Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
nur mögliche Gefährdung von uns fernhalten wird, mit einem herzlichen Gruß zu bedenken. Zudem dürfen Sie sich nicht darüber täuschen, daß ich in Gestalt dieser numerisch beschränkten Eskorte zugleich auch der gesamten Armee – denn steht sie nicht in ihrer Totalität hinter jedem schlichten Feldsoldaten? – diesen Gruß entbiete. Diese allen französischen Herzen so teure Armee also wird sich mit unserem Vorhaben verbünden, und dank ihr werden im Rahmen dieser bescheidenen Unternehmung – wie es so häufig bei den ruhmreichen Taten der Fall gewesen ist, die sie zu vollbringen gewohnt ist – das Ansehen des Vaterlandes und die Größe der Republik noch wachsen!«
Wiederum erhoben sich Beifallsstürme, genauso tosend und genauso spontan wie die ersten. Dann machte man sich auf den Weg zur Residenz, wo die Hauptteilnehmer der Expedition für die drei Tage Unterkunft finden sollten, die für die Regelung letzter Einzelheiten des Forschungsprogramms vorgesehen waren.
Dieses Programm war umfassend genug. Die für den von Barsac eingebrachten Gesetzesvorschlag in Betracht kommende Region übertrifft an Ausdehnung eine Million fünfhunderttausend Quadratkilometer. Das entspricht ungefähr der Gesamtoberfläche Frankreichs. Wenn es auch nicht in Frage kommen konnte, alle Punkte dieses ungeheuren Areals zu besuchen, hatte man doch wenigstens einen Reiseweg zusammengestellt, der so vielseitig war, daß zum Schluß die von den Erforschern gesammelten Eindrücke einigermaßen den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen mußten. Tatsächlich erstreckte diese Route sich über mehr als 2500 Kilometer für die eine Gruppe der Abordnung, und über nahezu 3500 für die andere.
Es war nämlich, um ein möglichst ausgedehntes Erforschungsgebiet zu erfassen, so gedacht, daß die Expedition sich unterwegs teilen sollte. Von Konakry ausgehend würde sie ihren Weg zunächst über Ouossou, Timbo – ein bedeutendes Zentrum des südlichen Fouta Djal, und Kouroussa, eine am Niger in geringer Entfernung von dessen Quelle entstandene Niederlassung, nach Kankan nehmen.
Von Kankan aus würde man über Foraba, Forabakourou und Tiola, nachdem man Ouassoulou und Kenedougou durchmessen hatte, nach Sikasso, dem Hauptort dieses letzteren Gebietes, gelangen.
In Sikasso, 1100 Kilometer vom Meer entfernt, sollte die Teilung der Expedition in zwei getrennte Zweige erfolgen. Die eine Hälfte unter der Führung Baudrières’ würde sich dem Gebiet um Kong zuwenden und über Sitardougou, Niambouamdo und verschiedene weniger bedeutende Siedlungen dessen Hauptstadt erreichen. Von Kong aus sollte sie in das Baoulé vorstoßen, um schließlich bei Grand-Bassam die Elfenbeinküste zu erreichen. Der andere, Barsac unterstellte Teil sollte hingegen ostwärts über Ouaghadougou vorrückend, den Niger bei Saye berühren, dann parallel zum Fluß seinen Marsch fortsetzen, den Mossi überqueren, um schließlich über Gourma und Borgoubei sein Endziel Kotonou an der Küste von Dahomey zu erreichen.
Wenn man die unvermeidlichen Umwege und Verzögerungen berücksichtigte, mußte man sich darauf gefaßt machen, daß die Reise mindestens acht Monate für die erste und zehn bis zwölf Monate für die zweite Gruppe der Expedition dauern werde. Bei einem gemeinsamen Aufbruch am 1. Dezember von Konakry aus würde Baudrières nicht vor dem 1. August in Grand-Bassam und Barsac nicht vor dem 1. Oktober in Kotonou ankommen.
Es handelte sich also um eine lange Reise, und dennoch durfte Monsieur Isidore Tassin sich kaum schmeicheln, daß sie ihm gestatten werde, bis dahin unbekannte geographische Erkenntnisse von ihr heimzubringen. Tatsächlich ließ sich die Anwesenheit eines korrespondierenden Mitglieds der geographischen Gesellschaft nur schlecht erklären, da die Hoffnung auf eine Entdeckung des Nigerbogens ebensowenig Aussicht bot wie die, Amerika nochmals zu entdecken. Monsieur Tassin jedoch war nicht anspruchsvoll. Da der Globus nach allen Richtungen hin durchpflügt worden war, hegte er die Meinung, man müsse sich eben mit wenigem zu begnügen wissen.
Er war freilich von weiser Einsicht geleitet, wenn er in dieser Weise seinen Ehrgeiz beschränkte. Seit langem schon hatte der Nigerbogen aufgehört, die unzugängliche, geheimnisumwitterte Region zu sein, die er so lange Jahre hindurch gewesen war. Seitdem der deutsche Forschungsreisende Dr. Barth als erster in den Jahren 1853 und 1854 diese Gegenden bereist hatte, waren sie von einer Menge unerschrockener
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