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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zu verhalten, die ihrer eigentlichen Natur widersprach. Der menschliche Fallout, der auf diese Weise entstand, garantierte Hexen für gewöhnlich einen großen Kundenkreis.
    Die befürchteten Schrecken der Zivilisation bewiesen eine erstaunliche Zurückhaltung und beschränkten sich auf einen Dieb, der versuchte, Grannys Handtasche zu stehlen. Die Passanten in der Nähe blieben verblüfft stehen, als Oma Wetterwachs den Mann zurückrief – und der Übeltäter gehorchte. Seine Beine bewegten sich von ganz allein, und mit wachsender Verzweiflung versuchte der Dieb, zumindest die Beherrschung der Füße zurückzugewinnen. Niemand wußte genau, was geschah, als Oma Wetterwachs erst in die Augen des Halunken sah und ihm dann etwas ins aufmerksam lauschende Ohr flüsterte, aber der Mann gab Granny nicht nur ihr Geld zurück, sondern auch einen Beutel mit Münzen, die aus anderen Börsen stammten. Bevor sie ihn gehen ließ, versprach der Dieb, sich zu rasieren, sich zu waschen und für den Rest seines Lebens fromm und anständig zu sein. Bis zum Einbruch der Nacht war die Beschreibung der alten Hexe in den wichtigsten Niederlassungen der Gilde bekannt, in der sich die Diebe, Betrüger, Einbrecher und Verbündete Gewerbe 1 zusammengeschlossen hatten. Es wurde die strikte Anweisung erteilt, Oma Wetterwachs um jeden Preis zu meiden. Diebe sind größtenteils Geschöpfe der Nacht und wissen daher, wann und wo Gefahr droht.
    Granny schrieb zwei weitere Briefe an die Unsichtbare Universität und bekam keine Antwort.
    »Der Wald hat mir besser gefallen«, sagte Esk.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Oma Wetterwachs. »Eigentlich unterscheidet sich diese Stadt gar nicht so sehr davon. Und wie dem auch sei: Die Leute hier begegnen einer Hexe mit dem angebrachten Respekt.«
    »Sie sind sehr freundlich«, gestand Eskarina ein. »Kennst du das Haus unten an der Straße? Ich meine das Gebäude, in dem die dicke Tante mit den vielen jungen Frauen wohnt, die alle zu ihrer Familie gehören.«
    »Ja, Mütterchen Palm«, entgegnete Granny vorsichtig. »Eine sehr ehrenwerte Dame.«
    »Dauernd kommen Leute, um sie zu besuchen. Und sie bleiben die ganze Nacht. Ich habe das Haus beobachtet und weiß Bescheid. Bestimmt bekommt sie nur wenig Schlaf.«
    »Mhm«, brummte Granny.
    »Ist sicher nicht leicht für die dicke Frau mit den vielen Töchtern, die sie ernähren muß. Ich glaube, die Leute sollten ein wenig rücksichtsvoller sein.«
    »Nun«, begann Oma Wetterwachs unsicher, »ich bezweifle, ob …«
    Sie brach erleichtert ab, als sich ein großer bunter Wagen dem Tor der Unsichtbaren Universität näherte. Dicht neben Granny zügelte der Mann auf dem Kutschbock die Ochsen und sagte: »Entschuldige, gute Frau. Würdest du bitte zur Seite treten?«
    Oma Wetterwachs kam der Aufforderung nach und verzog das Gesicht. Sie mochte keine herablassende Höflichkeit, und noch weniger hielt sie davon, als eine ›gute Frau‹ bezeichnet zu werden. Sie setzte zu einer Erwiderung an, doch bevor sie Antwort geben konnte, fiel der Blick des Mannes auf Esk.
    Treatle grinste wie eine besorgte Schlange.
    »Oh, wen sehe ich denn da? Die junge Dame, die glaubt, Frauen sollten Zauberer werden, stimmt’s?«
    »Ja«, bestätigte Esk. Und da sich Treatle recht würdevoll gab, fügte sie freundlich hinzu: »Herr. Allerdings können wir nicht das Tor passieren. Es bleibt dauernd geschlossen.«
    »Wir?«, fragte Treatle. Dann bemerkte er Granny. »O ja, natürlich. Das ist deine Tante, nicht wahr?«
    »Meine Oma. Nun, nicht direkt meine Oma. Sie heißt nur so.«
    Granny nickte steif.
    »Nun, ich glaube, hier muß etwas unternommen werden«, sagte Treatle so herzlich wie jemand, der gerade einen guten Witz gehört hatte. »Ja, in der Tat. Unsere erste Zauberin bleibt aus der Universität verbannt? Welche Schande! Darf ich dich begleiten?«
    Grannys Hand schloß sich fest um Esks Oberarm.
    »Wenn es dir recht ist …«, begann sie. Aber Eskarina befreite sich aus dem Griff und eilte auf den Karren zu.
    »Du willst mich wirklich mitnehmen?«
    Die Augen des Mädchens leuchteten sehnsuchtsvoll.
    »Selbstverständlich. Die Oberhäupter der magischen Orden würden sich bestimmt freuen, dich kennenzulernen.«
    Treatle lachte leise.
    »Eskarina Schmied …«, sagte Granny und unterbrach sich erneut. Sie musterte Treatle.
    »Ich weiß nicht, was du vorhast, Herr Zauberer, aber es gefällt mir nicht«, fuhr sie mit fester Stimme fort. »Esk, du weißt ja, wo wir wohnen. Wenn du

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