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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Knorre lachte auf und schüttelte zugleich den Kopf. »Auf diese Geschichte bin ich wirklich gespannt!«
     
    »Die Zwerge scheinen uns Menschen doch in allem recht ähnlich«, sagte Lamar. Er warf dem alten Mann einen skeptischen Blick zu. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Teil Eurer Geschichte glauben kann. Ich kenne niemanden, der einmal einen Zwerg getroffen hätte.«
    »Nun, mit mir kennt Ihr doch nun jemanden«, entgegnete der alte Mann lachend.
    »Schön, dann frage ich Euch, warum ein Zwerg nicht sollte schwimmen können.«
    »Das habe ich Argor auch einmal gefragt. Für jemanden, der sie nicht selber kennt, ist seine Angst vor dem Wasser eher belustigend, doch sie hat einen ernsten Hintergrund. So, wie er es mir erklärte, nimmt jedes Lebewesen, auch der Mensch, Bestandteile der Erde in sich auf, wenn es seine Nahrung isst. Es sind immer nur kleine Mengen, aber wenn man lange genug lebt, dann sammelt sich einiges an. Zwerge hausen in der Erde, in Nachbarschaft zu Mineralien und Metallen. Über die Zeit finden diese Stoffe ihren Weg in die Körper der Zwerge … und lassen deren Knochen fast so schwer und auch so fest wie Stein oder Eisen werden. Es ist also wirklich so, dass sie zu schwer zum Schwimmen sind.«
    »Da ist vielleicht was dran«, meinte Lamar nachdenklich. »Als ich klein war, fand ich in einer Schlucht die Knochen eines Ungeheuers, auch sie waren aus Stein. Und zu schwer, um sie anzuheben.« Er schüttelte verwundert den Kopf. »Es gibt schon die seltsamsten Dinge.«
    »Das dachte sich auch Meister Pulver, als er die Sera Lenise und ihren treuen Begleiter kennen lernte«, sagte der alte Mann lachend. »Gegen diese beiden waren Knochen aus Stein kaum der Rede wert!«

 
Gottesbann
     
    In Lytar hatten sich Meister Pulver, Astrak und Barius auf den Weg zum Tempel begeben. Es war bereits Nacht, und so fand die Reise im Schein von Fackeln statt. Wieder waren es Sergeant Delos und seine Männer, welche die Eskorte stellten. Kurz bevor sie den Tempel erreichten, hielt Delos inne und wies mit seinem Schwert auf einen bläulich-dunkelgrün schimmernden Baum etwas abseits des Pfades, auf dem sie sich durch die Ruinen bewegten. »Seht Ihr dort den Baum mit den Skeletten im Geäst?«, rief er Meister Pulver zu. »Wir nannten diese Bäume Lanzenbäume, es dürfte offensichtlich sein, warum. Kommt ihm nur nicht zu nahe!«
    »Wahrhaftig ein hässlicher Baum«, sagte Pulver. Er beschattete seine Augen mit der linken Hand und hielt seine Fackel höher, um besser sehen zu können. Manche der Skelette hingen noch an den Ästen, die sie aufgespießt hatten, andere waren zu Boden gefallen. »Was ist mit ihm?«
    »Seht Ihr das Astwerk? Es wird von den Spitzen her braun. Der Baum stirbt.«
    »Ist das ein gutes Zeichen oder ein schlechtes?«, fragte Astrak neugierig.
    »Ein gutes, will ich meinen«, erwiderte Delos. »Wir haben alles versucht, um sie zu zerstören. Brandbomben haben wir geworfen, Köder mit Gift ausgelegt, gepanzerte Männer mit schweren Äxten vorgeschickt … Aber auch sie konnten wenig ausrichten, meist sind sie dabei umgekommen. Irgendwann gaben wir es auf und suchten uns einen Weg um die Bäume herum. Dass dieser hier stirbt, zeigt, dass die Verderbnis langsam zurückweicht!«
     
    Schließlich erreichten sie den Tempel. Als sie durch das Tor schritten und den Tempelgrund betraten, blieb Pulver stehen und atmete tief durch, ein freudiges Lächeln lag auf seinem Gesicht.
    »Götter!«, stieß er hervor. »Du ahnst gar nicht, Astrak, wie oft ich mir gewünscht habe, hier zu stehen und das Haus unserer Göttin zu betrachten. Ich sah bislang nur Zeichnungen von dem Tempel … er ist größer und erhabener, als ich ihn mir jemals vorgestellt hätte.«
    In dem dichten Strauchwerk seitlich des Weges raschelte es, und Delos fuhr herum, die Hand am Griff seines Schwerts, doch es war nur Trok, der aus den dunklen Büschen heraus- und auf den Weg trat, wo er sie mit seinen zweifarbigen Augen musterte.
    »Ihr seid also Trok«, sagte Pulver leise, nachdem Astrak ihnen den Schreckenswolf vorgestellt hatte, und sah ihn interessiert an. »Ein Mensch in der Gestalt eines Ungeheuers …«
    Trok legte den Kopf schief und musterte Astraks Vater intensiv. Delos und seine Männer wichen etwas zurück, nur Pulver, Barius und Astrak blieben stehen.
    »Mein Sohn sagte mir, Ihr würdet Euch von den anderen Ungeheuern hier unterscheiden«, sagte Pulver lächelnd. »Ich sehe, was er meint.«
    Der Schreckenswolf

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