen wäre. Der Graf hatte die Sera Tylane

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