Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe des Loewen

Titel: Das Erbe des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
Vom Netzwerk:
kommt.“
    Kieran nickte. „Ich werde darüber nachdenken, wenn wir mit Henry fertig sind. Er hat sechshundert Mann. Wir hingegen haben bloß dreihundert.“
    Ross lächelte. „Dreihundert Schotten gegen sechshundert Engländer ... scheint mir ein fairer Kampf zu werden.“
    Kieran erwiderte sein Lächeln und begann daran zu glauben, dass sie wirklich siegen konnten. „Trotzdem würde ich lieber einen Weg finden, um die Vorzeichen zu unseren Gunsten zu beeinflussen.“
    Durch die Zeltöffnung eilte ein Bursche herein, mit nichts als zerknitterten Beinlingen bekleidet. Er hielt inne und atmete schwer. In seiner Faust hielt er einen Dolch umklammert. Er schob eine Strähne seines zerzausten Haares aus dem Gesicht, blickte Kieran an und kniff die meerblauen Augen zusammen. „Du kamst. Ich dachte nicht, dass du es wagen würdest.“
    Ewan. Er kam, um seinen Vater zu verteidigen. Kieran stand gespannt da, bereit für einen Angriff, dem er nichts entgegensetzen konnte. Bittersüße Erinnerungen erwachten in ihm. Der Junge, der seit seinen frühesten Tagen hinter ihm hergelaufen war, war nun bloß einen Kopf kleiner als er selbst und schmächtig. „Du bist groß geworden, Ewan.“
    Ewan presste die Lippen aufeinander. Dann sagte er: „Vater?“
    „Es ist alles in Ordnung, Junge. Es ist ausgestanden.“ Ross warf Kieran einen viel sagenden Blick zu, der um Schweigen bat.
    Kieran nickte. „Es war ... ein Missverständnis. Ein Fehler, den ich tief bedaure“, fügte er hinzu und sah dabei Ross fest an.
    „Nicht mehr als ich.“ Ross lächelte, doch in seinen Augen schimmerten Tränen.
    „Ist er der Erbe, nun, da er zurück ist?“ stieß Ewan hervor. „Nein, Carmichael ist dein“, sagte Kieran rasch, und er
    merkte, dass diese Erkenntnis ihn nicht schmerzte. Das war Laurels Tun. Solange er sie hatte, war er zufrieden. Noch war sie Aulays Weib. Für den Augenblick. „Es ist Zeit, dass wir aufbrechen.“
    Ross erhob sich. „Ja. Ich werde Owain sagen, er soll die Männer wecken.“
    Kieran war erfreut über die Eile, mit der Ross zum Aufbruch rief. Er versammelte seine Ritter zum Kriegsrat und gab Befehl, das Lager abzubrechen. Zusammen mit Ross und Ewan ritt Kieran voran.
    Schwere Wolken bedeckten den Himmel, als sie den Geheimgang durchquerten und hinunter ins Tal ritten. Obgleich Kieran eine ungeheure Last von der Seele genommen war, schmerzte sie nun vor Angst um Laurel. Er musste sie finden, und zwar rasch.
    „Seht doch, Schafe“, rief Ewan. „Eine ganze Herde.“ Tatsächlich, Wege und Felder waren von Hunderten wolliger Körper versperrt.
    Kieran verfluchte, dass sie dadurch aufgehalten wurden. „Wir müssen um sie herumreiten.“ Als er das Pferd herumriss, kam ein Mann angelaufen. Lorn MacLellan.
    „Mylord. Es ist dieser verdammte Wolf. Ich habe ihn in der Nähe der Weide gesehen. Brachte die Herde herab, damit wir sie besser bewachen können, solange wir so wenig Burschen haben, da wir die Räuber bekämpfen müssen.“ Lorn runzelte die Stirn. „Ihr müsst den Wolf töten.“
    „Sobald wir Lady Laurel gefunden haben und die zweibeinigen Wölfe vertrieben sind“, versprach Kieran. Als er seinen Weg durch die blökenden Schafe suchte, fühlte er sich plötzlich beobachtet. Ja, irgendjemand beobachtete ihn. Er wandte den Kopf nach allen Seiten, doch alles, was er sah, war ein verdüsterter Himmel, waren finstere Berge und unruhige Schafe.
    „Was ist?“ fragte Ross und kam mit seinem Pferd näher.
    „Ich ... ich weiß es nicht.“ Doch er wusste es, oder hoffte es zu wissen. Konnte es Laurel sein? An dem Tag, als sie Aulay und Henry beim Fluss gefunden hatte, hatte Kieran dasselbe Gefühl gehabt: dass sie ihn brauchte. Nun hatte er es wieder. Aber diesmal war es stärker. Laurel? Er schloss die Augen, verzweifelt bemüht, sie zu erreichen, doch die Wahrnehmung war so unbestimmbar wie Nebel. Verdammt, er war kein Zauberer. Laurel hilf mir, dich zu finden. Laurel...
    Ein Schrei hallte in seinem Kopf wider ... brach ganz plötzlich ab. Und dann war nur noch entsetzliche Stille.
    „Rasch, ich muss Nesta finden.“ Krank vor Angst jagte Kieran durch die auseinander stiebenden Schafe hinweg und galoppierte die Straße nach Edin Tower entlang. Seine Ängste wuchsen, als Nestas Schale leer blieb. Wo war Laurel? War ihr etwas zugestoßen? Oder war der Schrei der Widerhall seines eigenen Schuldgefühles und der Enttäuschung gewesen? Hätte er ihr Vertrauen nicht missbraucht, wäre sie niemals nach

Weitere Kostenlose Bücher