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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Beinen entlang, als sie an einer Lehmböschung hinaufkletterte. Kurz darauf stürmte sie über ein felsiges, von orangefarbenen Klippen gesäumtes Plateau.
    Esk blieb erst stehen, als sie sich gründlich verirrt hatte. Sie war schon öfter zornig gewesen, aber noch nie so wie jetzt. Normale Wut glich jener roten Flamme, die in einem Brennofen züngelt, wenn man dort gerade das Feuer entzündet hat: Sie bestand nur aus einem düsteren Glühen und stiebenden Funken. Doch in Eskarina brodelte etwas anderes, eine Glut, die vom Blasebalg geschürt wurde, so heiß, daß sie Eisen schmelzen konnte.
    Eskarinas Leib prickelte, und sie spürte, wie der seltsame Druck in ihr zunahm, nach einer Möglichkeit suchte, sich zu entladen.
    Warum sehnte sie sich immer dann nach der großen Macht der Zauberei, wenn Oma Wetterwachs über Hexerei sprach? Und warum fühlte sie sich immer dann bereit, die angeblich niedere Magie bis zum letzten Atemzug zu verteidigen, wenn sie die ein wenig schrill klingende Stimme Treatles vernahm? Sie wollte beides – oder gar nichts. Je häufiger man versuchte, sie daran zu hindern, sie zur ›Vernunft‹ zu bringen, wie es hieß, desto entschlossener war sie, ihr Ziel zu erreichen.
     
    Sie nahm vor einem niedrigen Wacholderbusch am Rande eines steilen glatten Hanges Platz, und in ihrem Bewußtsein gaben sich Pläne und siedender Ärger ein Stelldichein. Sie spürte, wie man dicht vor ihr Türen zuschlug, die sie gerade erst öffnen wollte. Es gab keinen Grund, an Treatles Worten zu zweifeln: Sie durfte nicht damit rechnen, daß man ihr Zugang zur Unsichtbaren Universität gewährte. Es genügte nicht nur, einen Zauberstab zu haben, um ein Magier zu sein. Esk brauchte eine angemessene Ausbildung, und offenbar war niemand bereit, sie in die Geheimnisse der Zauberei einzuweihen.
    Die Mittagssonne brannte auf die felsige Landschaft herab, und die Luft roch nach Bienen und Kräutern. Esk streckte sich auf dem harten Untergrund aus, und durch das Geflecht aus Blättern beobachtete sie das fast purpurne Himmelsgewölbe. Irgendwann schlief sie ein.
    Wer Magie verwendet, neigt dazu, auf eine ebenso realistische wie beunruhigende Weise zu träumen. Dafür gibt es natürlich einen guten Grund, aber wenn Zauberer darüber nachdenken, können sie ziemlich sicher sein, kurz darauf an einem Alpdruck zu leiden.
    Tatsache ist, daß die Überlegungen von Zauberern Gestalt geben können. Hexen arbeiten normalerweise mit dem, was bereits existiert, aber ein wirklich guter und fähiger Zauberer ist imstande, seiner Phantasie eine feste Form zu verleihen. Vermutlich bestünde kaum die Gefahr möglicherweise fataler Konsequenzen, wenn die kleine Blase aus flackerndem Schimmern, die man für gewöhnlich als ›Universum der Raumzeit‹ bezeichnet, nicht zu einem weitaus größeren Kosmos gehörte, dessen Eigenschaften man mit den Worten ›unangenehm‹ und ›unberechenbar‹ recht treffend beschreiben kann. Sonderbare Dinge grunzen und knurren dicht hinter den dünnen Pallisaden der Normalität, und aus tiefen Rissen am Ende der Zeit antwortet ihnen ein düster klingendes Heulen und Schnattern. Es stammt von einem so gräßlichen Etwas, daß sich sogar die Finsternis davor fürchtet.
    Die meisten Leute haben keine Ahnung davon, was auch ganz in Ordnung ist: Die Welt könnte nicht sehr gut funktionieren, wenn alle Menschen im Bett bleiben und sich die Decke über den Kopf zögen. Genau das geschähe nämlich, wenn sie wüßten, welche Schrecken nur eine Schattenbreite entfernt lauern.
    Das Problem sieht folgendermaßen aus: Viele an Magie und Mystizismus interessierte Personen verbringen einen großen Teil ihrer Zeit damit, am Rande des Lichts herumzutrödeln, und dadurch erwecken sie die Aufmerksamkeit der Wesen aus den Kerkerdimensionen. Jene Geschöpfe benutzen sie dann in ihrem unermüdlichen Bemühen, in diese spezielle Realität zu gelangen.
    Viele Menschen sind in der Lage, genügend Widerstand zu leisten, doch die ständigen Sondierungen der Dinge sind gerade im Schlaf am stärksten.
    Bel-Shamharoth, C’hulagen der Schnüffler: Die dunklen Unheilsgötter des Nekrotelicomnicon (einigen dem Wahnsinn anheimgefallenen Adepten ist dieses Buch auch unter dem wahren Namen Liber Paginarum Fulvarum bekannt) warten nur darauf, sich in einen schlummernden Geist zu schleichen. Die von ihnen verursachten Träume sind oft recht exotisch und alles andere als erfreulich.
    Nach ihren Erfahrungen im Anschluß an das erste Borgen

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