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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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erschlagen, und Garret war es herzlich egal, ob der Graf dazu genötigt worden war oder nicht. Wir haben hier im Dorf eben bestimmte Vorstellungen davon, was man tut und was nicht. Und wehrlose Frauen zu erschlagen gehört nun sicherlich nicht dazu!«
    »Trafen die beiden denn noch einmal aufeinander?«, erkundigte sich Lamar neugierig, während der Wirt die Reste des Frühstücks abräumte.
    »Ja. Aber ich will der Geschichte nicht weiter vorgreifen. Während der Graf dem Prinzen im Garten also seine Aufwartung machte, hatten unsere beiden Freunde, Argor und Knorre, ein ganz anderes Problem zu bewältigen …«

 
Ein kurzes Gespräch
     
    »Ich dachte, die Wachen hätten Angst vor dem Turm«, grummelte Argor, als er durch einen Spalt des geborstenen Türblatts hindurchsah. Der Hof, in dem der Turm stand, war von einer Mauer umgeben, die streckenweise verfallen und an zwei Stellen sogar eingestürzt war. Ein schweres schmiedeeisernes Tor hing verrostet und schief in den Angeln des Hofeingangs, dahinter konnte Argor eine kleine Gasse mit einer Bäckerei erkennen, in die hin und wieder ein paar Leute gingen, und … drei Wachen im Wappenrock Berendalls. Sonderlich wachsam schienen sie ihm allerdings nicht zu sein, denn zwei von ihnen hatten es sich soeben auf einer niedrigen Stelle der Mauer bequem gemacht und packten ihre Brotzeit aus, während sich der dritte Soldat auf seine Hellebarde stützte und dem Kommen und Gehen der Leuten träge zusah.
    »Das haben sie auch«, bestätigte Knorre, der auf einer der unteren Treppenstufen saß und sich den Schweiß von der Stirn tupfte. »Freiwillig stehen sie da bestimmt nicht.«
    »Hhm«, meinte Argor, als er erneut sein Auge gegen den Spalt presste. »Ich kann nicht sehen was … oh.«
    »Oh?«, fragte Knorre.
    »Da ist so ein Kerl in einer langen schwarzen Robe … bah, der sieht aus, als ob er schon tot wäre und es nur noch nicht weiß! Er unterhält sich mit einem der Soldaten, und der schüttelt gerade vehement den Kopf, während der Kerl in der Robe auf den Turm zeigt!«
    Mühsam erhob sich Knorre und blickte nun ebenfalls durch den Spalt nach draußen, dann fluchte er leise. »Seht ihr das Symbol, das der Schwarze auf seiner Brust trägt? Die knöcherne Hand, die eine Fackel trägt?«
    Argor blinzelte. Der Artender musste gute Augen haben, denn er selbst konnte das Symbol kaum erkennen. Aber es konnte durchaus eine Hand mit einer Fackel darstellen.
    »Ja.«
    »Das ist einer der Priester des dunklen Gottes Darkoth, die sich zuhauf um Belior scharen. Niemand, den ich jemals zu einem Fest einladen würde, wird man ja allein schon von seinem Anblick schwermütig! Er ist einer von denen, die predigen, dass das Leben sowieso keinen Sinn hat, dass die Dunkelheit unausweichlich alles verschlingen wird und man sich deshalb also besser schon zu seinen Lebzeiten auf die Seite der Dunkelheit schlagen soll … dann hätte man wenigstens etwas davon!«
    Argor kratzte sich am Kopf, während er darüber nachdachte, was ihm Knorre soeben erzählt hatte.
    »Was soll das denn bringen?«
    »Man soll sich ganz den dunklen Gelüsten hingeben und dadurch helfen, die Dunkelheit schneller zu verbreiten. Man solle es genießen, dass das Leben eine Qual ist, alles vergänglich und nichts von Dauer. Nichts ist von Wert, das eigene Leben nicht und erst recht nicht das der anderen.«
    »Die Anhänger des Darkoth haben Angst davor, dass die Dunkelheit kommt, also verbreiten sie diese selbst?«, fragte Argor zweifelnd.
    »Genau das.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn!«, wunderte sich der junge Zwerg.
    Knorre zuckte mit den Schultern. »Für diese Leute schon.«
    »Dann wäre es angebracht, würde er sich gleich von einer Brücke stürzen«, meinte Argor. »Dann hat er es wenigstens hinter sich.«
    »Auf solche einfachen Lösungen kommen diese Kerle aber nicht«, schmunzelte Knorre, wurde jedoch schnell wieder ernst. »Und damit haben wir ein Problem. Zum einen gibt es kaum jemanden, der bereit ist, sich gegen sie zu stellen, zum anderen verfügen sie über eine dunkle Magie, die genau so ab- und bösartig ist wie ihr Gott.« Er sah wieder durch den Spalt und schüttelte betrübt den Kopf. »Wenn der Priester wirklich auf die Idee kommt, den Turm zu durchsuchen, werde ich ihn nicht dazu bringen können, das Offensichtliche zu ignorieren.«
    »Wie meint Ihr das?«, fragte Argor.
    »Es gibt dort oben keinen anderen Platz als das Dach, auf dem man sich verstecken kann. Und darauf wäre selbst die

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