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Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Stein sein Blut aufsaugt!«, zischte der Priester.
    »Und was ist mit mir und der Belohnung?«, meldete sich Berosch zögernd zu Wort.
    »Welche Belohnung?«, fauchte der Priester. »Seht Ihr den Gesuchten in unserem Gewahrsam? Nein? Wofür wollt Ihr dann eine Belohnung?«
    Er trat schwer atmend vor den Händler.
    »Passt lieber auf, dass wir Euch nicht das Vertrauen entziehen! Und jetzt tretet mir aus den Augen!«
    »Was geschieht nun, Euer Würden?«, fragte einer der Soldaten vorsichtig, nachdem Berosch in seinen Laden verschwunden war.
    »Was denkst du wohl, du Dummkopf!«, fauchte der Priester. »Bringt mich zum Schrein zurück. Ich brauche einen Heiler und muss dem Hohepriester Bericht erstatten.« Er bedachte die betreten dreinschauenden Soldaten mit einem Basiliskenblick. »Ihr könnt von Glück sagen, wenn keiner von euch auf dem Altar landet!«
    Er warf einen letzten hasserfüllten Blick auf das Hafenbecken.
    »Ich hoffe wahrhaftig, dass diese Ratte ersoffen ist. Wie konntet ihr ihn nur entkommen lassen! Tölpel, elendige!«
    »Aber wir …«, begann einer der Soldaten, doch seine Stimme versagte, als der Priester ihn zornig anstarrte.
    »Zum Schrein«, presste der heraus. »Und steht nicht so blöd herum, helft mir gefälligst!«
     
    Schiere Panik erfasste Argor, als er in die dunklen Fluten sank. Er krallte sich an dem Priester fest, aber dieser trat aus wie ein Maultier und traf Argor mitten auf die Nase. Ein sengender Schmerz durchfuhr ihn und ließ ihn unwillkürlich den Mund öffnen, er schluckte Wasser, das in seine Lungen floss und dort wie Feuer brannte … und irgendwo, tief in seinem Innern regte sich unbändige Wut.
    Sein ganzes Leben hatte er vor dem Wasser Angst gehabt. Und jetzt stand er schon das zweite Mal innerhalb weniger Tage kurz vor dem Ertrinken. Nein, bei allen Göttern, das durfte nicht sein!
    Es kam ihm vor, als sinke er in unermessliche Tiefen, doch als er schließlich auf dem schlammigen Grund des Hafenbeckens aufkam, sah er über sich fast zum Greifen nah die dunklen Rümpfe der Schiffe schweben, nah und doch unerreichbar fern.
    Nein, dachte Argor verbissen, ich will nicht ertrinken! Luftblasen perlten aus seinen brennenden Lungen und stiegen um ihn herum auf … wild entschlossen stieß er sich vom Grund ab und schnellte nach oben … beinahe konnte er schon mit der Hand die Wasseroberfläche durchstoßen, doch dann zog ihn eine Schwere wieder in die Tiefe.
    Götter, fluchte er innerlich. Es gab fast nichts, was die Menschen den Zwergen voraus hatten, außer dass sie weniger wogen und begnadet schwimmen konnten!
    Der Drang zu husten wurde unerträglich, es war fast unmöglich, den Mund geschlossen zu halten … nur wenige Atemzüge, und es würde vorbei sein … Atemzüge!
    Panisch griff er unter sein Wams und nestelte an dem Beutel herum, bis er den alten Reif zu fassen bekam, dann hielt er es nicht mehr aus. Sosehr er sich auch dagegen sträubte, sein Mund öffnete sich, und das schlammige Wasser füllte seine Lungen wie glühendes Blei … Er spürte noch, wie seine Füße den Grund berührten, dann war es vorbei. Gnädige Dunkelheit umfing ihn.
     
    Als er erwachte, herrschte dunkles Zwielicht um ihn herum. Hustend richtete er sich mit dem Oberkörper auf, doch das Husten ging seltsam schwer. Auch waren seine Bewegungen träge, als ob die Luft um ihn herum … Argors Augen weiteten sich, und eine kleine silbrig schimmernde Luftblase stieg vor seinen ungläubigen Augen auf, hoch zu den dunklen Schatten über ihm. Das glitzernde Tuch dort oben musste die Wasseroberfläche sein, vom Mondlicht beleuchtet, und die Schatten darauf waren die Schiffe. Und er … lag im Schlamm auf dem Grund des Hafenbeckens. Er machte eine hastige Bewegung, und Dreck wirbelte auf und trübte das Wasser.
    Unwillkürlich atmete er ein, doch sein Brustkorb schmerzte, denn es war nicht Luft, was er da mühsam einsog, sondern Wasser. Und dieses Wasser brachte einen fauligen Geschmack in seinen Mund!
    Ein Fisch schwamm vorbei und glotzte den verstörten Zwerg an, dann flitzte er aufgeschreckt davon. Langsam hob Argor die linke Hand und sah, dass sie krampfhaft ein schimmerndes Band festhielt, das langsam im Dunkeln zu pulsieren schien.
    »Götter!«, stieß Argor aus, oder wollte es vielmehr ausstoßen, denn nur eine weitere Luftblase und ein seltsamer Ton entrangen sich seiner Kehle.
    Verdammt, dachte der Zwerg, ich kann nicht einmal mehr fluchen! Dann beeilte er sich, den Göttern ein Dankgebet zu

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