Das Erbe des Loewen
Hochländer, dass ein Mann seine Braut aus der Kapelle trägt.“
„Ich dachte schon, du wolltest dich zu etwas hinreißen lassen.“ Der alte Mann lächelte, so als ob er ganz genau wüsste, was vor sich gegangen war.
Kieran stöhnte leise. Selbst jetzt, umgeben von ihren Verwandten und seinen Männern, war er immer noch nahe daran, Laurel über seine Schulter zu werfen und sich mit ihr aus dem Staub zu machen. Und was dann? fragte er sich, immer noch besorgt, dass sie ihn von seinem Ziel abbringen könnte.
Sein Blick glitt über ihren schlanken Hals bis zum Ausschnitt ihres Kleides. Er war mit Perlen verziert und tief und offenbarte einen Blick auf die schattenhafte Wölbung zwischen ihren Brüsten. Feste, runde Brüste, die sich mit jedem Atemzug hoben und senkten. Wenn er sich doch nur nicht daran erinnern würde, wie sie sich angefühlt hatten, als sie gegen seine Brust gepresst waren, dann wäre er viel sicherer, dass er mit ihr das Bett teilen und ihr trotzdem fern bleiben konnte. Vielleicht sollte er warten, bis er mit Ross abgerechnet und sein rechtmäßiges Erbe wiedergewonnen hatte.
12. KAPITEL
Als sie sich zu Tisch begaben, waren alle Fasern seines Körpers so gespannt, dass Kieran glaubte, wahnsinnig zu werden. Schlimm genug, dass ihn alle anstarrten und ihm zujubelten, quälten ihn noch die derben Späße. Er wäre nur zu gerne seinen Begierden gefolgt, doch er wusste, er musste sich beherrschen. So war es auch in der Kirche gewesen ... ein einziger Kuss, und er hatte versucht, Laurel davonzuschleppen wie ein Wahnsinniger. So brennend sein Verlangen nach ihr war, sosehr fürchtete er, dass er ihr wehtun könnte durch sein ungezügeltes und unerfahrenes ...
„Warum runzelst du die Stirn?“ fragte Laurel flüsternd.
Ein verführerischer Duft drang in seine Nase. Er kämpfte gegen die Verlockung an und suchte ein anderes Ziel, um seinen Ärger loszuwerden. „Deine Leute sind betrunken. Wir waren uns einig, dass es nur ein wenig gewässerten Wein gäbe. Wenn wir nun angegriffen werden ..."
„Sie sind nicht betrunken, nur glücklich für Euch und Laurel“, entgegnete Nesta.
„Ich wünschte, sie würden uns zutrinken. “ Rhys lehnte sich näher an Nesta und erntete einen finsteren Blick dafür.
Kieran wandte seinen Blick ab, ehe er etwas sagen konnte, was ihre Freundschaft belastete. Am Morgen hatte Rhys jede Menge unerwünschter Ratschläge angeboten, doch als Kieran ihm verärgert riet, sich ein jüngeres Frauenzimmer zu suchen, hätte er ihm beinahe den Kopf abgerissen.
Laurel berührte seinen Arm. „Geistig sind sie sich näher als zwei Menschen, die am selben Tag geboren wurden“, sagte sie mit überraschender Einsicht, dann sprach sie von etwas anderem. „Du bist gewiss prunkvollere Feste gewohnt aus Frankreich oder von Zuhause.“
Zuhause. Das Wort nagte an ihm, als er die lachenden MacLellans betrachtete. In ihrer einfachen Kleidung aus grober Wolle saßen sie zu beiden Seiten der Schragentische und boten ein farbenprächtiges Bild aus strahlendem Gelb, Rot und Blau, das sich gegen das saftige grüne Gras des Burghofes abhob. Der Tag war klar und angenehm kühl, die Luft war erfüllt mit dem Duft von gebratenem Lamm, frischem Gerstenbrot und Heidekrautbier. Die schrillen Töne der Dudelsäcke waren den melodischen Klängen eines Lautenspielers gewichen. Seine sanfte Stimme hob und senkte sich, als er die epische Geschichte von Erc, dem Sohn von Loarn, dem Gründer des alten Königreiches von Dalriada, von dem alle Clans abstammten, besang.
Nirgendwo außer in Schottland kann man dies finden, dachte Kieran. Das schottische Blut, von dem er glaubte, es seit Jahren nicht mehr in sich zu haben, brauste durch seine Adern.
„Kennst du die alten Legenden?“ wollte Laurel wissen.
Kieran antwortete und dachte nicht daran, seine Zunge zu hüten. „Megan Sutherland war Barde ihres Clans, ehe sie Ross ehelichte. Sie hat beträchtliche Zeit dazu verwandt, die Geschichten des Clans zu Pergament zu bringen, damit sie nicht verloren gingen. Es ist gut, die alten Legenden wieder zu hören.“
„Du kannst einen Menschen aus Schottland nehmen, doch du kannst Schottland nicht aus einem Menschen nehmen“, sagte Laurel.
„Was?“ rief Kieran, entsetzt darüber, dass sie seine Gedanken so genau erriet.
Sie lächelte zärtlich. „Dies sollen die Worte des ersten MacLellan gewesen sein, als er vom Kreuzzug nach Hause zurückkehrte. Gewiss hatte auch er viele schöne Orte gesehen, doch
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