Das Erbe in den Highlands
drückte sich vom Bücherschrank ab.
»Rühr dich nicht.«
»Wo gehst du hin?«
»Ich bringe meine Hände in etwas unter, in dem sie nicht in Versuchung kommen, dich zu erwürgen. Aber ich komme wieder.«
Er stapfte aus der Bibliothek und ließ Genevieve beim Feuer stehen. Sie wollte also nicht, dass er sie berührte? Das betraf nur seine bloßen Hände - und er wusste genau, was er dagegen tun konnte.
29
Genevieve sah Kendrick gehen, griff dann nach ihrem Nachtgewand und überlegte, ob sie es nicht ein bisschen zu weit getrieben hatte. Nun ja, er hatte es verdient. Man durfte von einer Frau nicht erwarten, dass sie alles ertrug, ohne vorher zurückzuschlagen. Und sie hatte mehr als genug ertragen.
Aber die Verführung war nicht ganz so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie hatte ihn gehörig ins Schwitzen bringen wollen, bis er sie anflehte, Erbarmen mit ihm zu haben und ihm zu erlauben, sie in die Arme zu schließen. In ihm den Wunsch zu wecken, sie zu erdrosseln, war nicht das erwünschte Resultat.
Die Tür hinter ihr knallte zu, und als sie herum wirbelte, stand da ihr finster blickender Gatte.
Er trug Topfhandschuhe.
Damit sah er so albern aus, dass sie lachen musste. Kendrick kam mit kämpferisch blitzenden Augen auf sie zu. Genevieve lachte erneut und floh vor ihm. Sie kam nur drei Schritte weit, bevor sie sich in ihrem Nachthemd verhedderte und der Länge nach hinschlug. Kendrick packte sie um die Taille, zog sie wieder hoch und drehte sie so rasch herum, dass ihr schwindelig wurde. Sie legte die Hand an die Schläfe, sah zu ihm auf und wartete darauf, dass ihr Blick wieder klar wurde.
»Danke«, sagte sie schwach.
»Du hast dein Gewand wieder angezogen.«
»Na ja ...«
Behandschuhte Hände streiften es ihr von den Schultern.
»Kendrick, du beschmierst mich mit Boeuf Stroganoff.«
»Pech.«
Sie lachte erneut, bis ihr Rücken mit der Wand in Berührung kam und sie merkte, dass ihr kein Fluchtweg mehr blieb. Kendrick schob den verkrusteten Topfhandschuh unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an.
»Von Küssen hast du nichts gesagt«, grummelte er.
Als Antwort konnte sie nur schlucken.
Er neigte den Kopf und nahm ihren Mund kühn in Besitz, wie es ein guter Krieger tun würde. Genevieve schloss die Augen, öffnete den Mund für seine suchende Zunge und klammerte sich rasch an seine Schultern, als ihr die Leidenschaft in die Kniekehlen schoss. Er zog sie an sich und legte sanft die Arme um sie. Seine Küsse erwiesen sich als ebenso sanft wie die Umarmung.
»Das ist Wahnsinn«, flüsterte er an ihren Lippen.
»Ich wollte dich wiederhaben«, sagte sie und öffnete die Augen. »Du hast mich die letzte Woche über unbarmherzig gequält.«
»Ich wollte doch nur, dass dein Verlangen nach mir größer wird als deine Furcht.«
»Ich habe mich nie vor dir gefürchtet, Kendrick.«
»Dazu hast du auch keinen Grund. Ich werde dich sanft nehmen, Genevieve, so sanft ich kann.«
Genevieve blickte auf. Kendrick stand einfach nur da. Wartete. Genevieve schluckte. Tja, es sah aus, als nähere sich der Krieg dem Ende.
»Jetzt?«, fragte sie.
Er nickte.
»Hier?«
Er schüttelte den Kopf. »Nay, nicht hier, Liebste. Oben.«
Und er wartete immer noch. Genevieve musste nicht länger darüber nachdenken. Sie holte tief Luft und nickte.
»Dann also oben.«
Kendrick warf die Topfhandschuhe auf einen Sessel. Er legte den einen Arm unter Genevieves Schultern, den anderen unter ihre Knie und hob sie hoch. Genevieve schlang ihm die Arme um den Hals und schloss die Augen, als er sie durch den Rittersaal und die Treppe hinauftrug.
Während sie durch den Flur gingen, dachte Genevieve daran, wie oft Kendrick ihr hier Angst eingejagt hatte. Selbst in ihren wildesten Träumen wäre sie nie auf die Idee gekommen, dass er eines Tages ihr gehören und sie zu ihrem gemeinsamen Schlafzimmer tragen würde, um sie zu lieben.
Vor der Tür blieb er stehen und fing ihren Blick ein. »Bist du dir sicher?«
»Kendrick, was ist mit dem rücksichtslosen Krieger geschehen, der sich nahm, was er wollte, wann immer es ihm gefiel?«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht heute Nacht, Genevieve. Morgen, wenn es dir gefällt, aber nicht heute Nacht.«
Sie hatte ihn in neckender Stimmung erlebt, in gequälter Stimmung, in wütender Stimmung, aber noch nie als diesen ruhigen, entschlossenen Mann, der sie in den Armen hielt. Sie wusste nicht so recht, wie sie damit umgehen sollte.
»Lächle für mich, Kendrick.«
Er stieß die
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