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Das Erbe des Loewen

Titel: Das Erbe des Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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darinnen sein konnte trotz seiner Größe und Festigkeit. Er atmete tief durch, um seine Sinne zu beruhigen, schob die Zeltöffnung beiseite und trat gebückt ein.
    „Bei Gott, ich habe vergessen, wie sehr du ihm ähnlich bist.“ Ross’ Stimme war rau und gequält, wie Kierans Sinne es waren.
    Kieran hob den Kopf und blickte das Gesicht, das ihn in seinen Träumen verfolgt hatte, fest an ... kräftige Augenbrauen, kantige Züge wie seine eigenen, nun etwas voller und durchfurchter. „Wem?“ gelang es ihm zu fragen.
    „Lion.“ Eine einzige Träne lief Ross Carmichaels Wange herab. „Du bist so groß und kräftig wie er. Lion wäre stolz auf dich gewesen.“
    Kieran runzelte die Stirn. „Ich bin ein Söldner.“
    „Ja.“ Ross lächelte schwach. „Es hätte ihm gefallen. Lion war in seinem Herzen ein Raubtier, am glücklichsten fühlte er sich auf dem Schlachtfeld.“
    „Deswegen hast du es getan“, sagte Kieran unter dem Eindruck, den er von der Unterhaltung mit seiner Großmutter gewonnen hatte. „Nicht aus Gier hast du ihn getötet, sondern aus Angst, er könnte den Carmichael Clan in den Krieg führen, der alle hätte vernichten können.“
    „Verdammt.“ Ross ließ sich auf seinen Stuhl zurücksinken und barg das Gesicht in den Händen. Er erbebte, dann hob er den Kopf. „Was muss ich tun, damit du mir glaubst, dass ich meinen Bruder nicht tötete?“ wollte er wissen. Sein Ausdruck war starr, und die Augen brannten.
    „Nichts.“ Kieran trat vor und stützte die Arme auf den Tisch. „Das ist jetzt ohne Bedeutung. Ich kam, um mich selbst auszuliefern ... mich dir zu unterwerfen ... als Gegenleistung für deine Hilfe.“
    Ross ließ die Hände sinken. „Was ist geschehen?“
    Kieran holte tief Luft, dann begann er zu erzählen. Als er damit fertig war, von Laurels Gefangennahme zu berichten, hatte er auf dem anderen Stuhl Platz genommen und hielt einen Becher in der Hand, ohne dass er sich daran erinnern konnte, wie es dazu gekommen war. In dem Bedürfnis, sich Mut zu machen, nahm er einen kräftigen Schluck und rang nach Atem, als die Flüssigkeit in seiner Kehle wie Feuer brannte.
    „Du hast vergessen, wie man osquebae trinkt, wie ich sehe.“ Ross beugte sich über den Tisch und füllte den Becher erneut mit schottischem Branntwein.
    Kieran trank noch einen Schluck und ließ die Flüssigkeit langsam durch die Kehle laufen. Als das Brennen aufhörte, sagte er: „Wenn du mir hilfst, Henry zu vertreiben, dann liefere ich mich dir aus, sobald der Kampf vorbei und Laurel in Sicherheit ist.“
    Ross musterte Kieran. „Was glaubst du, werde ich mit dir machen?“
    „Mich töten“, sagte Kieran ohne Zögern. Er spürte keine Angst, bloß die Dringlichkeit, die Angelegenheit zu ordnen, um Laurel suchen zu können.
    „Warum beharrst du darauf, schlecht von mir zu denken?“ fragte Ross. Er drehte den Becher in seinen Händen, in jenen starken Händen, die ihm einst das erste Schwert gereicht hatten ...
    Kieran kämpfte gegen den Schmerz an. „Du hast gelogen. Du hast mich großgezogen, und ich glaubte, dass ich zwei liebende Eltern hätte, doch die ganze Zeit ... “
    „Wir liebten dich.“ Ross kam um den Tisch herum, hielt ihm die Hand entgegen, dann sah er Kierans abweisenden Ausdruck und ließ sie sinken. „Wir lieben dich noch immer.“ Doch seine Liebe war nicht die Streitfrage. „Auch sie liebten dich. Obwohl er starb, ehe du geboren warst. Lion kämpfte darum, deine Mutter zu heiraten, dir seinen Namen zu geben. Wäre ich mit ihm gegangen, hätte er vielleicht Erfolg gehabt. Und Siusan ...
    sie lag mit Kindbettfieber darnieder, kämpfte um ihr Leben, bis sie dich sicher in Megans Arme legen konnte. Wir versprachen, für dich zu sorgen wie für unser eigenes Kind, indes ... “ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, das so schwarz war wie Kierans, sich an den Schläfen aber silbergrau färbte. „Wir hätten dir von Anbeginn an die Wahrheit sagen sollen.“
    Kieran betrachtete den Onkel genau, er wollte ihm glauben, doch er fühlte ... etwas stimmte nicht. „Wer tötete meinen Vater?“ fragte er langsam.
    Ross senkte den Blick, um seine Augen zu verbergen. „Comyn MacDonnel“, sagte er rasch. Zu rasch.
    „Das ist eine Lüge. Dieselbe, die du mir zuvor sagtest. Wenn du es nicht warst, wen versuchst du zu beschützen?“ Kieran erwartete, dass er leugnen oder in Wut ausbrechen würde, alles, nur nicht den Schmerz, der Ross’ Gesicht verzerrte.
    Ross seufzte. „Ich habe sie alle

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