Das Erbe in den Highlands
entlang.
»Ich glaube nicht, dass du all die schmutzigen Details hören möchtest.«
»Hast du mir etwas Verruchtes zu gestehen, Kendrick?«
»Würde es etwas nützen, wenn du wüsstest, dass sie tot ist?«
Genevieve lachte. »Nun erzähl schon. Ich kann’s ertragen.«
»In Wahrheit«, sagte er und wandte sich ihr zu, »gibt es wenig zu ertragen. Ich war bei Hofe, einige Jahre nach dem Kreuzzug, ein oder zwei Jahre vor meiner Ermordung, als ich eine Frau kennenlernte. Keine schöne Frau, nicht einmal eine, die mein Blut in Wallung brachte. Ich betrat ihr Zimmer auf ihre Einladung hin, aber ich konnte ihr nicht beiliegen, weil ich für sie nichts als brüderliche Zuneigung empfand. Sie war ein Mündel des Königs, ein unscheinbares Wesen, dessen Eltern auf der Reise von Wales erschlagen worden waren. Wir kamen zu der Übereinkunft, dass wir einander Gesellschaft leisten und uns gemeinsam über die Ränke bei Hofe lustig machen würden. Das machten wir auch vierzehn Tage lang.«
»Wie lieb von dir.«
»Heißt das, du verurteilst mich nicht zu lebenslanger Enthaltsamkeit?«
Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Du hast dich also mit diesem unscheinbaren Waisenmädchen angefreundet. Und was ist dann passiert?«
»Nun, eines Abends hielt der König ein Festgelage, zusätzlich zu den Festmahlen, die jeden Abend zu seinem Vergnügen abgehalten wurden. Und es war während dieses Gelages, dass meine neue Freundin Lianna verunglimpft wurde. Als der Narr, der ich war, forderte ich den Schurken heraus und durfte über einen Morgen auf dem Turnierplatz nachdenken.«
»Um ihre Ehre zu verteidigen?«
»Aye.«
Genevieve lächelte liebevoll. »Du warst so galant.«
»Ich war ein Idiot.«
»Das war sehr ritterlich von dir. Du musstest also gegen den Kerl auf dem Turnierplatz antreten. Kanntest du ihn?«
»Aye«, seufzte Kendrick. »Er war mein Vetter, William of Sedwick.«
»Und ihr wart euch vorher schon begegnet?«
»Aye, ein oder zwei Mal. Selbst wenn er mir unbekannt gewesen wäre, hätte ich von seinem Ruf gehört, und der war schlecht. Sein rüdes Benehmen gegenüber Lianna hätte mir die Augen für seinen wahren Charakter öffnen sollen, aber ich dachte, dass er sich auf dem Felde des Königs wenigstens ehrenhaft verhalten würde.«
Ihr Augen weiteten sich. »Ihm verdankst du diese Narbe.«
»Aye, so ist es. Wir kämpften zuerst mit Lanzen, und ich trug einen ehrenhaften Sieg davon, wenn auch mit Anstrengung, da er ein guter Kämpe war. Als ich beim Pavillon des Königs absaß und vor meinem Lehnsherrn niederkniete, rauschte mir das Blut so stark in den Ohren, dass ich den Jubel der Menge kaum hören konnte. Ich bemerkte nicht, dass sich der Jubel in Warnschreie verwandelte, bis Lianna in ihrer Hast, mich zu retten, über die Brüstung fiel. Ich duckte mich, und Williams Klinge streifte nur meine Schulter, statt sich mir ins Herz zu bohren, wie es seine Absicht gewesen war. Ich drehte mich um und kämpfte mit ihm, bis er aus unzähligen Wunden blutete und keine Kraft mehr hatte, gegen mich anzugehen. Der König verbannte ihn wegen seiner Heimtücke. William schwor Rache, aber ich sah ihn nie wieder. Gewiss hat er seinen Hass auf mich mit ins Grab genommen, wenngleich er besser daran getan hätte, sich selbst für seine Ehrlosigkeit zu verachten. Ein auf ehrenhafte Weise besiegter Mann fällt nicht über den Sieger her, sobald der ihm den Rücken zukehrt.«
»Wow«, flüsterte sie. »Du hast Glück gehabt. Ich hoffe, du hast Lianna entsprechend belohnt.«
»Genau genommen hat der König versucht, mich zu belohnen und sie mir zur Frau zu geben. Mein jüngerer Bruder Jason, der schon immer auf seinen Vorteil bedacht war, bot sich an meiner Stelle an. Natürlich hat es dabei seine Gefühle nicht verletzt, dass Liannas Mitgift aus mehr Lehen bestand, als Jason zählen konnte.«
»Habgieriger kleiner Kerl.«
Kendrick lächelte. »Das wäre ihm egal gewesen. Er zeugte ein Dutzend Kinder und verteilte die Lehen so schnell, wie die Kleinen großjährig wurden und Anspruch darauf erheben konnten. Danach zogen Lianna und er sich auf ihren bevorzugten Bergfried zurück und lebten glücklich bis an ihr Lebensende.«
»Dann war es für mich wohl gut, dass du die Ehe für deinen Geschmack als ein bisschen zu einengend empfunden hast, wie du es ausdrücktest.«
Er beugte sich vor und küsste sie sanft. »Tatsächlich habe ich mich für dich aufgespart. Du hast auf mich gewartet, nicht wahr?«
Bereitwillig gab sie
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