Das Erbe in den Highlands
erwartet hatte.
»Warum nicht?«
»Das Feuer wärmt mich.«
»Ich werde Euch ebenso wärmen, Mylady. Das schwöre ich.«
»Mylord, Ihr scheint unsere Abmachung vergessen zu haben.«
»Welche Abmachung?« Bei allen Heiligen, dieses hauch-dünne Fähnchen konnte sie doch gar nicht warm genug halten. Wenn sie doch nur ein bisschen näher käme ...
»Du bist mir heute Abend auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, Kendrick. Ich möchte dich bitten, das nicht zu vergessen.«
Das Schlucken fiel ihm schwer. Sie wollte ihn doch bestimmt nicht foltern. Andererseits, warum nicht? Hatte er nicht die ganze Woche dasselbe mit ihr getan?
»Genevieve, ich flehe dich an, hab Erbarmen mit mir.«
»Ich werde darüber nachdenken. Später.«
Sie wandte sich ab und ging zu einem Bücherregal. Kendrick sprang auf und verstellte ihr den Weg.
»Genevieve.«
Sie schob sich an ihm vorbei. Er versuchte, sie am Sofa abzufangen, nur wechselte sie einfach die Richtung. Er verfolgte sie bis zum Schreibtisch an der Wand links vom Kamin. Sie griff nach Stift und Papier. Er hechtete auf die Tischplatte und landete auf dem Blatt Schreibpapier.
»Du hättest den Schreibtisch zerbrechen können«, schimpfte sie.
»Aye, und hätte ihn mit Freuden repariert.«
Sie betrachtete ihn lange, die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf zur Seite gelegt.
»Du bist nicht besonders gehorsam, Kendrick.«
»Mein größter Fehler. Bestrafe mich mit Küssen.«
Ihr Mundwinkel zuckte. »Ich sollte dich mit Nichtbeachtung strafen.«
»Nay, Liebste, ich bin entzückt davon, nicht beachtet zu werden. Das weißt du sicherlich. Stattdessen solltest du mir Aufmerksamkeit schenken. Große Aufmerksamkeit. Allein der Gedanke an deinen prüfenden Blick lässt mich erschaudern.« Er sah sie hoffnungsvoll an und nickte bedächtig. Sie nickte nicht mit. Verdammt, an welcher Stelle war sein Plan, ihr Verlangen nach ihm zu wecken, denn so schiefgelaufen?
Sie streckte die Hand aus und befingerte den Kragen seines Oxfordhemdes. »Du hast mir Gehorsam versprochen, Kendrick.«
»Aye.« Würde sie ihm doch nur befehlen, sich auf der Stelle zu entkleiden!
»Und du hast zugestimmt, das zu tun, worum ich dich bitte. Alles.«
»Aye, das habe ich.«
»Dann bitte ich dich, mich nicht zu berühren.«
Ihm fiel das Kinn herunter, und mit ihm sanken all seine Hoffnungen. Sie fielen an seinen Füßen vorbei, durch den Boden unter ihm, direkt in die Hölle. Fast wäre er in Tränen ausgebrochen.
»Wenn du es so verlangst«, brachte er schließlich heraus.
»Das tue ich«, sagte sie unbewegt. Sie trat einen Schritt von ihm zurück und lächelte gelassen. »Es gibt da einen Spruch, den man in Antiquitätenläden immer wieder hört.«
»Und der wäre?«, fragte er gepresst, unfähig, irgendwelche Begeisterung für ein Gespräch aufzubringen. Wusste die Frau denn nicht, dass sie ihm gerade das Herz gebrochen hatte? Sein einziges Verlagen - aye, sein größter Wunsch -hatte darin bestanden, sie wahrlich zu lieben, ihr Wonne zu bereiten, sie voll und ganz zu besitzen und ihr zu gestatten, dasselbe mit ihm zu tun. Und nun konnte sie es nicht ertragen, von seinen Händen berührt zu werden.
»Anschauen, aber nicht berühren.«
Er hob den Blick, und ihm blieb der Mund offen stehen. Er sah, wie das hauchzarte Gewand von Genevieves Armen glitt und sich um ihre Füße kringelte. Nachtgewand? Welcher Schwachkopf hatte dem bisschen, das sie trug, je den Namen Nachtgewand gegeben? Kendrick starrte sie weiter mit offenem Mund an, als sie sich zwischen seine Knie drängte.
»Setzt dich gerade hin, Kendrick.«
Mit einem Ruck fuhr er hoch und bemühte sich, bei den
Bewegungen ihrer Finger an seiner Kehle nicht zurückzuzucken. Fassungslos blickte er hinunter und sah zu, wie sie sein Hemd aufknöpfte. Sie zog es aus den Jeans, knöpfte die Manschetten auf und schob es über seine Arme hinunter. Es landete bei ihrem Gewand auf dem Boden.
Dann spürte er die Berührung ihrer schlanken Hände auf seinen nackten Schultern. Er hob den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. In ihren Augen gewahrte er ein Zögern, ganz im Gegensatz zu dem wagemutigen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Augenblicklich begriff er, was sie tat.
Seine Frau verführte ihn.
Und ebenso blitzartig erkannte er, was sie vorhatte, sobald er auf den Knien lag und sie anflehte, ihn ins Bett zu tragen.
Sie würde sich umdrehen und Weggehen.
Der Himmel möge ihm helfen, sie war auf Rache aus. Nun ja, die konnte sie haben, ungefähr
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