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Das ermordete Haus

Das ermordete Haus

Titel: Das ermordete Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Magnan
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nicht mehr die geringste Stockung gab und der sich auf und ab bewegende Balken des Reglers nach jeder Hebung genau beim nächsten Zahn einhakte, denn sonst würden sich die Ungenauigkeiten über die Strecke hinweg dermaßen steigern, daß nach ein paar Tagen Betrieb die Hauptantriebsscheibe so stark auf den Regler drücken würde, daß dieser unwirksam würde. Und dann könnte man die Saison vergessen.
    Diese Arbeit führte Didon immer bei Nacht aus, in der Einsamkeit, weit weg vom boshaften Grinsen der Térésa, die er seit Jahren nicht mehr angerührt hatte, fern der weinerlichen Forderung Marcelles, der Unansehnlichen, außer Reichweite des unanfechtbaren Urteils, das Rose über jede Verrichtung ihres Vaters fällte.
    An diesem Abend verließ er das Haus erst nach Roses Rückkehr. Rose mit ihrem eiligen Gang auf den hohen Absätzen, Rose, die jetzt jeden Abend von Patrice mit der
    gueule cassée nach Hause gebracht wurde. Térésa hatte ihren ganzen Einfluß ausspielen müssen (das volle Gewicht der dreißig Ehejahre, in denen sie einer von Anfang an freudlosen Liebe treu geblieben war), um Didon nach Roses erstem Ausbruch davon abzuhalten, seinen Augapfel ans Bett zu ketten. »Laß das!« hatte Térésa gesagt.
    »Patrice wird sie heiraten. Sie wird die Frau eines Dupin werden. Und jetzt, wo sein Vater tot ist, ist er der Herr. Jetzt, wo seine Schwester tot ist, gehört ihm alles. Alles! Hörst du? Pontradieu mit seinen fünfhundert Hektar Land, die Fabrik, das Geschäft, alles! Deine Enkelkinder werden Millionäre sein! Also sei ruhig und geh deine Kanäle ausschaben!«
    Er konnte es nicht fassen! Er, der es kaum ertragen konnte, wie Patrice sein schlecht zusammengeflicktes Harlekinsgesicht zur Schau stellte, er sah ungläubig zu, wie seine Tochter ihrem Geliebten entgegenlief, sobald sie in der Ferne sein Auto hörte. Starr vor Verwunderung beobachtete er, wie sich ihr Gesicht in seiner vollkommenen Schönheit, von aller Liebe der Welt erfüllt und mit weit geöffneten Augen zu dieser abscheulichen sarkastischen Fratze emporhob, die nicht einmal mehr im Blick Zärtlichkeit oder Bewunderung auszudrücken vermochte.
    Und er wußte noch nicht einmal alles, Didon Sépulcre. Er wußte nicht, daß seine Tochter ihren zukünftigen Ehemann einer Toten entrissen hatte. Er wußte nicht, daß Rose während der Nacht und der zwei Tage, die sie bei den Überresten Charmaines gewacht hatten, Patrice dreimal daran hindern mußte, sich mit der Pistole in der Hand in den Sarg neben seine Schwester zu legen. Er wußte nicht, daß sie, um ihn in dieser Welt zu halten, alle Kugeln aus der Trommel nehmen mußte, noch, daß sie sich Patrice schließlich hingegeben hatte, keine zwei Schritte von der Bahre entfernt, auf dem in seinen Überzug gehüllten Sofa des Salons, und daß er dabei ihre Brüste mit seinen Tränen benetzt hatte. Das alles wußte er nicht, Didon Sépulcre, sonst hätte er seinem Augapfel am Ende noch den Schädel gespalten. Na endlich … Schließlich war sie doch heimgekommen … Didon hörte, wie sie oben ihre Schuhe gegen die Wand warf. Er hörte die bittere Stimme Marcelles, die sie fragte, ob sie sich wenigstens gut amüsiert hätte.
    Dann verließ er das Haus und ging über den stockfinsteren Hof. Es hatte sich eingeregnet, ein allgegenwärtiger Regen fiel mit steter Kraft auf die eingeweichten Felder nieder und wusch das ganze Bett des Lauzon von den Überbleibseln einer achtmonatigen Dürre rein. Ganz in der Nähe, als stünde man direkt darunter, hatte sich der sonst so spärliche Wasserfall das Brüllen eines Katarakts zugelegt. Durch den dichten, dunklen Regen hindurch spürte man, wie der feine Nebel, den das fallende Wasser erzeugte, aus dem tosenden Strom aufstieg.
    Didon überquerte den Hof, hüpfte über die Pfützen hinweg und beschimpfte dabei den lieben Gott auf provenzalisch. Er trug den Jutesack mit den Keilen und dem Werkzeug und hatte das Gewehr umhängen. Er beeilte sich, er hastete voran. Sein Lauf war ein einziges Vorwärtsstürzen. Er ruderte mit Armen und Beinen in der Dunkelheit, da der dunkle Hof wer weiß nicht was alles hätte verbergen können. Er warf sich gegen die Tür der Mühle und fand nur mit Mühe die Klinke, die er schon seit seiner Kindheit kannte. Doch die Angst kann alles zerstören, sogar die Gewohnheit. Er öffnete, stieß die Tür wieder zu, lehnte sich gegen sie und ließ einen Seufzer der Erleichterung hören. Hier fühlte er sich zu Hause, weit mehr als in seinem

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