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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Howard
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hatten Grund, sich vor ihm zu fürchten, aber die Menschen, die er liebte, konnten sich glücklich schätzen. Einen Moment verspürte sie Bedauern darüber, dass sie nicht dazugehörte. Die Frau, die er eines Tages heiraten würde – falls er je heiratete –, war zu beneiden.
    Camilla merkte, dass Greg sie ansah, und blickte rasch weg.
    “Was meinst du?”, fragte er. “Gebe ich wohl einen guten Vater ab?” Er hatte den Vorfall am Abend zuvor zwar mit keinem Wort erwähnt, doch duzte er sie seitdem. Behutsam lockerte er den Griff, mit dem Kirsty ihn umklammert hielt, und fuhr fort: “Ich werde nämlich eine ganze Kinderschar haben, mindestens so viele wie Davie und Katherine.”
    “Vorausgesetzt, du findest deine Traumfrau”, erinnerte Camilla ihn und schaute ihn herausfordernd an. Sie wusste nicht, was sie ihm mehr übel nahm – seine gelassene Voraussage über die Zukunft oder die Gefühle, die er in ihr weckte.
    “Keine Angst”, entgegnete er. “Die finde ich garantiert.”
    “Oh …” Sie schluckte.
    “Garantiert”, wiederholte er. “Und vergiss nicht, im Gegensatz zu dir werde ich mich nicht mit einer Notlösung zufriedengeben.”
    Das versetzte Camilla einen Stich. Nun ja, wie sollte Greg, der in der Überzeugung aufgewachsen war, jeder seiner Wünsche sei erfüllbar, ihr Bedürfnis verstehen, Kompromisse zu schließen? Auf dem langen und mühsamen Weg nach oben hatte sie gelernt, ihre Ansprüche nicht zu hoch zu schrauben. Nicht alle Träume wurden wahr – schon gar nicht die von Leuten, die nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden waren.
    “Zweifellos werdet ihr – du und Eric – euch nach der Heirat genau an die Norm von zwei Kindern halten”, stichelte Greg. “Ich bin sicher, dass dein Eric auf keinen Fall mehr haben will.”
    Darauf wusste Camilla keine Antwort, und sie war erleichtert, dass Katherine in diesem Moment mit zwei dampfenden Schüsseln an den Tisch trat.
    “Echter Hochland-Porridge”, verkündete sie strahlend. “Etwas Besseres gibt es nicht.” Sie schob Camilla und Greg einen Krug Milch zu. “Und nun werde ich euch bei einer Tasse Kaffee Gesellschaft leisten, ehe ich mich wieder an die Arbeit mache.”
    Der Porridge schmeckte köstlich – viel besser als die Fertigprodukte, die Camilla kannte. Sie aß hungrig und versuchte die Erkenntnis zu verdrängen, die ihr bei Gregs Bemerkung gekommen war.
    Eric und sie hatten bisher nie über Kinder gesprochen, geschweige denn darüber, wie viele sie haben wollten. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass das eigentlich seltsam war. Aber es handelte sich hier bestimmt nur um ein bedeutungsloses Versäumnis. Eric und sie hatten noch viel Zeit, darüber zu reden, und sicherlich würden sie wie immer einer Meinung sein.
    Ärgerlich fand Camilla allerdings, dass sie wenig über die Ansichten ihres zukünftigen Mannes über Kinder wusste, inzwischen aber vollständig in die Familienplanung von Greg McKeown eingeweiht war.
    Nach dem Frühstück begannen Greg und Camilla ihre Suche nach dem Goldnebel.
    “Ich schlage vor, wir fangen in dem alten Turm an, wo der Schmuck ursprünglich aufbewahrt wurde”, sagte Greg, während sie das Haus verließen. “Wenn es diesen wohlmeinenden Dieb, von dessen Existenz du so fest überzeugt bist, wirklich gibt, müsste er ihn dorthin zurückgebracht haben.”
    “Fahren wir also los”, antwortete Camilla, hängte sich ihre Kameratasche um und stieg in den Land Rover.
    Der alte Turm stand auf der anderen Seite der Insel. Anstatt die Abkürzung zu nehmen, fuhr Greg über die schmale, steinige Küstenstraße, die an atemberaubenden Stränden und steilen Klippen entlangführte. Staunend betrachtete Camilla die grandiose Landschaft und blickte dann verstohlen zu dem Mann am Steuer. Was war das wohl für ein Gefühl, fest in der Geschichte einer Gegend verwurzelt zu sein und zu wissen, dass man eines Tages all das Land erben würde und dazu noch Schloss Crannach mitsamt dem riesigen Gut, das dazugehörte? Vielleicht war eine gewisse Arroganz verzeihlich bei jemandem, der sich seines Platzes im Leben so sicher sein konnte.
    Versonnen richtete Camilla den Blick wieder auf die Straße. Eigenartig, obwohl sie und Greg ständig stritten, fühlte sie sich zunehmend ungezwungen, wenn sie zusammen waren, ebenso wie dieses raue, unwirtliche Land ihr von Tag zu Tag vertrauter wurde.
    Dennoch wusste sie, dass sie sich besser nicht zu sehr an Greg und seine Heimat gewöhnen sollte. Hier wurden zu viele

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