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Das Erbe in den Highlands

Titel: Das Erbe in den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Kendrick ließen sie nach wie vor erröten; Komplimente von einem völlig Fremden waren noch viel schwerer zu verkraften. Sie sah Kendrick zu, wie er zum Ende des der Turnierbahn ritt.
    »Er ist ein vortrefflicher Ritter, nicht wahr?«
    »Keiner kam ihm zu seiner Zeit gleich, obschon sein Bruder Phillip mich für diese Worte verfluchen würde, da er sich für den besseren Krieger hielt.« Royce schüttelte den Kopf. »Kendrick besaß eine Vermessenheit, an die Phillip auch in seinen besten Tagen nicht heranreichte.«
    »Ich glaube, die hat er immer noch.«
    »Die Vermessenheit?«, fragte Royce lächelnd. »Aye, wohl wahr. Und an Können hat er auch nichts eingebüßt. Seht, wie er mit denen umgeht, die ihn herausgefordert haben. Und auch sie sind edle Recken.«
    Genevieve sah zu, wie Kendrick nacheinander sieben Herausforderer aus dem Sattel stieß. »Hat er sich die Burschen ausgedacht?«
    »Wie meint Ihr?«
    »Hergezaubert, wie seinen Bruder und seinen Vetter.«
    Royce lächelte belustigt. »Nay, Mylady, sie sind so echt wie ich oder mein Herr. Sobald sie mitbekommen, dass Kendrick trainiert, versammeln sie sich hier in Windeseile. Bevor Ihr nach Seakirk kamt, hingen sie ständig um den Turnierplatz herum, in der Hoffnung, sie könnte ihn dazu bewegen, herauszustürmen und ihnen das eine oder andere Scharmützel zu bieten. Kendrick hat ihnen den Aufenthalt innerhalb der Tore verboten, seitdem Ihr hier seid, doch ich möchte meinen, sie warten immer noch jeden Tag auf eine Gelegenheit, ihn aus dem Sattel zu stoßen.«
    Genevieve schluckte unbehaglich. »Sind sie ständig hier?«
    »Wo sollten sie sonst hin?«
    »In einer anderen Burg spuken?«, schlug sie vor.
    »Wenn der beste Recke Englands auf Seakirk residiert? Nay, Lady Genevieve, sich an andere Orte zu begeben, lohnt sich nicht.«
    Genevieve nickte und beobachtete, wie Kendrick noch einer Handvoll in verschiedene Farben gekleideten Ritter den Garaus machte. Kendrick war wirklich beeindruckend, obwohl er gelegentlich im Sattel schwankte, wie die anderen auch, aber bei Weitem nicht so stark.
    »Besiegen Sie ihn auch manchmal?«
    »Selten. Doch wenn das geschieht, solltet Ihr etwas haben, das Ihr Euch in dieser Nacht in die Ohren stopfen könnt, denn der Jubel wird bis in den Morgen andauern.« Royce grinste. »In welch üble Laune das meinen Herrn versetzt, brauche ich Euch wohl nicht zu sagen.«
    »Nein«, erwiderte sie trocken. »Das kann ich mir durchaus vorstellen.«
    Die Reihe der Herausforderer wurde immer kürzer, und schließlich war nur noch ein Mann übrig, der so groß wie Kendrick sein musste, wenn nicht größer. Genevieve kaute an den Nägeln, als er gegen ihn anritt, und betete, Kendrick möge gewinnen. Im zweiten Durchgang wurde ihr Liebster fast aus dem Sattel gehoben, und Genevieve sprang erschrocken auf.
    Kendrick hatte kein Auge für sie, als er zum dritten Durchgang zurückjagte. Diesmal stürzte der schwarze Ritter in einem Wust aus Wappenrock und Flüchen rücklings vom Pferd. Nachdem ihm seine Kumpane aufgeholfen hatten, fluchte der ganze Haufen auf Kendrick und zog grollend vom Turnierplatz ab. Genevieve setzte sich erleichtert wieder hin. Kendrick kam zu ihr geritten, sprang vom Pferd und fiel vor ihr aufs Knie. Er neigte den Kopf.
    »Mylady.«
    Genevieve sah zu ihm hinunter. Er atmete schwer, Schweiß troff in Strömen von ihm herab. Sein Wappenrock war durchnässt, und das Haar klebte ihm am Kopf.
    »Oh«, setzte Genevieve an, bemüht, möglichst schnell eine angemessene Redewendung zu finden. »Gut gemacht, tapferer Ritter.«
    »Euer gehorsamster Diener.«
    »Großartig. Vielen Dank.«
    Kendrick hob den Kopf und sah Royce an. »Mit überschwänglichem Lob hat sie es wohl nicht so, oder?«
    »Nur eine einzige Silbe von ihren Lippen wäre ein Juwel. Und ansonsten ist dein Kopf auch schon so dick genug.«
    Kendrick holte aus, und Royce sprang lachend zur Seite. Er verbeugte sich tief vor Genevieve. »Ich muss scheiden, schöne Maid. Solltet Ihr meiner bedürfen, bin ich Euch stets zu Diensten. Und vergesst nicht, mit der Liste der Frauenzimmer für mich zu beginnen, wenn Ihr so gut sein wollt.« Er verbeugte sich vor Kendrick und legte dann die Hand auf sein Herz. »Mylord, ich entbiete Euch einen herzlichen Abschiedsgruß. Euer Können raubt mir wie immer den Atem.«
    »Ach, hau schon ab, ja?«, brummte Kendrick, als er sich erhob.
    Royce’ Lachen hing noch in der Luft, während er sich entfernte. Kendrick sah zu Genevieve hinunter.

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