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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Freßtunnel zerrte.
    »Meine Güte, du verstehst was von Reinlichkeit!«, sagte Esk bewundernd.
    Eigentlich mußte sie zugeben, daß das Leben in den Kellern der Unsichtbaren Universität durchaus Vorteile hatte. Das Essen war schlicht, aber es gab mehr als genug. In einer der oberen Etagen wohnte sie in einem Zimmer ganz für sich allein, und sie durfte sogar bis fünf Uhr morgens schlafen – was für Granny praktisch Mittag gleichkam. Die Arbeit fiel ihr eher leicht. Sie begann einfach zu fegen, bis der Besen begriff, was man von ihm erwartete, und dann konnte sie sich die Zeit vertreiben, bis er fertig war. Wenn irgend jemand kam, lehnte er sich unschuldig an die Wand.
    Esk bedauerte nur, daß sie keine Zauberei lernte. Manchmal betrat sie Klassenzimmer und betrachtete die Kreidediagramme an den Tafeln (oder auf dem Boden, wie in den Studienkammern der fortgeschrittenen Semester), aber sie blieben bedeutungslos für sie.
    Sie erinnerten Eskarina an die Symbole in Simons Büchern. Sie wirkten lebendig.
    Das Mädchen beobachtete die Dächer von Ankh-Morpork, und dabei gingen ihm folgende Gedanken durch den Kopf: Wenn man schrieb, dann quetschte man nur die Worte zwischen dünnes Papier, die man normalerweise laut aussprach, und mit der Zeit verwandelten sie sich dort in … in Fossilien. (Fossilien sind auf der Scheibenwelt weithin bekannt. Es handelt sich um spiralförmige muschelartige Gegenstände und versteinerte Reste von Geschöpfen, die zu einer Zeit lebten, als der Schöpfer noch überlegte, wie er eine lange Evolution simulieren sollte, und in einem Lexikon den faszinierenden Begriff ›Pleistozän‹ entdeckte.) Ausgesprochene Worte wiederum stellten nur Schatten tatsächlicher Dinge dar. Aber einige dieser Dinge waren zu groß, um in Silben eingefangen zu werden, und besonders mächtige Worte ließen sich nicht zähmen, indem man sie niederschrieb.
    Daraus folgte, daß die einen oder anderen Schriftzeichen versuchten, Dinge zu werden. An dieser Stelle verwirrten sich Eskarinas Gedanken ein wenig. Trotzdem zweifelte sie nicht daran, daß man alle Worte mit Fug und Recht als magisch bezeichnen konnte, die zornig pulsierten und zu fliehen versuchten, um feste Gestalt anzunehmen.
    Sie sahen nicht sehr vertrauenserweckend aus. Dann entsann sich Esk an den vergangenen Tag.
    Es waren recht beunruhigende Erinnerungen. Die Klassenzimmer in der Universität ähnelten nach oben geöffneten Trichtern, an deren Innenrand sich lange Sitzbänke entlangzogen (von den ehrenwerten Hinterteilen der berühmtesten Magier blankgeputzt). Tief unten, gewissermaßen im Stutzen des Trichters, befanden sich: eine Werkbank, große Tafeln und genug Platz für ein anständiges Lehr-Oktagramm. Unter den Sitzreihen gab es viel freien Raum, und dort machte es sich Eskarina gemütlich. Sie spähte an den Schnörkelstiefeln der Zauberernovizen vorbei, behielt den Dozenten im Auge, lauschte seinem monotonen Vortrag und versuchte, nicht einzuschlafen. Die Stimme summte und brummte wie die ein wenig ausgeflippten Bienen in Grannys Kräutergarten. Vergeblich wartete sie auf eine Demonstration konkreter Magie. Alles beschränkte sich immer nur auf Worte, die Zauberer so sehr liebten.
    Doch der vergangene Tag hatte eine Überraschung für sie bereitgehalten. In Gedanken kehrte Esk in das halbdunkle Zimmer zurück und beobachtete sich dabei, wie sie einfache Magie zu beschwören versuchte.
    Plötzlich hörte sie, wie sich die Tür öffnete und schwere Schritte näherten. Das war schon erstaunlich genug. Sie kannte den Stundenplan: Die Schüler des zweiten Studienjahrs, die normalerweise in diesem Zimmer unterrichtet wurden, befanden sich nun zusammen mit Jeophal dem Hurtig-Rüstigen in der Sporthalle und übten Erste Entmaterialisierungen. (Magische Studenten legten keinen großen Wert auf körperliches Training. Bei der Sporthalle handelte es sich um einen mit Blei und Ebereschenholz abgeschirmten Raum, in dem Neophythen den Umgang mit Hoher Magie lernten, ohne dadurch das ganze Universum aus dem Gleichgewicht zu bringen. Manchmal allerdings blieben individuelle Folgen nicht aus. Geistige Destabilisierung, im Volksmund Wahnsinn genannt, war noch einer der eher harmlosen Begleiterscheinungen. Den Ungeschickten gegenüber kannte Zauberei keine Gnade: Einige Schüler konnten die Kammer aus eigener Kraft verlassen; andere mußten in Flaschen fortgebracht werden.)
    Eskarina versteckte sich wie üblich unter den Sitzreihen und blickte in Richtung

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