Das Erbe des Loewen
verstünde, könnte ich ihn dazu bringen, über die Dinge zu reden, die ihn bedrücken, und ihm helfen.“
„Du meinst seine Familie. Rhys sagte, er sei nicht immer so verschlossen und unzugänglich gewesen wie jetzt. Vielleicht mit der Zeit ...“
„Acht Jahre sind seitdem vergangen.“
„Es gibt nichts Schlimmeres, als von einem Menschen, den man liebt, getäuscht zu werden.“
Laurel seufzte. „Ich hatte Glück. Die einzige Person, die mich verletzte, war jemand, den ich nicht liebte.“
„Aulay.“ Nestas Blick verdüsterte sich. „Ich hätte niemals vermutet, dass er so schlecht sein könnte.“
„Das ist vergangen und vergessen.“ Die Albträume waren mit der Zeit geschwunden und wurden durch ihre Träume über Kieran ersetzt. „Es ist die Zukunft, die mir nun Sorge bereitet“, sagte sie beherzt. „Meine und Kierans Zukunft. Ich wünsche mir, dass er mich liebt, wie mein Vater meine Mutter liebte.“ Nesta seufzte. Sie ließ Laurels Hände los und flehte im Stillen, dass es gelänge, die fast erloschenen Funken neu zu entfachen. „Innige Liebe ist nur wenigen Menschen gewährt. Ich fürchte, ich habe das zu spät herausgefunden.“
„Du meinst Rhys. Ach, Tante Nessie. Es tut mir so Leid.“ „Ssch. Es soll eben nicht sein. Er wird fortziehen und eine andere finden. Ist er erst einmal gegangen, werde ich ihn bald vergessen.“ Doch sie ließ die Schultern hängen.
„Du bist so schön und so voller Leben, und er ist so ... so tüchtig und so klug, es scheint keinen Unterschied des Alters zu geben.“ Laurel legte einen Arm um ihre Tante. „Ich kann mir nicht helfen, ich muss an Großvater denken. Er war gut zu Großmutter, doch seine Augen hatten niemals so gefunkelt, wie sie es tun, wenn er Carina Carmichael erwähnt. Ich bin sicher, er wäre der Erste, der dir raten würde, deinem Herzen zu folgen.“
Nesta umarmte Laurel rasch und trat zurück. „Nun, da du deine Träume meistern kannst, gibt es sehr vieles, was ich dir beibringen muss. Ich habe also keine Zeit, mich um irgendeinen närrischen Dummkopf von Gemahl zu kümmern.“ Es klopfte an der Tür. Dankbar für die Unterbrechung, eilte Nesta, um zu öffnen. „Ah, hier kommen die Mädchen.“ Nesta trat zur Seite, um die Frauen eintreten zu lassen, die Eimer mit Wasser, Leinentücher und das Brautgewand brachten. Doch wandte sie den Blick nicht von der Braut.
Was würde die Zukunft für sie bereithalten? Bei diesem Gedanken entfachte der Kienspan, den Nesta in den Kamin hielt, das Holz von neuem. In den hoch aufzüngelnden Flammen schienen plötzlich Laurels Hände und ihr Gewand von Blut durchtränkt.
Feuer und Schwefel. Tod und Erlösung.
Nesta wankte, diese Vorahnung ließ sie so sehr zittern, dass sie nach der Kamineinfassung greifen musste, um nicht zu fallen.
„Was ist dir?“ Laurel stürzte auf sie zu und legte den Arm um sie. Der Bann war gebrochen.
„Ich ...“ Nesta sah den besorgten Blick, und die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. „Ich bin nur müde, das ist alles.“ Taumelnd ging sie zu einem Stuhl.
Nesta hat etwas gesehen. Es musste Schlimmes verkünden, sonst hätte sie ihre Vision mit ihr geteilt. Doch diesmal mangelte es Laurel an Mut, um zu fragen. Während die Mädchen damit beschäftigt waren, das Bad zu bereiten, verteilte sie das Gerstenbrot und den Käse auf zwei Teller, erhitzte in den Kohlen einen Schürhaken und hielt ihn in den Weinkrug. Sofort erfüllte das beruhigende Aroma von Zimt und Gewürznelken den Raum.
„Ich sollte dir aufwarten“, sagte Nesta, als Laurel ihr einen Zinnbecher mit dem Glühwein reichte.
Laurel setzte sich zu Füßen ihrer Tante. Sie nahm einen kräftigen Schluck von dem Getränk, und der honigsüße Wein ließ den Schmerz aus ihrer Kehle weichen. „Ich bin froh, etwas tun zu können. Du hast so vieles getan ... Großvaters Pflege, mein Brautkleid nähen, die Vorbereitungen für das Hochzeitsfest. Wir hätten eine viel einfachere Zeremonie machen können.“
„Nein.“ Entrüstung brachte Farbe in Nestas Gesicht zurück. „Das soll eine richtige Vermählung werden, nicht eine, die nach einem Jahr und einem Tag vergessen ist. Es ist schon schlimm genug, dass du zweimal gezwungen warst, einen Mann zu nehmen, den du nicht selbst erwählt hast. Du sollst eine schöne Feier in der Kirche haben, mit Father Stephan, der die Trauung vollzieht, und danach ein Fest.“
Laurel nickte, sie zerkrümelte das Brot auf dem hölzernen Teller. „Haben wir erst einmal das
Weitere Kostenlose Bücher