Das Erbe in den Highlands
sich seiner Umarmung hin. »Das weißt du doch. Ich hätte mir keinen mutigeren, galanteren Ritter wünschen können.«
»Und ich keine schönere, bezauberndere Lady.« Er legte seinen Snack am Kamin ab und zog sie auf den Schoß. »Ich werde dich vor aller Gefahr beschützen, meine Gen. Das schwöre ich bei meinem Leben.«
Genevieve schloss die Augen und schlang ihre Arme fest um seinen Hals. Die Möglichkeit, dass Kendrick sein Leben verlieren könnte, ängstigte sie sehr. Wie hatte Anne es ertragen, Kendricks Vater in den Krieg ziehen zu lassen?
Genevieve seufzte tief, als sie sich unter der über ihren Rücken streichenden Hand entspannte. Dazu würde es nicht kommen. Der Inspektor würde Bryan finden und ihn ins Gefängnis stecken, dann würden Kendrick und sie zu einem normalen, alltäglichen, wunderbar ereignislosen Leben übergehen.
33
Genevieve runzelte die Stirn. Der Knopf von der Po-Klappe ihres grünen Schlafoveralls war nirgends zu finden. Sie suchte in ihren Schubladen, unter dem Bett, in der Truhe, in der Kendrick einen Großteil ihrer Kleidung versteckt hatte, und im Badezimmer, in dem sie den grünen Pyjama zum letzten Mal getragen hatte, bevor Kendrick ihn ihr in gebührender Eile ausgezogen hatte. Doch schon im Badezimmer hatte sie an der Stelle Zug gespürt, weshalb der Knopf schon lange vorher verschwunden sein musste.
Sie überlegte, wo sie in den letzten vierzehn Tagen überall gewesen war und in welchem Raum sich der vermisste limonengrüne Knopf befinden könnte. Bis auf den einen Abend vorige Woche hatte sie ihren Pyjama nicht mehr getragen, seit dem Tag ... dem Tag, an dem Kendrick wieder lebendig geworden war. Sie erschauderte bei der Erinnerung, wie er sie in den Keller geschleppt und an die Säule gebunden hatte. Zum Glück hatte er sein Gedächtnis wiedergefunden, bevor er etwas tat, das sie bedauert hätte.
Genevieve verließ das Schlafzimmer und ging durch den Rittersaal zum Keller. Sie war versucht, Kendrick zu bitten, mit ihr zu kommen, aber er war draußen beim Übungsgefecht mit Royce, und sie wollte ihn nicht stören. Sein Hauptmann war vor einiger Zeit gekommen und hatte ihn zu ein paar Stunden auf dem Turnierplatz eingeladen. Kendrick hatte erst so getan, als wolle er nicht gehen, aber Genevieve kannte ihn besser. Sie hatte ihn mit einem Lächeln hinausgeschickt, froh über die Gelegenheit, sich ihre Kleidung zurückzuholen, während er beschäftigt war.
Ein eisiger Windstoß ließ sie zusammenfahren, als sie die Kellertür öffnete. Beinahe hätte sie die Tür wieder zugeschlagen und kehrtgemacht. Aber nein, das war doch Blödsinn. Da unten gab es nichts als ein paar Spinnen. Das, und vielleicht einige herumstromernde Gespenster. Mit denen würde sie schon fertig. Kendricks Gefolgschaft schien von Tag zu Tag größer zu werden. Die Männer kamen nicht in die Halle, soviel sie wusste, aber sie hatte sich draußen dabei erwischt, durch den einen oder anderen hindurchzulaufen. Erst gestern war sie mit Sir Stephen zusammengeprallt, der bis an die Wurzeln seiner Gespensterhaare errötet war, eine unverständliche Entschuldigung gebrabbelt hatte und geflohen war.
Sie knipste das Licht an und ging die Stufen hinunter, ohne auf das Frösteln zu achten, das ihr über den Rücken lief. Schließlich stieg sie nicht in einen Raum voller Särge hinab. Sie lächelte zuversichtlich, als ihr Fuß den Zementboden erreichte. Das reinste Kinderspiel. Sie trat zu der Steinsäule und schaute sich um. Dann ging sie sogar auf alle Viere und suchte weiter.
»Da ist er ja!« Sie hob den Knopf auf und wollte sich erheben, als ihr etwas Helles ins Auge fiel. Wieder ging sie in die Knie und streckte die Hand um die Säule herum. Ein Stück Papier, so alt, dass es unter ihren Fingern fast zu Staub zerfiel. Vorsichtig hob sie es auf und stieg die Treppe wieder hinauf.
Sie legte das Stück Pergament auf den Küchentisch und betrachtete es genauer. Das Wachssiegel war zerbrochen und fast abgeplatzt, doch sie erkannte trotzdem die kunstvolle Form von etwas, das einmal ein Drache gewesen sein könnte. Ein Drache? Verwundert schüttelte sie den Kopf und faltete das Pergament behutsam auseinander.
Genevieve kniff die Augen zusammen und hatte Mühe, die Buchstaben zu entziffern. Wären sie auf Englisch gewesen, hätte sie den Text vielleicht verstehen können. Aber sie erkannte das Wort je und wusste, dass es Französisch war.
Warum sie das überraschte, war ihr nicht klar. Nach genauerer Betrachtung
Weitere Kostenlose Bücher