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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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»Zuviel Sonne und kalter Boden. So ist das eben in weiter Ferne.«
    Esk sank nach vorn, bis ihr Kopf auf Grannys Schoß ruhte und sie den vertrauten Duft von Kampfer, verschiedenen Kräutern und einem Hauch Ziege wahrnahm. Granny strich ihr übers Haar und hoffte, daß diese Geste tröstend wirkte.
    Nach einer Weile sagte Eskarina leise: »Ich fürchte, man wird mich nicht in die Universität aufnehmen. Ein Zauberer teilte mir mit, Frauen hätten dort nichts zu suchen, und außerdem habe ich davon geträumt. Es war einer von jenen wahren Träumen, von den Metta-und-so-weiter.«
    »Mettaffer«, warf Granny ruhig ein.
    »Bist du sicher, daß du kein Lametta meinst?«
    »Sogar ganz sicher.«
    »Nun, einer von denen«, seufzte Esk.
    »Hast du etwa mit überhaupt keinen Schwierigkeiten gerechnet?«, fragte Granny. »Wolltest du einfach durchs Tor marschieren und mit deinem Stab winken? Hier bin ich. Ich möchte Zauberin werden. Besten Dank für eure Hilfe!«
    Mißbilligend schüttelte sie den Kopf.
    »Der Magier sagte, die Universität dulde keine Frauen. Aus Prinschip.«
    »Da irrt er sich.«
    »Nein, nein, er meinte es ernst. Daran zweifle ich nicht. Weißt du, Oma, ich konnte deutlich spüren …«
    »Dummes Kind! Du hast nur gespürt, daß er die Wahrheit sagte. Aber die Welt ist nicht immer so, wie sie bestimmte Leute sehen.«
    »Ich verstehe nicht …«, erwiderte Esk.
    »Du mußt noch viel lernen«, sagte Granny großzügig. »Äh, was deinen Traum betrifft: Man wollte dich also nicht in die Universität lassen?«
    »Nein. Und sie lachten über mich.«
    »Und dann hast du versucht, das Tor niederzubrennen?«
    Esk drehte langsam den Kopf, der noch immer auf Grannys Schoß lag. Sie öffnete ein Auge und blickte argwöhnisch zu der alten Hexe hinauf.
    »Woher weißt du das?«
    Oma Wetterwachs lächelte wie eine verschmitzte Eidechse.
    »Ich war einige Meilen entfernt und begann eine mentale Suche nach dir«, antwortete sie. »Plötzlich gewann ich den Eindruck, als seist du überall. Dein Bewußtsein strahlte wie ein Leuchtturm. Und das Feuer … Nun, sieh dich um!«
    Im trüben Licht der Morgendämmerung bot sich das Plateau als eine Landschaft aus gebranntem Ton dar. Die Klippe vor Esk schimmerte glasig und hatte sich offenbar zum Teil verflüssigt. Hier und dort zeigten sich tiefe Spalten, die von Lavaströmen stammten. Das Mädchen horchte einige Sekunden lang und hörte das leise Knacken abkühlenden Gesteins.
    »Oh!«, murmelte Eskarina. »Dafür bin ich verantwortlich?«
    »Ich glaube schon«, bestätigte Granny. »Aber ich habe geschlafen! Und geträumt!«
    »Es ist die Magie«, erklärte Oma Wetterwachs. »Sie versucht, sich zu entladen. Hexerei und Zauberei in dir, äh, verstärken sich irgendwie. Nehme ich an.«
    Esk biß sich auf die Unterlippe.
    »Was soll ich nur tun?«, fragte sie. »Ich träume dauernd von irgendwelchen Dingen.«
    »Nun, zuerst einmal müssen wir zur Universität«, entschied Granny. »Die dort lehrenden Zauberer sind bestimmt an Novizen gewöhnt, die ihre Magie noch nicht beherrschen und an, äh, heißen Träumen leiden. Andernfalls wäre das Gebäude schon vor langer Zeit niedergebrannt.«
    Sie beobachtete den fernen Rand der Scheibenwelt und richtete den Blick dann auf den Hexenbesen.
     
    Autor (und Übersetzer) verzichten hier darauf, folgende Geschehnisse in allen Einzelheiten zu beschreiben: die mehrmaligen Anläufe, die häufigen Justierungen der Besenborste, das wiederholte Verfluchen von Zwergen, die kurzen Augenblicke der Hoffnung, wenn der magische Motor zu stottern begann, angestrengtes Keuchen, wenn stelzenartige Beine über gebrannten Ton eilten, neuerliches Fluchen, das plötzliche Funktionieren eines abgenutzten Levitationszaubers, Hände, die sich hastig am hölzernen Stiel festklammerten, ein langsames Aufsteigen …
    Esk hockte unsicher auf dem Hexenbesen, als sie in einer Höhe von fast hundert Metern gemütlich dahinzuckelten. Einige Vögel folgten ihnen und zeigten großes Interesse an dem Ding, das sie für einen fliegenden Baum hielten.
    »Verschwindet endlich!«, rief Granny und winkte mit ihrem Hut. »Wir sind ziemlich langsam«, stellte Esk schüchtern fest.
    »Ich habe nicht die geringste Absicht, irgendeinen Geschwindigkeitsrekord zu brechen.«
    Esk drehte den Kopf. Der Scheibenweltrand hinter ihnen erschimmerte in goldenem Glanz. Wolkenschleier bildeten zartgemusterten Flaum.
    »Ich glaube, wir sollten tiefergehen«, schlug Eskarina drängend vor. »Du

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