Das Erbe des Loewen
der Flammen glühten seine Augen wie Höllenfeuer. „Ich komme in einer Weile nach.“ Seine heisere Stimme zerrte an Laurels Nerven. Angst stieg in ihr hoch. Was führte er im Schilde?
Henry hielt inne, blickte zuerst zu Aulay und dann zu Laurel. Mitleid leuchtete in seinen Augen auf, doch seine Worte brachten wenig Erleichterung. „Ich werde das Tal überfallen. Sorge du dafür, dass meine Geisel morgen früh in gutem Zustand für
einen Austausch ist.“
„Sie ist meine Frau, Henry, und ich werde sie daran erinnern. Es wird nicht lange dauern ... keine Frau, nicht einmal die Mutter meiner Kinder, will mit einem Mann zu tun haben, der so aussieht wie ich. Wir kommen, sobald ich hier fertig bin. Die Dime wird benutzt, aber nicht misshandelt.“
Er wollte mit ihr schlafen. Laurel zuckte zusammen. Nein, er müsste ihr Gewalt antun, denn sie war nicht willens, seine Berührung zu erdulden. O Kieran, Kieran, wo bist du? In wilder Verzweiflung suchte sie ihn mit all ihren Kräften, sah sein Bildnis in ihren Gedanken, um sich zu stärken.
„Nun gut. Jetzt sind wir allein.“ Aulay zog sie an ihrer Tunika hoch und zerrte sie zum Feuer. Er lachte, als sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, hielt sie auf, indem er seinen Stiefel auf ihren Körper setzte.
Den Mund trocken vor Staub und Angst, wartete sie auf den nächsten Schlag, wünschte sich fast, er käme wirklich. Der Tod war besser als alles andere. Dann fühlte sie, wie die Fesseln an ihren Füßen zerschnitten wurden und das Blut wieder durch ihre Beine strömte. Sie beachtete den Schmerz nicht. Es war ihre einzige Gelegenheit. Sie musste fliehen, bevor er ihr Gewalt antun konnte. Sie wollte aufspringen und davonlaufen, doch sie wusste, sie würde nicht weit kommen. Also blieb sie auf dem harten, kalten Boden liegen.
„Ah! Darauf habe ich lange gewartet.“ Aulay drehte sie mit dem Fuß auf den Rücken, dann hockte er sich neben sie. Ein Windstoß ließ das Feuer aufflackern. Sie sah die Grausamkeit in Aulays Zügen, und ihr Wille schien zu brechen.
Sie unterdrückte das Wimmern, entschlossen, diesem Mann ihre Angst nicht zu zeigen. Einmal hatte sie schon über ihn gesiegt, und wenn sie ihre Sinne zusammenhielt, konnte es ihr nochmals gelingen. Doch wie? Ihre Gedanken suchten Kieran. Wenn sie ihn wissen lassen könnte, wo sie war ...
„Du warst schon immer stolz. Stolz und kalt ... vor allem im Bett. Oder hat dich dieser Bastard von Liebhaber ein wenig aufgewärmt?“
„Kieran ist mein Gemahl“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Nein. Nicht solange ich lebe. Und er wird dich nicht mehr wollen, wenn ich mit dir fertig bin.“ Er warf seinen Umhang von sich und begann, die Schnüre seines Wamses zu lösen. Das Glitzern von Metall lenkte sie von dem herandräuenden Schrecken ab. Es war ihr Dolch. Er hatte ihn ihr weggenom-men, als er sie überfallen hatte. Selbst mit gebundenen Händen könnte sie sich verteidigen, wenn sie den Dolch hätte.
Er legte den Gürtel ab. Mit aller Kraft zwang sie sich, nicht dem Dolch nachzublicken. Sie durfte keinen Verdacht erregen. Die Berührung seiner Hand ließ sie erschaudern, sein Lachen erstarren. Sie konnte nicht still daliegen wie ein wehrloses Opfer und zulassen, dass er sie missbrauchte. Entschlossen blickte sie Aulay in die Augen, zeigte ihm all ihren Hass und ihre Verachtung.
„Du ...“Er beugte sich über sie und beutelte sie, bis ihr Tränen in die Augen traten.
„Nein! “ Sie sprang auf, stieß und trat um sich wie ein wildes Fohlen. Ihre Füße trafen seine Schenkel, ihre Fäuste prallten auf sein Kinn. Aulay und sie stürzten im Kampf zu Boden. Schwach hörte sie das Reißen von Stoff und fühlte einen kalten Luftzug, als er ihre Kleider zerriss. Plötzlich lag sie da, von seinem Gewicht zu Boden gedrückt, doch in ihrer Faust hielt sie den Dolch. Alles, was sie jetzt tun musste, war ...
„Verdammte Hexe!“ Er bäumte sich auf, ein schwarzer Schatten vor dem erlöschenden Feuer, und streckte seine Finger wie Klauen gegen sie aus.
Sie griffen nach ihrer Kehle, sie stieß den Dolch in seine Brust. Ein schneller Stich ... „Aahh!“ Er sprang auf und fluchte, dann schlug er sie mit aller Kraft ins Gesicht.
Blut rann über ihre Lippen, in ihren Ohren dröhnte es. Wie von weitem hörte sie einen wilden Schrei. Den Schrei eines Raubvogels, der sich auf sein Wild stürzte. Doch Aulay sollte sich nicht an ihr weiden. Mit letzter Kraft hob sie den Dolch.
Aulay schlug
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