Das Erbe in den Highlands
woher soll’n wir wissen ...«
»Aye, und ich hätte nicht übel Lust, das Bettlaken zu prüfen ...«
Der missbilligende Blick Ihrer Ladyschaft war respekteinflößend. »Heute Nacht werdet ihr nichts mehr sehen, und auch morgen kriegt ihr nichts zu sehen.«
»Kommt, Jungs«, murmelte einer der verdrossenen Soldaten. »Sie lässt uns keine andere Wahl, als in der Schenke herumzuspuken. Verschwinden wir.«
Lady Henrietta klopfte mit ihrem geisterhaften Pantoffel, bis der Korridor leer war, und brummte dann zufrieden. Sie hatte Kendrick immer für einen gut aussehenden Burschen gehalten, auch wenn er sie in ihrem Leben mehrfach so verängstigt hatte, dass sie dem Wahn anheimfiel. Seit seiner Hochzeit war er jedenfalls viel höflicher geworden. Henrietta war ebenfalls hoch erfreut über Genevieve. Wie schön, dass die Letzte der Buchanans am Ende doch eine so nette junge Frau war, obwohl sie in den Kolonien aufgewachsen war. Dem Paar zu helfen, Ruhe zu haben in ihrer ersten Nacht des, nun ja ... Henrietta fächelte sich die brennenden Wangen. Ja, das war das Mindeste, was sie tun konnte.
Nach einem letzten durchdringenden Blick den Korridor entlang, um sich zu vergewissern, dass die Spitzbuben sich getrollt hatten, kehrte Lady Henrietta zu ihrem Stickrahmen in der oberen Kemenate zurück und überließ die Liebenden ihrem nächtlichen Treiben.
Kendrick kratzte sich die Ferse mit dem großen Zeh des anderen Fußes, während er am Herd stand und sich auf das Frühstück konzentrierte. Er machte Frühstück, um sich abzulenken. Eigentlich wollte er nichts anderes, als seine Lady lieben. Doch er hatte das Gefühl, dass es ihr jetzt noch nicht so recht wäre. Er grinste in sich hinein, als er die Eier mit dem Pfannenheber wendete. Sie waren den Großteil der Nacht wach gewesen, hatten geredet und geschmust. Und sich berührt. Kendrick hatte durchaus bemerkt, wie schmerzhaft das erste Mal für sie gewesen war. Und dieser Gedanke tat ihm weh.
Er hatte sich sehr bemüht, es am Morgen wiedergutzumachen, hatte sie bedächtig und sanft genommen. Wieder lächelte er, während er das Ei vom Pfannenrand kratzte. Nie würde er den Ausdruck auf ihrem Gesicht vergessen, als sie zum Höhepunkt kam. Obwohl er über ihr Erstaunen hatte lachen wollen, war ihm dieser verwunderte Ausdruck zu Herzen gegangen und hatte ihn demütig gemacht. Also hatte er sie an sich gedrückt und ihr die Welt und alle guten Dinge darin versprochen. Wie sehr er sie liebte!
Er erschrak, als sich Arme um ihn schlangen, und zuckte unter den eisigen Fingern auf seiner Brust zusammen.
»Guten Morgen, du«, flüsterte Genevieve.
»Ich hab dich gar nicht hereinkommen hören.«
»Du hast die Eier angelacht. Haben sie etwas Komisches gesagt?«
Kendrick drehte sich um und hob ihr Gesicht mit dem Finger an. »Willst du mich an diesem schönen Morgen schon necken? Du scheinst ja über etwas sehr zufrieden zu sein. Was das wohl sein mag?«
Ihr Erröten war zauberhaft. Kendrick legte den Arm um sie und zog sie näher an seinen in Boxershorts steckenden Körper. Als Genevieve dabei seinen erregten Zustand bemerkte, klappte ihr das Kinn herunter. Kendrick lächelte einfältig.
»Ich kann nichts dafür. Schau nur, was du aus mir gemacht hast.«
Wieder schoss ihr die Röte ins Gesicht, diesmal noch stärker, und sie verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. »Das wollte ich nicht.«
»Ich glaube doch«, flüsterte er, beugte sich hinab und drückte seine Lippen auf ihr Ohr. »Ich glaube, das ist ein ruchloser Plan, mich zu Tode hungern zu lassen. Oder hast du nur vor, mich mit anderen Dingen abzulenken, um mir mein Frühstück zu stehlen? Und was könnten diese anderen Dinge wohl sein? Lass mich überlegen ...«
Sie drehte den Kopf und küsste ihn. Er wusste, dass sie es bloß tat, um ihn zum Schweigen zu bringen und sich weitere Verlegenheit zu ersparen, doch sie erreichte damit nur etwas ganz anderes. Er blieb vollkommen still stehen, überließ ihr seinen Mund und griff nur verstohlen hinter sich, um den Herd abzuschalten. Schließlich wollte er ja nicht den Rittersaal abfackeln, weil er durch seine Lady zu abgelenkt war, um auf das Feuer zu achten.
Kaum hatte er ihre Zunge berührt, war er verloren. Er stöhnte und zog sie enger an sich. Sie schlang ihm die Arme um den Hals und vergrub ihre Hände in seinem Haar. Kendrick kämpfte dagegen an, dass die Knie unter ihm nachgaben. Offensichtlich ließ sich seine Lady am besten verführen, bevor sie ganz wach war.
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