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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dich unbedingt zur Närrin machen willst, so mußt du auf mich verzichten.«
    Sie drehte sich ruckartig um und marschierte über den Platz.
    »Eine bemerkenswerte Frau«, sagte Treatle vage. »Wie ich sehe, hast du noch immer deinen Besen. Ist dir wohl ans Herz gewachsen, wie?«
    Er ließ die Zügel los, hob die Arme und vollführte eine kompliziert anmutende Geste.
    Das große Tor schwang auf, und Eskarina sah einen von Rasenflächen gesäumten Vorhof. Dahinter erhob sich die Universität. Es fiel Esk schwer festzustellen, ob es sich um ein Gebäude oder um mehrere handelte: Das magische Lehrinstitut für Zauberer erweckte keinen geplanten Eindruck, wirkte eher wie eine zufällige Zusammenballung von Pfeilern, Bogengängen, Türmen, Minaretten, Kuppeln, Zinnen und dergleichen mehr – Geschöpfe aus Stein, die sich aneinanderkauerten, um sich gegenseitig zu wärmen.
    »Das ist sie?«, fragte Esk. »Sieht irgendwie … durcheinander aus.«
    »Eine durchaus treffende Beschreibung«, pflichtete ihr Treatle bei. »Alma Mater, Heim aller Zauberer und solcher, die es werden wollen. Natürlich ist sie innen weitaus größer als außen, hat irgend etwas mit einem Eisberg zu tun, oder der Spitze davon. So heißt es jedenfalls. Ich weiß nicht genau. Habe noch nie Eisberge gesehen. Nun, wie der Name Unsichtbare Universität schon andeutet: Einen großen Teil davon kann man nicht sehen.«
    Er lächelte strahlend. »Wärst du so nett, in den Wagen zu klettern und Simon Bescheid zu geben?«
    Eskarina strich die schweren Vorhänge beiseite und starrte auf die Ladefläche des Karrens. Simon lag auf Decken, las in einem ziemlich großen Buch und machte sich Notizen.
    Als er aufsah und das Mädchen erkannte, grinste er schief. »Bist du es?«, fragte er.
    »Ja«, erwiderte Esk. Es klang nicht vorwurfsvoll.
    »Wir dachten, du hättest uns verlassen. Alle nahmen an, du säßest in einem anderen W-Wagen, und als wwww-wir anhielten …«
    »Ein kleiner Umweg, der gleichzeitig eine Abkürzung war. Wie dem auch sei: Ich glaube, Herr Treatle möchte, daß du dir die Universität ansiehst.«
    »Sind wir da?«, entfuhr es ihm. Er zwinkerte überrascht und bedachte Eskarina mit einem seltsamen Blick. »Und du bist ebenfalls hier?«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Herr Treatle lud mich ein. Er meinte, alle würden sich freuen, mich kennenzulernen.«
    Ungewißheit stahl sich in ihre weichen Züge. »Stimmt das?«
    Simon starrte auf das Buch und betupfte die tränenden Augen mit einem bereits feuchten Taschentuch.
    »N-Nun, er h-hat seine L-Launen«, stotterte er. »Aber sss-sonst ist er gganz nett.«
    Verwundert sah Eskarina auf die vergilbten Seiten, für die sich der junge Mann so sehr interessierte. Sie zeigten viele rote und schwarze Symbole, die auf irgendeine unerklärliche Weise ebenso beunruhigend und bedrohlich wirkten wie ein tickendes Paket. Gleichzeitig zogen sie den Blick so erbarmungslos an wie ein schwerer Unfall. Esk hätte gern gewußt, was die sonderbaren Schriftzeichen darstellten, aber nur einen Sekundenbruchteil später entstand ein seltsames Gefühl in ihr, das sie davor warnte, ihrer Neugier nachzugeben. Die gleiche Faszination mag dem Zünder eines Blindgängers gelten: Wenn man versucht, ihn herauszuschrauben, um ihn sich genauer anzusehen, bleibt einem manchmal nicht einmal mehr genug Zeit zur Reue.
    Simon bemerkte Esks Gesichtsausdruck und schloß das Buch.
    »Nur M-Magie«, murmelte er. »Ich habe einige f-faszinierende neue Wwwwww …«
    »… Worte …«, sagte Esk automatisch.
    »Danke. Gefunden.«
    »Vermutlich ist es sehr interessant, Bücher zu lesen«, meinte Esk. »Und ob. Kannst du nicht l-lesen?«
    Das Erstaunen in Simons Stimme verletzte sie.
    »Natürlich kann ich das«, erwiderte sie trotzig. »Ich hab’s nur noch nie versucht.«
     
    Eskarina wäre nicht einmal dann sicher gewesen, was ein Sammelbegriff ist, wenn er ihr die Zunge herausgestreckt hätte, aber sie wußte, daß Ziegen Herden bildeten und sich Hexen beim Sabbat trafen. Wie aber nannte man eine Gruppe von Zauberern? Einen Orden? Eine Verschwörung? Vielleicht einen Zirkel?
    Das letzte Wort erschien ihr passend. Oma Wetterwachs behauptete immer, zwischen Zirkeln und Gehmetrie gebe es einen direkten Zusammenhang. Und hatte sie Esk nicht mehrfach darauf hingewiesen, daß die Zauberei aus jener geheimnisvollen Gehmetrie bestand?
    Was auch immer zutreffen mochte: Die Universität war voll davon. Zauberer schlenderten durch die Kreuzgänge und saßen auf

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