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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Bänken unter den Bäumen. Junge Novizen eilten hastig über die Pfade, wenn irgendwo eine Glocke läutete. Die meisten von ihnen hielten Bücher unter die Arme geklemmt, und die Studenten der fortgeschrittenen Semester konnte man daran erkennen, daß Pergamentrollen und ähnliche Dinge hinter ihnen herschwebten. Angesichts der puren Magie fühlte sich die Luft schmierig an und roch nach Zinn.
    Esk wanderte zwischen Treatle und Simon und saugte die neuen Eindrücke wie ein Schwamm auf. Überall spürte sie die magische Energie, aber sie war gezähmt und wurde in Kanäle gelenkt, um bestimmte Zwecke zu erfüllen. Eskarina verglich sie mit einem Mühlbach, der ein Schaufelrad antrieb. Sie stellte Macht dar, die sich dem erfahrenen Willen der Zauberer beugte. Simons Aufregung stand der des Mädchens in nichts nach. Sie zeigte sich vor allen Dingen daran, daß seine Augen noch heftiger tränten und er kaum mehr ein Wort hervorbringen konnte, ohne dabei zu stottern. Immer wieder deutete er auf verschiedene Flügel des Universitätskomplexes und murmelte von ›L-Laboratorien‹ und ›F-Forschungszentren‹.
    Nach einiger Zeit bemerkte Eskarina ein niedriges düsteres Gebäude mit schmalen Fenstern.
    »D-Das ist d-die B-Bibliothek«, brachte Simon respektvoll und begeistert zugleich hervor. »K-Kann ich ssssie mir ansssehen?«
    »Dazu hast du später noch Zeit genug«, erwiderte Treatle. Simon bedachte das Bauwerk mit einem sehnsüchtigen Blick.
    »Alle B-Bücher, d-die jemals über Magie g-geschrieben wwww …«
    »… wurden«, half Esk aus.
    Simon nickte dankbar.
    »Warum sind die Fenster vergittert?«, fragte sie.
    Simon schluckte. »Äh, wwww-weil magische Wwww-werke keine gewww-wöhnlichen B-Bücher ssssind. Sie führen ein sssonderbares Eigenlllleben und …«
    »Das genügt«, warf Treatle scharf ein. Er schien sich erst jetzt wieder an Eskarina zu erinnern, sah auf sie herab und runzelte die Stirn.
    »Warum bist du hier?«
    »Du hast mich eingeladen«, sagte das Mädchen.
    »Ich? O ja! Natürlich. Das hatte ich ganz vergessen. Entschuldige. Das junge Fräulein, das gern Zauberer werden möchte. Komm, ich zeig dir was!«
    Er ging eine breite Treppe hoch, die zu einer imposanten Doppeltür führte. Ganz offensichtlich diente sie in erster Linie dem Zweck, Besucher zu beeindrucken. Der Architekt hatte großzügigen Gebrauch von schweren Schlössern, verschnörkelten Angeln, Messingbeschlägen und einer Vielzahl von Schnitzereien gemacht. Offenbar wollte er alle, die diesen Eingang benutzten, auf ihre geradezu lächerliche Bedeutungslosigkeit hinweisen.
    Vermutlich war er ein Zauberer – er hatte die Klinke vergessen.
    Treatle klopfte mit einem Stab an. Das Tor zögerte einige Sekunden lang, aber schließlich glitten die dicken Riegel zurück, und die beiden Türflügel schwangen auf.
    Im Saal vor ihnen standen Dutzende von Zauberern mit ihren jungen Novizen. Und die Eltern der erwartungsvollen Schüler.
    Es gibt zwei Möglichkeiten, in die Unsichtbare Universität zu gelangen. (Eigentlich sogar drei, um ganz genau zu sein: Aber von der dritten wußten die Magier zu jenem Zeitpunkt noch nichts.)
    Die erste besteht darin, ein großes magisches Werk zu vollbringen: zum Beispiel die Wiederentdeckung eines uralten thaumaturgischen Relikts oder die Erfindung eines völlig neuen Zauberspruchs, was jedoch nur noch höchst selten geschah. In fernster Vergangenheit hatten es begabte Zauberer fertiggebracht, aus der chaotischen, formlosen Magie der Welt bis dahin unbekannte Formeln zu entwickeln. Sie legten damit den Grundstein für die Entstehung der acht großen Orden. Wer zu diesem hehren Niveau aufstieg, verdiente die Bezeichnung Kreativer Magus. Doch schon seit vielen Dekaden gab es selbst in der Unsichtbaren Universität niemanden mehr, der einen solchen Titel für sich beanspruchen konnte. Die magischen Pioniere gehörten der Vergangenheit an; thaumaturgische Bürokraten nahmen ihren Platz ein.
    Die meisten Anwärter auf ein magisches Studium nehmen daher die zweite Möglichkeit wahr: Sie gehen bei einem älteren und geachteten Zauberer in die Lehre und erfüllen einfache Dienste für ihn. Als Gegenleistung läßt er sie an seinen Erfahrungen teilhaben.
    Ein Unsichtbarer Akademischer Grad bedeutete Ehre und viele Privilegien, und daher herrschte in der Universität ein ziemlich harter Konkurrenzkampf. Die meisten Jungen, die sich derzeit im Saal aufhielten und sich mit banalem Zauber bekriegten, würden irgendwann ihr

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