Das Erbe des Loewen
würde er seine Liebe rasch vergeben.
„Erhebet Euch, Ihr dürft nun die Braut küssen.“ Das runde Gesicht mit Schweiß bedeckt, streckte Father Stephan die plumpe Hand aus, um ihnen beim Aufstehen zu helfen.
Ohne sich von ihrer langen Kotte behindern zu lassen, sprang Laurel auf die Füße und wandte sich Kieran zu. Sie spürte an seinem Händedruck, wie er sich zurückhielt, zögerte. Nichts damit, dachte sie, ergriff seine goldene Kette, zog seinen Kopf zu sich herab und küsste ihn.
Sie erwartete im besten Falle Widerstreben, im schlimmsten Falle Zurückweisung. Doch er presste die Lippen auf ihren Mund und antwortete mit einem leisen Stöhnen, das aus den Tiefen seiner Seele zu kommen schien. Er legte die Arme um sie, hob sie hoch und drückte sie an sich, als wollte er sie nie wieder loslassen.
„Lady Laurel! Sir Kieran!“ erscholl die ungestüme Stimme des Priesters und erinnerte sie daran, dass sie nicht allein waren.
Verlegen versuchte Laurel, sich dem Griff Kierans zu entziehen, doch seine Arme umschlossen sie fest. „Kieran?“ Sie blickte auf und sah, wie er sie ansah. „Wir können nicht ... nicht hier.“
„Ich weiß, ich hätte dich nicht küssen sollen. Doch was geschehen ist, ist geschehen.“ Er hob sie hoch und schritt mit ihr unter Gelächter und Gejohle den Gang entlang.
„Kieran! Halt ein! Du kannst mich nicht davonschleifen wie ... wie ... “
„Mein Weib. Du bist mein Weib. Und ich bringe dich jetzt ins Bett.“
Bei so viel ungezügelter Leidenschaft errötete Laurel beschämt. „Ich möchte nicht wie ein Sack Lumpen weggezerrt werden, du Tollpatsch. Lass mich sofort hinunter.“ Sie stieß ihn gegen die Brust, um ihrem Verlangen Nachdruck zu geben. Es war, als hätte sie auf blanken Felsen geschlagen, doch zumindest hielt er an der Schwelle inne. „Wir haben ein Fest, an dem wir teilnehmen müssen.“
„Später.“ Er ging auf Rath zu, und sie wusste genau, saßen sie erst einmal im Sattel, konnte niemand den Hengst mehr einholen.
„Kieran.“ Verzweifelt griff sie nach seinem Haar und zerrte daran ... fest.
Er hielt inne. „Au. Lass das.“
„Nicht, bis du zur Vernunft kommst.“
Sein Blick verdüsterte sich, und er ließ sie zu Boden gleiten. „Ich hätte dich nicht küssen sollen“, sagte er. „Doch es scheint, als hätte ich mein Leben lang auf dich gewartet, und noch länger kann ich nicht warten.“
Entzückt dachte Laurel kurz daran, ihm seinen Willen zu lassen, doch hinter sich hörte sie Freunde und Verwandte aus der Kirche strömen. „Ich teile deine Begierde, um ... um mit dir zusammen zu sein“, sagte sie zärtlich. „Aber alle haben so hart gearbeitet, das Fest vorzubereiten. Wir müssen warten.“ Sie begegnete seinem brennenden Blick, stumm bat sie um sein Einverständnis.
Ein leichtes Lächeln erschien auf seinen festen Zügen. „Ich bin kein geduldiger Mann ... doch für dich will ich warten.“
„O Kieran“, flüsterte sie tief bewegt. „Ich kann nicht warten, bis das Fest vorbei ist.“
„Wie lange wird das ...?“
„Sir Kieran!“ rief Nesta empört mit gerötetem Gesicht. Rhys folgte ihr lächelnd. „Was habt Ihr Euch dabei gedacht, meine Nichte davonzuziehen wie ... “
„Das ist so Brauch in den Highlands“, sagte Laurel beruhigend.
Rhys warf den Kopf zurück und lachte, worauf die anderen in sein Lachen einstimmten. „Wir Waliser haben auch einen edlen Brauch“, fügte er hinzu, „wir schließen mehrfach Ehen innerhalb derselben Familie. Was sagst du, Nessie, willst du nicht mein Weib werden?“
„Rhys ap Owain! “ rief Nesta. „Ich bin ein bisschen zu alt für dich.“ Doch mit ihrer zarten Haut, den geröteten Wangen und den funkelnden Augen wirkt sie nicht alt, dachte Laurel. Statt der üblichen weiten Roben trug Nesta an diesem Tag ein eng anliegendes schwarzes Gewand, das ihre Formen zur Geltung brachte, schlank und geschmeidig wie ein junges Mädchen.
„Lass mich das selbst beurteilen“, flüsterte Rhys.
„Das tue ich nicht.“ Nesta blickte ihn an.
Völlig unbeeindruckt lächelte Rhys sie schurkisch an, doch darunter spürte Laurel Qual und fühlte Schmerz für ihn, für beide.
Als sie zu Kieran blickte, sah sie, dass sein Ausdruck ebenso voll Sorge war wie ihr Herz.
„Laurel? Nessie? Was, zur Hölle, geht hier vor?“ Die Menge teilte sich, um den Weg freizumachen für den Großvater, der von vier kräftigen Clansmännern getragen wurde.
Es war Kieran, der antwortete: „Es ist ein Brauch der
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