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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Kirchen
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ganzen Mist jetzt einfach vergessen. Vielleicht ist Hannes‘ Strategie ja doch die bessere. Anton Schönemann und sein blödes Buch können mir mal den Buckel runterrutschen!
    Paula zog sie die Treppen herunter wie ein Schlittenhund, der unbedingt das große Lapplandrennen für sich entscheiden wollte. Mit Gott sei Dank noch heilen Knochen und vibrierendem Puls kam das Siegergespann endlich vor der verschlossenen Haustür zum Stehen. Aus den Augenwinkeln sah Anne ein goldenes Päckchen. Direkt auf dem Boden unter ihrem Briefkasten. Vorsichtig hob sie es auf. Ihr Name stand darauf. Ihre Adresse. Seltsam. Das hätte mir doch auffallen müssen, als ich eben heimgekommen bin. Hm. Aber da hatte ich ja nur den Kopf voll von dem Schönemann. Paula fing an zu wimmern. „Ja, gleich“, vertröstete sie die Hündin grob. Nervös nestelte sie das Packpapier auf. Mit einem unguten Gefühl im Bauch öffnete sie das darin liegende Kuvert. Mit offenem Mund und ungläubigen Augen stierte sie auf die seltsam geformte goldene Kette in ihrer Hand. Sie zählte 18 blaue Steine darin verarbeitet. Wer sollte ihr so etwas Kostbares schenken? Sie durchwühlte das Päckchen und fand einen gefalteten Zettel. Sie öffnete ihn und strich ihn glatt. Darauf stand: von Ambrosius für Giulia
    Anne sprintete die Treppe im gleichen weltrekordverdächtigen Tempo hoch wie zuvor nach unten. Diesmal hing Paula mit keuchendem Atem hintendran.
    Hastig packte sie in Windeseile ihre Tasche. Das Päckchen mit der Kette legte sie ganz zuunterst. Darüber kam alles andere, was sie fand; Unterwäsche, Schlafanzüge, Hosen, Pullover. Sie verstaute die Dinge ohne jeglichen Plan. Dann lief Anne noch schnell ins Badezimmer, schob einfach alles in ihre Reisetasche, was sich auf der Ablage befand, hatte dann aber das Problem, sie wieder zu verschließen. Egal! Anne schulterte sie, wie sie war, schnappte Paula am Gürtel und rannte erneut die Treppe herunter. Sie lief so schnell sie konnte zu ihrem Wagen, öffnete die Hintertür und warf die Tasche auf den Rücksitz. Mit Paula auf dem Beifahrersitz fuhr sie in einem rasanten Tempo los; in weniger als 15 Minuten parkte sie in Bekond vor Hannes‘ Haus.
     

Kapitel 18
     
    Jetzt im Herbst wirkte das Moseltal recht trostlos. Die blanken, nackten Rebstöcke ohne ihre Blätter und Trauben wirkten deprimierend auf Andreas. Sie standen da wie knöcherne, verwesende Gebilde. Der graue Himmel, der nicht enden wollende Nieselregen, der raue Wind, alles passte zu Andreas‘ Stimmung.
    Während der Zugfahrt nach Trier hatte er sich noch gefragt, was er eigentlich von dieser kleinen Reise erwartete. Claire wusste nicht, wo er war. Er hatte sich ihr nicht mitgeteilt. Nur, dass er mal raus müsse. Vielleicht war er auch nur gefahren, um ihrer Mitleidsmiene wenigstens für ein paar Tage zu entkommen. Dennoch, er wusste, er tat das Richtige.
    Andreas war auf der Suche nach sich selbst. Er war auf der Suche nach dem Leben seines Vorfahren. Vielleicht würde er diesen Jacob Steinmetz, wenn er dessen Leben nachempfand, verstehen, und mit ihm, und damit mit sich selbst, ins Reine kommen. Wenigstens zum Teil. Andreas wollte Orte aufsuchen, von denen er sicher war, dass sie im Leben seines Vorfahren Jacobs von Bedeutung gewesen waren. Zuvor hatte er Jacobs altes Zuhause aufgesucht. Jenes Haus von Ambrosius Carove, in dem auch Jacob gelebt hatte: das Haus Venedig in Trier. Heute hatte Anne eine Wohnung darin. Fast wäre er ihr in die Arme gelaufen. Wie von der Tarantel gebissen war sie aus dem Eingang gestürmt. Schnell hatte Andreas sich umgedreht. Er wollte keine Mitwisser haben und sich niemandem erklären müssen.
    Aber sie hatte ihn wohl dennoch gesehen, zumindest hatte sie ihm seinen Namen hinterhergerufen. Aber er war einfach weitergegangen. Sicher würde sie jetzt annehmen, sie hätte sich geirrt.
    Andreas konzentrierte sich auf die Ortsschilder. Bei einem Ort namens Schleich verließ er die Moselstraße und bog links ab, um dann über die Wirtschaftswege durch die kahlen Weinberge hinaufzufahren.
    Hoffentlich schaffe ich diese enge Kurverei, dachte er etwas besorgt. Aber bislang klappte das Autofahren besser als erhofft. Es war das erste Mal, dass er das Steuer wieder selbst in die Hand nahm seit dem schrecklichen Vorkommnis.
    Andreas hatte sich einen kleinen Wagen mit Automatik gemietet. Während des Fahrens war seine Armprothese einfach an das Lenkrad geklemmt. Und es klappte.
    Auf dem Rücksitz lag ein Strauß Rosen. Diesen

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