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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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zurücklegen, von denen zwei keine Beine haben, wenn man zudem weiß, daß ihr Durchschnittsalter fünfundvierzig Jahre beträgt?«
    »Das ist eine Regeldetriaufgabe«, meinte Monsieur Poncin, dessen tief gefurchter Stirn man ansieht, wie angestrengt er nachdenkt.
    »Sie werden die Frage mit ausgeruhtem Kopf studieren«, beeilte sich Amédée Florence ihm zu raten. »Da haben Sie also während der ganzen Zeit unserer Reise solche Art von Berechnungen in Ihr Notizbuch geschrieben?«
    »O nein, Monsieur Florence«, wehrte Monsieur Poncin mit gewichtiger Miene ab. »Solche Rechenaufgaben sind für mich nur eine Zerstreuung, eine Erholung, eine Art geistigen Spiels. Gewöhnlich beschäftige ich mich mit weiterreichenden und ernsteren Fragen, wie Sie mir glauben dürfen.«
    »Und darf ich fragen …!«
    »Ich bin Statistiker«, gestand Monsieur Poncin mit geheuchelter Bescheidenheit ein.
    »Das ist also alles Statistik?« fragte Amédée Florence und zeigte dabei auf das berühmte Notizbuch.
    »Ja, Monsieur«, antwortete Monsieur Poncin, geradezu trunken von Begeisterung. »Diese Aufzeichnungen sind eine unerschöpfliche Fundgrube für Informationen! Ich habe erstaunliche Dinge entdeckt, Monsieur.«
    Monsieur Poncin hatte das Buch ergriffen, dessen Seiten er jetzt rasch durchblätterte.
    »Sehen Sie das hier zum Beispiel, Monsieur«, rief er aus, während er auf eine Notiz wies, die das Datum des 16. Februar trug. »In siebzig Tagen haben wir neun Antilopenherden gesehen, die zusammen dreitausendneunhundertundsieben Köpfe zählten – ich habe sie gezählt –, was einen Durchschnitt von vierhundertvierunddreißig Antilopen pro Herde ergibt. Innerhalb eines Jahres würden wir also mathematisch nachweisbar sechsundvierzig und dreiundneunzighundertstel Herden begegnet sein, respektive zwanzigtausenddreihundertzwölf und achtundsiebzighundertstel Antilopen. Daraus ergibt sich mit ma-the-matischer Genauigkeit, daß die vierundfünfzigtausendsechshundert Quadratkilometer, auf die ich die Oberfläche des Gebiets im Nigerbogen schätze, fünfhundertsechsundfünfzigtausendeinhundertzweiundsiebzig und achthundertvierundneunzigtausendstel Antilopen enthalten. Das ist eine Information, die, sollte ich denken, vom zoologischen Standpunkt aus höchst bedeutsam ist!«
    »In der Tat … in der Tat …« stammelte Amédée Florence, der völlig durcheinander geraten war.
    »Erstaunliche Dinge, kann ich Ihnen nur sagen!« fuhr indessen Monsieur Poncin zungenfertig fort. »Ich weiß zum Beispiel, daß es im Nigerbogen durchschnittlich neuntausendstel Kaimane und siebenundzwanzigzehntausendstel Flußpferde auf den laufenden Quadratmeter des Stromes gibt! Daß dort in diesem Jahr sechshundertzweiundneunzig Trilliarden dreihunderteinundzwanzig Billiarden zweihundertdreiunddreißig Milliarden einhundertsieben Millionen vierhundertfünfundachtzigtausend und ein Hirsekorn erzeugt worden sind. Daß jeden Tag im Durchschnitt achtundzwanzigtausendstel Kind pro Dorf geboren wird, und daß sich unter diesen achtundzwanzig Tausendsteln zweihundertsiebenundsiebzigtausendstel Mädchen und einhundertneunundneunzigsiebzehntausendstel Knaben befinden! Daß die Tätowierung der Neger dieser Region, aneinandergelegt, einhundertdreitausendfünfhundertachtundzwanzigmal um die Erde reichen würde! Daß …«
    »Genug! … Genug …, Monsieur Poncin«, unterbrach ihn Florence, der sich die Ohren zuhielt. »Es ist tatsächlich ganz wunderbar, aber zu hoch für mich, wie ich gestehen muß. Eine letzte Frage noch. Die Hieroglyphen, die ich mir die Freiheit genommen habe, eines Tages in Ihrem Notizbuch zu betrachten, hätten ebenfalls einen entsprechenden Sinn?«
    »Durchaus!« erklärte Monsieur Poncin. »5.D. und I6.F. bezeichnen das Datum und bedeuten ganz einfach: 5. Dezember und 16. Februar, d.D. durchreiste Dörfer, M. Menschen, Ds. Durchschnitt, F. Frauen, p.D. pro Dorf, Qukm. Quadratkilometer usw. Alles das ist ganz einfach. Das Interessanteste ist das, was sich daraus ergibt, das heißt die Totalbevölkerung des Nigerbogens. Sie sehen: am 5. Dezember Tb., das heißt Totalbevölkerung 1.479.114.«
    »Ja, ich sehe«, sagte Florence, »aber ich sehe auch unter dem Datum des 16. Februar Tb. 470.652. Welche dieser Zahlen ist nun die richtige?«
    »Alle beide sind richtig«, behauptete Monsieur Poncin. »Die erste stimmte am 5. Dezember, die zweite am 16. Februar.«
    »Es muß demnach in der Zwischenzeit, ohne daß ich etwas davon ahnte, eine grauenhafte

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