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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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eingestand.
    Gordo Schmied seufzte und wußte, daß er geschlagen war. Seine Frau hatte keinen Zweifel daran gelassen, daß ihr die Idee gefiel, und als er genauer darüber nachdachte … Immerhin würde Granny ›Oma‹ Wetterwachs nicht ewig leben, und Vater der einzigen Hexe weit und breit zu sein, konnte sich als nützlich erweisen.
    »Na schön«, sagte er.
    Als der Winter sich allmählich dem Ende entgegenneigte und zögernd dem Frühling wich, ging Eskarina bei der alten Granny in die Schule.
    Allerdings schien das Lernen in erster Linie daraus zu bestehen, sich gewisse Dinge zu merken.
    Bei den Unterweisungen unterstrich die Hexe den praktischen Aspekt. Das Reinigen des Tisches ging mit Allgemeiner Kräuterkunde einher. Beim Ausmisten des Ziegenstalls hörte das Mädchen von der Verwendung verschiedener Pilze. Zum Geschirrspülen gehörten Lektionen über das Beschwören geringer Götter. Und wenn sie im großen Kupfertopf rühren mußte, was verdächtig oft geschah, standen Theorie und Praxis des Destillierens auf dem Lehrplan. Als die warmen Randwinde zu wehen begannen und der Schnee nur noch in kläglichen kleinen Haufen an der zur Scheibenweltmitte gerichteten Seite der Bäume überlebte, hatte Eskarina erste Erfahrungen gesammelt. Sie wußte, wie man mehrere Salben zubereitete und verschiedene Branntweine herstellte, die allein medizinischen Zwecken dienten. Sie kannte sich mit Dutzenden von Aufgüssen und einer Vielzahl von Elixieren aus, deren Einsatzgebiet ihr jedoch ein Rätsel blieb. Granny meinte schlicht, das werde sie noch rechtzeitig genug erfahren.
    Eskarina kam allmählich zu dem Schluß, daß sie das eigentliche Hexen sträflich vernachlässigten.
    »Das holen wir nach, wenn es soweit ist«, wich Oma Wetterwachs ihrer Frage aus.
    »Aber ich soll doch eine Hexe werden!«
    »Noch bist du keine. Nenn mir drei Kräuter, die bei Verstopfung Wunder wirken.«
    Esk faltete die Hände hinterm Kopf, schloß die Augen und antwortete: »Die blühenden Spitzen der Großen Pfauenwurz, das Wurzelmark des Alten Mannes Hose, die Stengel der Blutwasserlilie, die Samenkapseln …«
    »Das genügt. Wo kann man Wassergurken finden?«
    »In Torfmooren und Sumpftümpeln, während der Monate …«
    »Gut. Du machst Fortschritte.«
    »Aber es ist keine Magie!«
    Granny setzte sich an den Küchentisch.
    »Das könnte man von vielen magischen Dingen behaupten«, erwiderte sie. »Ich meine, die meisten davon haben nichts oder nur wenig mit Magie zu tun. Es kommt vor allem darauf an, die richtigen Kräuter zu kennen, das Wetter zu deuten und die Verhaltensweise der Tiere zu verstehen. Und natürlich auch die von Menschen.«
    »Das ist alles?«, fragte Eskarina entsetzt.
    »Alles?« entgegnete Granny schockiert. »Es ist ein ziemlich umfangreiches Alles.«
    Etwas leise fügte sie hinzu: »Aber du hast recht: Es gibt noch etwas anderes.«
    »Weihst du mich darin ein?«
    »Wenn ich den geeigneten Zeitpunkt für gekommen halte. Es dauert noch eine Weile, bis du bereit bist.«
    »Bereit? Wofür?«
    Grannys Blick glitt in Richtung einer dunklen Ecke des Zimmers. »Wo waren wir stehengeblieben …?«
    Es dauerte nicht lange, bis auch die hartnäckigsten Schneereste tauten und die ersten Frühjahrsstürme tosten. Die Luft im Wald duftete nach Schimmel und Terpentin. Einige frühe Blüten überstanden tapfer den Nachtfrost, und Bienen flogen.
    »Sieh genau zu, wenn du echte Magie erleben möchtest«, sagte Granny Wetterwachs.
    Sie öffnete den ersten Bienenstock.
    »Bienen sind gleichbedeutend mit Met, Wachs, Honig und Gummi. Einzigartige Geschöpfe. Werden sogar von einer Königin regiert«, fügte die Hexe anerkennend hinzu.
    »Stechen sie dich nicht?«, fragte Esk und wich ein wenig zurück. Hunderte von Bienen summten aus den Waben und krabbelten über die Holzseiten der großen Kiste.
    »Nur sehr selten«, erwiderte Granny. »Nun, du wolltest unbedingt Magie sehen. Beobachte mich!«
    Oma Wetterwachs streckte die Hand in eine wirre Insektenmasse und gab ein leises pfeifendes Geräusch von sich. Es kam Bewegung in die brummende Menge, und nach einigen Sekunden kroch eine auffallend große und dicke Biene auf den Zeigefinger der alten Frau. Einige Arbeiterinnen folgten ihr und hielten sich dicht an ihrer Seite, um die Königin zu schützen.
    »Wie hast du das angestellt?«, erkundigte sich Esk.
    »Ah«, erwiderte Granny, »das möchtest du gern wissen, nicht wahr?«
    »Ja, in der Tat«, sagte Eskarina ernst. »Deshalb meine

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