Das Erbe des Loewen
Seine Augen leuchteten, Schmerz und Verlangen quälten ihn tief im Innersten. Die angespannten Muskeln seines Nackens und seiner Arme waren ein stummes Zeugnis des inneren Kampfes, den er führte. „Geh schon.“
Laurel floh, doch sein Anblick verfolgte sie für den Rest der schlaflosen Nacht. Er sah genau so aus wie in ihrem Traum. Und sie wusste, dass er sie begehrte.
6. KAPITEL
„Dieser Nebel gibt uns die beste Deckung. Wir sollten jetzt angreifen“, sagte der Schotte.
Henry schwang sich in den Sattel und zuckte dabei schmerzhaft zusammen. Dank seines Kettenhemdes hatte er lediglich eine Fleischwunde am Arm erhalten, doch sie behinderte ihn trotzdem. Außer sich, blickte er finster auf seinen Gefolgsmann. „Und ich sage, es ist zu gewagt.“
„Feiglinge seid ihr, alle zusammen“, sagte der Schotte und stieg auf seinen zotteligen Klepper.
Henry hörte seine Männer murren und teilte insgeheim ihren Wunsch, ihm diese Anschuldigung heimzuzahlen. Verdammt, wenn er keinen Späher brauchte, er würde auf den Schotten verzichten. Der Mann war blind vor Hass gegen die MacLellans und weigerte sich beharrlich, Einsicht zu zeigen. „Wir warten so lange, bis mein Heer aus England eingetroffen ist.“
„Und wie lange kann das dauern?“ fragte der Schotte.
Der Bote stand bereit. Henry berechnete die Zeit, die er benötigte, um nach Morpeth zu reiten, die Truppen zu versammeln und nach Norden zu marschieren. „Eine Woche ... höchstens zwei. Was macht das für einen Unterschied? Du bekommst deine Belohnung.“
„Ich bin begierig darauf, die Sache erledigt zu haben.“ Er blickte über die Ebene hinweg zu den Bergen, die sich aus dem Nebel erhoben. Das raubgierige Funkeln in seinen Augen, die gekrümmten Zähne, die er zeigte, als er sich die Lippen leckte, erinnerten Henry an einen hungrigen Wolf, der sich auf ein äsendes Wild stürzen wollte. Beinahe bedauerte er die MacLellans. Beinahe.
Henry hatte ein Land zu erobern, und dazu brauchte er Edin Valley, doch er hatte nicht mehr viel Zeit. „Wir sollten von hier verschwinden, ehe Sutherland kommt, um nach uns zu suchen. Bist du sicher, dass du den Weg durch diesen Nebel findest?“ „Ich finde für Euch ein anderes Lager. Einen sicheren Platz
in den Hügeln, wo Ihr Euch verkriechen könnt, bis Eure Männer hier sind“, sagte der Schotte höhnisch. „Dann komme ich zurück und beziehe meinen Posten auf der höchsten Erhebung, von wo aus ich den Felsenpass überblicken kann ... um sicherzugehen, dass die MacLellans nicht versuchen, selbst nach Verstärkung zu schicken.“
Henry erbleichte. „Du sagtest, dass Duncan keine Verbündeten habe.“
„Sie sind ein kleiner Clan, der unter sich bleibt. Keine Blutsverwandtschaft mit anderen Clans, kein mächtiger Lehensherr. Sie sind dumm wie ihre Schafe.“
„Sie waren schlau genug, Sutherland zu ihrem Schutz zu holen.“ Henry entschloss sich, einige seiner Männer mit dem Schotten zu senden ... nur um sicherzugehen, dass er nicht selbst etwas unternahm, was seine Absichten durchkreuzen könnte.
Es dämmerte, als jemand an Kierans Tür pochte. „Geh weg“, sagte er, ohne sich aus dem Stuhl zu erheben, in dem er den verbliebenen Rest der Nacht damit verbracht hatte, die Asche im Kamin anzustarren und seine eigenen überstürzten Handlungen zu überdenken. Die Tür öffnete sich trotzdem.
„Gut, du bist also wach“, sagte Rhys munter.
„Warum bist du schon zurück?“
„Und du bist verdrießlich. Macht nichts. Gib mir einen Augenblick, um meinen Durst zu stillen, und ich erzähle dir, was sich ereignet hat.“ Er stellte den leeren Krug auf das Holzbrett. „Verdammt, du hast doch nicht etwa das ganze Ale getrunken?“ „Darum hat man es hierher gestellt.“ Kieran versuchte, den Schmerz in seinem Innern nicht zu beachten. Ihn quälten heißes Verlangen, schlechtes Gewissen und ungestillte Lust.
Rhys trat in sein Blickfeld, den leeren Becher in der Hand. „Du trinkst niemals zu viel.“
„Wer sagt, dass ich es jetzt tat?“ fuhr Kieran ihn mit groben Worten an.
„Deine geröteten Augen und ...“
„Musst du so laut brüllen, dass man dich bis hinauf zum Dach hören kann?“
„Ich brülle nicht. Ich versuche bloß herauszufinden, was letzte Nacht geschah und dich in diesen Zustand versetzte.“ Seine Handbewegung schloss Kierans zerknitterte Kleidung, die kalt blickenden Augen und das zerzauste Haar mit ein. Er sah aus wie ein Mann, der die Nacht damit zugebracht hatte, mit dem
Teufel zu
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