Das Erbe des Loewen
sich so grimmig, als er über den Damm in den Burghof von Edin ritt, dass der Stallbursche, der ihm entgegeneilte, ihn zu begrüßen, sich besorgt an ihn wandte.
„Ist etwas nicht in Ordnung mit Rath, Mylord?“ Dickie ergriff die Zügel und strich mit der freien Hand über den glänzenden Hals des Hengstes. Rath erwiderte die Liebkosung mit einem leisen Wiehern.
„Nein.“ Kieran schwang sich aus dem Sattel, verstimmt über die leichtfertige Art, wie der Bursche mit dem mächtigen Streitross umging. Gleich ihm war Rath vorsichtig mit Fremden, doch er hatte sich sofort mit Ellis’ jüngstem Sohn angefreundet. Wenn er nicht Einhalt gebot, würde Rath zahm werden wie ein Zelter und wäre in der Schlacht nicht mehr zu gebrauchen. „Es ist nicht nötig, so viel Aufhebens um ihn zu machen. Striegle ihn, und gib ihm die übliche Menge Hafer.“
„Ja.“ Doch als Dickie Rath in den Stall führte, summte er dem Pferd leise zu, wie eine Mutter es bei ihrem Kind tat.
„Hölle und Verdammnis“, sagte Kieran und stapfte über den Hof. Er musste etwas gegen diese Verweichlichung seiner Truppe unternehmen. Um zu beweisen, dass er sein eigener Herr war, der niemandem Rede und Antwort zu stehen hatte, besuchte er Jamie, ehe er Laurel und den Priester aufsuchte.
Jamies Kammer lag am anderen Ende. Der Bursche döste auf einem schmalen Feldbett, und ein Mädchen saß an seiner Seite.
Das Mädchen erschrak bei seinem Eintritt. Es sprang auf und ließ seine Flicksachen zu Boden fallen.
„Kieran!“ Jamie versuchte sich aufzusetzen, stöhnte und fiel zurück.
„Ganz ruhig, Junge.“ Kieran schob das Mädchen beiseite und nahm seinen Platz neben dem Knappen ein. „Wie fühlst du dich?“
„Hungrig.“ Er seufzte. „Mein Rücken schmerzt noch etwas, doch Lady Laurel und Lady Nesta sagen, die Wunde wird bald verheilen.“
„Behandeln sie dich gut?“
Jamie lächelte. „Wie den verdammten König von Frankreich. Lady Nesta versorgt meine Wunde, Lady Laurel erzählt mir Geschichten, damit mir nicht langweilig wird, und Aileen Er errötete unter dem Flaum, der seit kurzem seine Wangen zierte, als er das anwesende Mädchen anblickte. „Aileen ist so freundlich zu mir, auch wenn sie mir nichts zu essen gibt außer Brühe und Haferschleim.“
„Lady Nesta sagte, dass du heute Abend Fleisch in deiner Suppe haben könntest“, entgegnete das Mädchen.
„Ich bin froh, dass es dir besser geht“, sagte Kieran. Verdammt, wenn er die Pläne der Räuber nicht bald durchkreuzen würde, wären seine Männer nicht mehr zum Kämpfen bereit. „Dann lasse ich dich in den tüchtigen Händen von Aileen.“
„Ich werde gut für ihn sorgen.“ Sie lächelte Jamie an, der den Blick sehnsuchtsvoll erwiderte.
Kieran nahm die Hintertreppe von der Küche zum ersten
Stock und betrat die Halle, in Erwartung, sie leer vorzufinden. Stattdessen bereitete die Dienerschaft die Schragentische für das Mahl vor, und drei Soldaten spielten mit Würfeln vor dem Kamin. Er zögerte, denn es verlangte ihn nach Abgeschiedenheit.
„Es ist Sir Kieran“, rief einer der Männer. Sofort näherten sie sich ihm und überhäuften ihn mit Fragen über die Wegelagerer.
„Fort mit euch, ihr geschwätzigen Tölpel. Lasst doch den armen Mann erst seinen Panzer ablegen!“ wetterte Janet, die Beschließerin.
Sosehr es ihn auch ärgerte „armer Mann“ genannt zu werden, nutzte Kieran die Unterbrechung, um der Halle zu entfliehen. Zur Hölle, diese MacLellans waren so lästig wie ein Wurf junger Hunde. Er stieß die Tür zu seinem Gemach auf, warf sie hinter sich zu und lehnte sich mit einem Atemzug der Erleichterung dagegen.
„Kieran!“ Laurel sprang von einem Stuhl auf, der beim Feuer stand. Die Arme ausgebreitet, die Augen strahlend vor Freude, warf sie sich ihm entgegen. „Oh, ich war so besorgt um dich.“ Sie legte die Arme um ihn und drückte das Gesicht an seine Brust.
Ihre Sorge traf ihn tief und rührte sein Herz. Kieran schluckte hart, doch der Klumpen in seiner Kehle wollte nicht weichen. „Es geht mir gut, wie du sehen kannst.“ Seine Stimme klang rau.
„Ja.“ Sie lächelte lieblich. „Wenn dir etwas zugestoßen wäre, hätte ich es gewusst, hier....“ Sie legte eine Hand zwischen ihre Brüste und zog dabei die dunkelgrüne Wolle straff über ihren vollen Busen, an dessen Sanftheit er sich nur zu gut erinnerte. „Trotzdem konnte ich mich nicht ruhig fühlen, bis ich dich sah. “ Ihr warmer Blick traf seine Augen.
Kieran war, als
Weitere Kostenlose Bücher