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Das Erbe des Loewen

Titel: Das Erbe des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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Kieran fühlte die Liebe in Ross’ Berührung, doch seine Angst konnte nicht weichen, denn er hatte den gierigen Ausdruck in Aulays Augen gesehen, als er Laurel gefangen genommen hatte. Aulay dürstete nach Rache. Kieran kannte die unheilvolle Kraft der Rachgier. Nein, nicht Laurel. Nicht meine zarte, geliebte Laurel. Scharf und schneidend durchdrang ihn der Schmerz. Er wollte ihn herausschreien, er wollte ...
    Ross verstärkte seinen Griff. „Ruhig, Junge. Wir werden sie finden. Sehen wir uns das Lager an, und entscheiden wir dann, wie wir angreifen. “
    Kieran nahm all seine Kraft und Stärke zusammen und kroch hinter Sim den Abhang hinauf. Henry Percys Heer auf der Ebene vor ihnen schien nur darauf zu warten, am nächsten Morgen in Tod und Zerstörung auseinander zu bersten.
    „Welch fürchterlicher Anblick“, gestand Ross.
    Kierans Blick wanderte von Ost nach West. Sie waren zwischen den Bergen und dem Fluss eingekeilt. „Wenn wir auf die andere Seite kommen, haben wir sie in der Falle. Am besten greifen wir vor Morgengrauen an, dann überraschen wir sie im Schlaf.“
    Ross lächelte. „Eine ausgezeichnete Taktik. Hole den Feind aus dem Bett, zwinge ihn dazu, halb nackt und verschlafen zu kämpfen.“
    „Du warst mein Lehrmeister“, sagte Kieran und erinnerte sich daran, wie viel er von diesem Mann gelernt hatte. Alles, was ein Vater seinem Sohn weitergeben konnte. Auch wenn er Lion sein Leben verdankte, Ross hatte ihn geformt.
    „Nun übertrifft der Schüler seinen Lehrer.“ In Ross’ Ausdruck wurden die gemeinsamen Erinnerungen deutlich. „Wie viele Männer willst du senden?“
    Ross’ Lob und Hochachtung erfreuten Kieran. „Ich würde alle unsere Männer in den Kampf schicken, um Henry in dem Glauben zu lassen, dass wir doppelt so stark sind wie sie, und seinen Truppen dadurch den Kampfgeist zu nehmen. Doch
    „Dann bliebe uns nichts für einen zweiten Überfall“, vollendete Ross.
    „Schade, dass wir nicht die Schafe in Männer verwandeln können“, ertönte eine helle Stimme, und Ewan tauchte hinter ihnen auf.
    „Ewan, bei allen Heiligen! Du solltest doch am Pass bleiben“, mahnte sein verärgerter Vater.
    Der Blick des Jungen trübte sich. „Ich ... wollte doch nur zusehen.“
    „Du hättest bei dem Ritt getötet werden können. Warum ..."
    „Warte.“ Kieran legte seine Hand auf Ross’ Arm. „Ich gebe dir Recht, er hätte nicht ungehorsam sein dürfen, doch er hat einen guten Gedanken ... mit den Schafen.“
    „Schafe?“ Ross runzelte unwillig die Stirn. „Was sollen denn Schafe?“
    „Wir könnten sie über den Hügel hinunter ins Lager treiben“, sagte Kieran. „In der Dunkelheit werden die Engländer nicht zwischen Tier und Mensch unterscheiden und in Angst und Schrecken geraten. Vor allem, wenn wir fünfzig bewaffnete Männer mitschicken.“
    „Ja.“ Ross lächelte zufrieden. „Das ist einen Versuch wert, indes, wir haben keine Zeit zu verlieren. Es sind nur noch vier Stunden bis Sonnenaufgang.“
    „Wir treiben die Schafe zusammen, während Owain alle Carmichaels am Pass sammelt“, sagte Kieran.
    Ross blickte zu Ewan. „Du wirst bei keiner Truppe dabei sein. Hast du verstanden?“
    Enttäuschung machte sich auf Ewans Gesicht breit. „Es war doch mein Vorschlag ..."
    „Und ein guter dazu.“ Kieran zauste Ewan die Haare. „Du hast den scharfen Verstand deines Vaters geerbt. Warum gehst du nicht mit Ellis nach Edin Tower zurück?“ fügte er hinzu, um den Zorn, der auf Ross’ Stirne sichtbar wurde, zu besänftigen. „Sag Master Lorn, er soll so viele Schafe wie möglich in einer Stunde hierher treiben. Willst du dann Owain hierher bringen?“ wandte er sich an Ross.
    Ross warf Kieran einen fragenden Blick zu. „Und wo wirst du sein?“
    „Ich suche Laurel. Wir haben drei Stunden bis zum Angriff, und bis dahin muss ich sie gefunden haben.“
    „Mylord! Mylord! Sie sind gekommen!“ Die Worte hallten in der Höhle wider und zogen Laurels düstere Gedanken auf die beiden Männer, die mit einem Mal am Eingang standen.
    Henry sprang auf und bestürmte sie mit Fragen. Als er hörte, dass sein Heer nur wenige Meilen entfernt sein Lager aufgeschlagen hatte, rieb er sich die Hände und machte sich bereit. „Sattle mein Pferd“, befahl er dem Soldaten. „Ich sagte, dass sie zur rechten Zeit hier sein würden“, wandte er sich an Aulay.
    Aulay kam auf die Beine, streckte sich und warf einen Blick zu Laurel. Sein Gesicht war im Schatten, doch im flackernden Licht

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