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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Kirchen
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Holzwolle. Der Ältere rührte mit beiden Armen darin herum, und bald kam seine rechte Hand, die ein goldenes Amulett gegriffen hatte, wieder zum Vorschein. „Ähm, suche doch mal auf der Liste: goldenes Amulett mit … was ist das für ein Stein? In der Mitte …“
    „Ah gäh, i hobs net die gonze Nocht Zait, muss morgen wieder in Wien säin …“, warf der Fahrer gähnend ein. Der Jüngere blätterte nervös die Zettel durch. Schließlich fand er ein goldenes Amulett auf Seite 5 und hakte es ab. Der Ältere suchte unterdessen weiter. Genervt warf der Fahrer den beiden finstere Blicke zu und zündete sich eine Zigarette an. „Nu, machts schon …“, drängelte er, doch der Jüngere konnte das nächste Schmuckstück auf der Liste einfach nicht finden. „Na gut“, wisperte er schließlich, wird schon stimmen so“, hakte einfach alles ab und gab dem dankbaren Fahrer seine Durchschläge unterschrieben zurück. „Gute Fahrt“, wünschte er dem Davoneilenden hinterher. Dieser gab kein weiteres Wort mehr von sich, stieg in seinen Laster und war verschwunden. Die beiden legten die Zettel auf die wieder verschlossene Kiste und schoben sie in den Tresorraum. Sorgfältig verschlossen sie den Raum und gingen endlich ihrer Wege. Der Auftrag war erledigt. Der Jüngere steckte den Schlüssel in seine Hosentasche.
     

Kapitel 17
     
    Hannes kehrt mal wieder alles unter den Teppich! Sein „Teppich“ scheint über unglaubliche unterirdische Dimensionen zu verfügen. Probleme lösen? Ha! Warum denn? Einfach wegschieben, ist doch viel bequemer! Anne kochte innerlich vor Wut.
    Ich bin doch nicht verrückt geworden. Ich weiß doch genau, dass ich dieses vermaledeite Tagebuch in die Versenkung dieses Schreibtischs getaucht habe!
    Fragt der mich, ob ich denn sicher sei, es überhaupt mitgenommen zu haben! Unverschämtheit! Zweifelt der doch tatsächlich an meinem Verstand. Natürlich habe ich auch die anderen Schubladen durchwühlt. Nicht nur die im Schreibtisch. Auch die im Wohnzimmer, in der Küche, in der Kommode im Flur … das Buch ist und bleibt verschwunden. Irgendwie unheimlich.
    Und was gedenkt Hannes in dieser Sache zu unternehmen?, fragte sie sich. Mir vielleicht bei plausiblen Erklärungsversuchen zu helfen?
    Mögliche Theorien zu diskutieren? Beim Auffinden des Buches zu helfen? Nein, weit gefehlt. Hannes hat natürlich mal wieder die Universallösung parat: Ich soll das Buch nie an mich genommen haben! Nur ein Traum, eine Halluzination. Dass ich nicht lache! Aber alles ja kein Wunder nach dem Trauma durch meinen Aufenthalt im Stollen der Grube Morgenstern in fröhlicher Gesellschaft des halbtoten Andreas Steinmetz und meines sympathischen Gastgebers Anton Schönemann!
    „Das Buch hat wahrscheinlich nie existiert, Hannes Harenberg, alles habe ich mir in meiner weiblich-primitiven Emotionsstruktur nur zusammenfantasiert!“, rief Anne Hannes hinterher. Vor fünf Minuten war er wütend aus ihrer Wohnung gerauscht. Nach Hause. Er hatte sie nicht einmal mehr gefragt, ob sie mit ihm nach Bekond fahren wollte. Im Moment hätte er genügend eigene Probleme, da könne er sich nicht auch noch über ein dummes, 400 Jahre altes verschwundenes Buch den Kopf zermartern. Irgendwie gefrustet … nein, falsch, irgendwie ängstlich hat er dabei dreingeblickt. Komisch. Anne wurde mit einem Mal mulmig. Sie rief sich Hannes‘ Gesichtsausdruck ins Gedächtnis zurück, der so gar nicht zu ihm gepasst hatte. Sie würde ihn später noch einmal anrufen, um nachzufragen, was los sei.
    Mit einem leisen Knarren öffnete sich die Tür zum Wohnzimmer einen Spaltbreit. Anne erstarrte. Habe ich jetzt doch den Verstand verloren? Mit klopfendem Herz trat sie langsam und zaghaft zur Tür und öffnete sie ganz. Treue, scheue Augen blickten sie von unten herauf an. Oh nein, jetzt hat Hannes auch noch Paula vergessen!
    Paula hasste es, wenn er und Anne sich stritten, deshalb hatte sie sich wohlweislich im Bad versteckt. Anne streichelte sanft den Kopf der Hündin. „Na, komm“, säuselte sie zärtlich, „ich bringe das wieder in Ordnung, wir fahren heim.“
    Vielleicht habe ich das Tagebuch ja doch weggeschmissen, ging es ihr durch den Kopf. Vielleicht einfach mit dem Altpapier entsorgt. Kann ja passieren, und Altpapier ist es ja nun im wahrsten Sinne des Wortes. Mit diesen Gedanken beruhigte Anne ihr angespanntes Nervenkostüm.
    Zügig schlüpfte sie in den Regenmantel und band Paula in Ermangelung ihrer Leine an einen Gürtel. Ich muss diesen

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